Darum geht es wirklich beim Bargeldverbot
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
in der Regel hält sich die Deutsche Bundesbank dezent im Hintergrund. Doch seit die Stimmen aus der Großen Koalition, die eine schrittweise Abschaffung des Bargelds fordern, immer lauter werden, steht sie auf den Barrikaden. "Banknoten sind das einzige gesetzliche Zahlungsmittel. Es wäre fatal, wenn die Bürger den Eindruck bekämen, dass ihnen das Bargeld nach und nach entzogen wird", sagt Jens Weidmann der "Bild".
Bargeldverbot als finanzielle Repression in der Finanzmarktkrise
Die Argumente für die Abschaffung des Bargelds sind fadenscheinig. Ohne Bargeld gäbe es keine Schwarzarbeit mehr und kriminelle Geldströme könnten ausgetrocknet werden. Außerdem sei Bargeld unpraktisch und ein Anachronismus im Zeitalter der Digitalisierung. So heißt es.
Tatsächlich geht es bei dieser Initiative, die im Moment in vielen Industrieländern auf der Tagesordnung steht, um etwas ganz anderes. Die Finanzmarktkrise, die 2008 mit voller Wucht ausgebrochen ist, wurde in den letzten Jahren durch beispiellose Interventionen der Notenbanken auf der ganzen Welt nicht behoben, sondern lediglich unter einen gigantischen Teppich aus frisch gedrucktem Geld gefegt. Das Geld strömte in angeschlagene Bankbilanzen und in Staatshaushalte, um von dort in den Wirtschaftskreislauf fließend mehr schlecht als recht Wachstum zu generieren. Doch die Kraft des neues Geldes lässt nach. Obwohl die Leitzinsen bereits in vielen Ländern bei Null stehen und obwohl zum Beispiel die EZB die Märkte monatlich mit zusätzlich mehr als 60 Milliarden Euro flutet, kühlt sich die Weltwirtschaft ab. Also haben zum Beispiel die Schweiz, Dänemark, Schweden, die Euro-Zone und jetzt auch Japan den Negativzins für Geschäftsbanken eingeführt, die ihr Geld bei den Notenbanken hinterlegen. Einige Banken haben damit begonnen, diesen Strafzins an ihre Kunden weiterzureichen. Konkret bedeutet das: Wer bei seiner Bank Spareinlagen hinterlegt, bekommt nicht nur keine Sparzinsen, er zahlt sogar dafür.
Das übergeordnete Ziel der Notenbanken ist, Sparer zu Investitionen oder Konsum zu zwingen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, die Steuereinnahmen zu erhöhen und die bereits vergebenen Kredite zu bedienen. Mehr noch: Ohne Bargeld könnte der Staat bzw. die Notenbank jede Transaktion überwachen und steuern. Ein Traum für jeden Zentralplaner.
Aber wer gibt denn sein Geld einer Bank, um dafür auch noch zu zahlen? Kein vernünftiger Mensch. Aus diesem Grund heben zum Beispiel die Sparer in der Schweiz ihr Geld von den Bankkonten ab und horten die Banknoten in Tresoren, um dem Strafzins zu entgehen. Sie schätzen das Risiko von Banditen beraubt zu werden offenbar geringer ein, als von ihrer Bank im Auftrag des Staates enteignet zu werden. Ein Bargeldverbot würde die Flucht in den sicheren Hafen zumindest erschweren.
Entschuldung durch Inflation
Aber das Bargeldverbot hat noch einen andern Sinn. Es dient der Entschuldung der Staaten auf Kosten seiner Bürger. Der Staat nimmt Kredite auf, um damit unter anderem Banken zu retten oder seinen wuchernden Sozialstaat zu finanzieren. Er verspricht dem Kreditgeber eine bestimmte Geldsumme zu einem bestimmten Termin zurückzuzahlen. Doch gleichzeitig reduziert er durch seine Notenbank den Wert des Geldes durch Inflation bzw. die Ausweitung der Geldmenge. Die 500.000 Euro, die der Staat heute erhält, haben die Kaufkraft für den Erwerb eines Hauses. Mit den 550.000 Euro, die der Staat in 10 Jahren zurückzahlt, kann man sich dann nur noch einen Mittelklassewagen kaufen. Auf Kosten des Kreditgebers schmelzen die Schulden des Staates im Laufe der Jahre wie Schnee in der Sonne. Ein Bargeldverbot schließt alle Notausgänge, die aus diesem bösen Spiel führen können. Und sollten die Banken dennoch wieder in Schieflage geraten, wäre ein Banken-Run unmöglich.
Staatliches Bargeld gewährt nur eine relative Freiheit, denn der Wert dieses Geldes hängt letztlich von der jeweiligen Geldpolitik der Notenbanken ab. Wirkliche finanzielle Freiheit genießt nur derjenige, der die Werte die er schafft, in Wertspeichern bewahrt, die dem Zugriff des States so weit wie möglich entzogen sind.
Viel Erfolg wünscht Ihnen
Ihr Thomas Rausch
Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.