Lithium und Kobalt brauchen nicht Elon Musk, sondern einen liquiden Markt

Lithium und Kobalt brauchen nicht Elon Musk, sondern einen liquiden Markt bigstockphoto

Tesla Chef Elon Musk regte kürzlich an, mehr in den Lithiumabbau zu investieren – dies sei eine Lizenz zum Geld drucken. Ein höheres Angebot ist jedoch nur ein Teil der Lösung. Was es braucht, sind effiziente und liquide Terminmärkte.

Lithium sei das neue Öl, heißt es derzeit oft. Wer Öl handeln möchte, kann auf maßgebliche Benchmarks wie Brent und WTI zurückgreifen und Kontrakte an diversen Terminbörsen mit hoher Liquidität handeln. Im Handel mit Lithium stehen solche Benchmarks ebenso nicht zur Verfügung wie weitreichende Liquidität. Dies hat Folgen, wie das Wall Street Journal in einem aktuellen Beitrag anmerkt.

Ineffizienter Markt begünstigt hohe Preise

Der Mangel an ausgereiften Marktplätzen begünstigt die Preisexplosion bei dem für Batterien so wichtigen Rohstoff. Lithiumcarbonat und Lithiumhydroxid kosten derzeit fünfmal so viel wie vor einem Jahr. Die Elektrifizierung des Straßenverkehrs gerät durch die hohen Preise in Gefahr. Tesla etwa kündigte letzte Woche an, die Listenpreise für einige seiner Fahrzeuge um 6.000 USD zu erhöhen.

Die Lithiumpreise sind dabei nicht nur hoch, sondern auch ineffizient. Der Preis am Lithium Spotmarkt hat wenig mit den Preisen zu tun, die Autohersteller tatsächlich an Rohstofflieferanten zahlen. Ein Großteil des Marktes läuft Over-the-Counter (OTC) ab – im Rahmen von Direktverträgen zwischen Produzenten und Käufern.

Der Markt setzt zu wenig Preissignale

Dies hat einerseits Vorteile, weil die hohen Lithiumpreise sich nicht vollständig und nur mit Verzögerungen in Preissteigerungen für Batterien niederschlagen. Andererseits setzen hohe Preise auch kein zwingendes Signal an Lithiumproduzenten, ihre Produktion auszuweiten.

Der hohe Anteil an OTC Geschäften macht den Lithiummarkt für dritte Investoren (also etwa Spekulanten) unattraktiv – bildet er doch letztlich nicht die Wirklichkeit am Lithiummarkt ab.

Während Elon Musk mit seiner Forderung nach einem großen Angebot an Lithium sicherlich nicht falsch liegt, muss dieses Angebot auf einem besser organisierten Markt auf die Nachfrage treffen. Dieser Markt muss Preissignale für Anbieter und Nachfrager setzen und zukünftige Erwartungen widerspiegeln.

Aktuell etwa kostet 1 t Lithiumhydroxid rund 75.000 USD. Könnte ein lithiumproduzierendes Unternehmen sich diesen Preis am Terminmarkt für Lieferungen in einem Jahr (oder noch besser: in drei Jahren) sichern, gewänne es an Planungssicherheit – und könnte höhere Investitionen in den Ausbau der Produktion tätigen.

Heute müssen Lithiumunternehmen dafür Direktverträge mit Herstellern aushandeln, was wesentlich länger dauert. Zudem fehlt es dem Markt an Preistransparenz, wenn der Spotmarkt nur bedingt als Referenz geeignet ist.

Autohersteller wissen nicht, ob die Konkurrenz Lithiumhydroxid teurer oder günstiger einkauft – und welche Angebote bei dem Gegenüber noch auf dem Tisch liegen. So kann es ohne Referenzpreis zu erheblichen Sprüngen bei neu abgeschlossenen Verträgen kommen, die sich nur sehr bedingt kalkulieren lassen.

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Der Lithium Future an der CME ist noch nicht ausgereift

Die Chicago Mercantile Exchange (CME) hat im Frühjahr 2021 einen Lithium Future aufgelegt, der allerdings noch längst nicht alle Anforderungen an einen ausgereiften Terminmarkt erfüllt.

Der Kontrakt bezieht sich auf den wöchentlich veröffentlichten Preis für Lithiumhydroxid in Batteriequalität in Nordasien. Konkret handelt es sich um den "Lithium hydroxide monohydrate min 56.5% LiOH.H2O battery grade spot price, US$ per kg CIF China, Japan & South Korea” Kurswert, der in US-Dollar/Kilogramm durch den Rohstoffpreisspezialisten Fastmarkets ermittelt wird.

Der finale Abrechnungspreis des Kontrakts entspricht dem arithmetischen Mittel der während der Laufzeit wöchentlich veröffentlichten Preise. Der Kontrakt sieht einen Barausgleich vor. Die Kontraktgröße beträgt 1 t. Es gibt monatliche Kontakte für die jeweils zwölf nächsten Kalendermonate.

Ein Blick auf Volumen und Open Interest zeigt jedoch, dass der Kontrakt von Marktteilnehmern bislang kaum angenommen wird. Dies dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass an der CME selbst keinerlei Preisbildung stattfindet, die Meinungen über den künftigen Lithiumpreis abbilden könnte. Der Kontrakt bildet lediglich einen externen Preis ab und kann diesen aufgrund seines geringen Volumens auch nicht indirekt beeinflussen.

CME Kobalt Future kommt besser an

Was für Lithium gilt, gilt mit Abstrichen auch für Kobalt. Ach  hier hat die CME einen Future aufgelegt. Dieser wird durch den Markt besser angenommen als der Lithium Future, wenngleich auch dieser ausschließlich auf durch Fastmarkets übermittelten Preisen beruht. Volumen und Open Interest haben sich zuletzt positiv entwickelt.