Uran: Handelskrieg zwischen USA und Russland bahnt sich an

Uran: Handelskrieg zwischen USA und Russland bahnt sich an picture alliance/dpa/TASS / Donat Sorokin

In den USA stehen Abstimmungen über Gesetze an, die sich drastisch auf den Uranmarkt auswirken könnten. Der Prohibiting Russian Uranium Imports Act (McMorris Rodgers Bill) sieht vor, den Import russischen Urans bis 2028 zu verbieten. Das Gesetz hat das Repräsentantenhaus bereits passiert.

Der zusätzlich im Raum stehende Nuclear Fuel Security Act (NFSA) sieht zu den ein Budget in Höhe von 2 Milliarden USD für die Unterstützung der heimischen Uran- und Kernbrennstoffsektoren vor. Die Finanzierung kann aus Standardmitteln der Regierung oder speziellen Notfallzuweisungen des Weißen Hauses erfolgen.

McMorris Rodgers Bill und NFSA

Der Gesetzentwurf verfügt über überparteiliche Unterstützung. Diese gibt es auch durch Die US-Lobbygruppe The Uranium Producers of America, die das Potenzial für innerliche Investitionen betont.

Das Einfuhrverbot zielt darauf ab, russische Importe innerhalb von 90 Tagen zu stoppen – spezifische Ausnahmen sind aber bis 2028 möglich, wenn dies zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit notwendig ist. Die Wahrscheinlichkeit für eine Verabschiedung liegt bei 80 %, glauben Analysten aus der US-Hauptstadt.

Doch Russland bereitet offenbar einen Gegenschlag vor. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in der vergangenen Woche berichtete, hat das staatliche russische Uranunternehmen Tenex seine US Kunden davor gewarnt, dass Russland die Uranexporte in die USA präventiv stoppen könnte. Russland droht also offen damit, Exporte zu beschränken, bevor die Amerikaner die Einfuhr ihrerseits drosseln.

Betroffene Kunden seien etwa Constellation Energy, Duke Energy und Dominion Energy. Eine endgültige Entscheidung darüber sei im Kreml jedoch noch nicht getroffen worden. Rosatom, Russlands staatlicher Nuklearkonzern und Mutterkonzern von Tenex, wies die Berichte über die Warnung an die US Kunden zurück.

USA importieren mehr als 20 % des Urans aus Russland

Die Bestrebungen in Washington kommen nicht von ungefähr. Von den rund 47 Millionen Pfund Uran, die die USA jährlich verbrauchen, stammen 20-24 % aus Russland. Unter Berücksichtigung der Importe aus Ländern wie Kasachstan und Usbekistan liegt die Importquote sogar bei über 40 %. Mehr Unabhängigkeit – vergleichbar mit den Zielen des Inflation Reduction Acts – soll durch den Wiederaufbau heimischer Industrie erreicht werden.

David Talbot, Urananalyst bei Red Cloud Securities warnt vor zumindest kurzzeitigen Verwerfungen. "Es kann sein, dass wir sofort Panik und Spekulationen erleben, die zu einem Überschießen führen, bevor sich der Markt beruhigt". Der Spotmarkt sei dünn, die Lagerbestände nicht sonderlich hoch.

"Angesichts des sehr angespannten Marktes könnte die Hinzunahme psychologischer Faktoren zusätzlich zu den starken Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage zu schnell steigenden Uranpreisen führen", erläutert Talbot in einer Mitteilung an Kunden.

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Moskau baut Dominanz im Uran- und Nuklearbereich auf

Talbot beobachtet eine wachsende russische Dominanz im Uran- und Nuklearbereich und eine stärkere Präsenz Moskaus insbesondere in Schwellenländern. Russland baut ein Drittel aller Kernkraftwerke weltweit. Moskau finanziere und baue AKW, versorge sie mit ihrem Uran und werde so zum "One-Stop-Shop".

Die mögliche Eskalation im Uranhandel zwischen den USA und Russland findet in einem Marktumfeld statt, das von stark steigenden Uranpreisen geprägt ist. Aktuell kostet ein Pfund Uran 90 USD. Vor einem Jahr notierte der Preis bei rund 50 USD. Noch Anfang 2013 lag der Preis sogar unterhalb von 30 USD.

Die Nachfrage nach Uran steigt dynamisch weiter, weil mehr Länder Kernkraftwerke bauen oder bestehende Kernkraftwerke länger nutzen als  geplant. Jüngst würde auf dem Klimagipfel in Dubai durch 22 Staaten eine Verdreifachung der Kernenergieerzeugungskapazität beschlossen. Mit dabei sind fast alle großen westlichen Industriestaaten: USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Japan. Auch Finnland, die Niederlande, Polen und Schweden sprechen sich für mehr Kernkraft aus und verweisen auf die Dekarbonisierungsbestrebungen.

Laut einem im September veröffentlichten Bericht der World Nuclear Association (WNA) wird die Nachfrage nach Uran in Kernreaktoren voraussichtlich bis 2030 um 28 % steigen und sich bis 2040 fast verdoppeln.

Das Angebot dagegen verläuft flach. Im vergangenen Jahr wurden 49.350 t produziert – nach 47.731 t im Jahr 2020. Seit 2016 war die Produktion zuvor um 25 % gesunken.