Gold: Sicherer Hafen auch bei Deflation?

Gold: Sicherer Hafen auch bei Deflation?

Lange Zeit sah man Gold fast ausschließlich als Zukunftsabsicherung in inflationären Zeiten an. So auch in den Perioden der enormen Geldflutung von Seiten der Nationalbanken, die dadurch nicht nur die Industrie stützen, sondern auch über Inflation die Gefahr einer Deflation bekämpfen wollten.

Als Nebenaspekt der Geldmengenausweitung und Niedrigzinspolitik ist ein Verfall der Zinsen bei den Anleihen zu verzeichnen. So ist das Beispiel Schweiz mit einem Zinssatz von -0,75% längst kein Einzelfall mehr. Bereits 10 Länder der Eurozone haben bei 2-jährigen Anleihen einen Negativzinssatz. Auch im Richtung weisenden Euroland Deutschland dümpeln die Zinssätze der Anleihen auf Rekordtief dahin, sogar noch tiefer als in Japan, das lange Zeit als Musterbeispiel für Deflation galt. Doch warum soll jetzt auf einmal die alte Weisheit dass Inflation gut für Gold, Deflation aber schlecht sei, nicht mehr gelten?

Dazu muss man die neueste Untersuchung, die Julian Jessop, Chefanalyst von "Capital Economics", betrachten, in der er befindet, dass Gold durchaus auch in deflationärem Umfeld gutes Aufwärtspotential besitzt.

Jessop erklärt: " Es ist sicherlich kein Zufall dass die Spitzen des Goldpreises in den mittleren und späten 70er Jahren mit den Inflationsspitzen während des Ölschocks zusammenfielen. Das Rekordhoch bei Gold wurde 1980 erreicht, just als auch die Inflation in den USA ihre Spitze von 14% erreichte (siehe Chart 1). Auch der Anstieg des Goldpreises zwischen 2009 und 2011 ist durch die Erwartung einer inflationären Situation, ausgelöst durch die Einführung des quantitativen Easings, begründbar (siehe Chart 2). Wie auch immer, Chart 1 zeigt aber auch dass Gold nach 2002 seinen bullischen Trend fortsetzte obwohl die Inflation bereits rückläufig war, und sogar manchmal ins Minus rutschte. Und auch wenn uns eine Inflation nicht gerade unmittelbar droht, eine ultralockere Geldpolitik steigert ebenso den Bedarf sich Gold als Absicherung gegen Währungsentwertung und späterem Inflationsschock zu halten".

Quelle: Capital Economics / mining.com

Da die meisten hochentwickelten Länder anscheinend keine andere Wahl haben als weiter Geld in Unmengen zu drucken, so ist die Geldentwertung vorprogrammiert. Für diesen Werteverfall steht Gold als taugliches Gegenmittel zur Verfügung. Und sollte die nach herrschender Lehre zu erwartende Inflation später einsetzen, dann ist wieder das alte Gesetz gültig, dass Gold an steigender Inflation partizipiert. Als Umkehrschluss gilt daher auch in deflationären Zeiten die Zukunftssicherung nicht zu vergessen, und dafür ist Gold eindeutig ein sicherer Hafen.

Kommentar:

Generell stimmt die Miningscout-Redaktion den Aussagen des Autors zu, wollen aber festhalten, dass es über die Themen Inflation und Deflation hinausgehend weitere Argumente für eine Wertbestimmung des Edelmetalls gibt. Inflation zeigt zwar im Wesentlichen auf eine steigende Wirtschaftsleistung hin, was, wie bekannt, gut für Gold ist, aber dies kann sehr wohl auch nur regional begrenzt sein. Nicht nur dass von Seiten der Weltwirtschaft noch etliche Hausaufgaben für eine Gesundung anstehen, so wären auch von Seiten der Politik dementsprechende Maßnahmen zur Schaffung tauglicher Rahmenbedingungen gefordert. Hier sehen wir einen ernst zu nehmenden Knackpunkt, der aber daher mittel- bis langfristig für Gold spricht.

Es wird auch des Weiteren vom Kaufverhalten der Staatsbanken, speziell der asiatischen Länder, dem Konsumverhalten Chinas und Indiens abhängen, inwieweit Angebot und Nachfrage kursbildend sein werden. Und nicht zuletzt wie lange noch die seit den 70er Jahren geduldete Manipulation des Goldpreises durch das Papiergold ihren Einfluss haben wird. Gold ist neben seinem Wert auch eine Vertrauenssache, ein Vertrauen auf seit Jahrtausenden existierende Sachwerte, und das kann nur dann bestehen bleiben solange Gold die Chance hat seinen wahren Stellenwert durch Angebot und Nachfrage zu dokumentieren.

Manipulationen sowie ständige mediale Versuche Gold zu diskreditieren fördern das Vertrauen nicht wirklich. Wenn man dies jedoch für sich ausblendet, dann kann man leicht erkennen, dass Gold zu jeder Zeit, also auch in deflationärem Umfeld, ein gültiges Absicherungsinstrument für den Fortbestand seiner geschaffenen Werte darstellt.