Mehr Australien, weniger China: Kanada sorgt sich um Preisdumping an Metallmärkten
Die kanadische Regierung sorgt sich über Marktmanipulation und Preisdumping bei kritischen Metallen. Dies äußerte Jonathan Wilkinson, Minister für Energie und natürliche Ressourcen gegenüber Reuters. Kanada will nun ein alternatives Preismodell prüfen und folgt damit Überlegungen der USA.
Chinas Preisdumping erschwert Aufbau eigener Lieferketten
"Die Nachfrage nach kritischen Mineralien wird in Zukunft erheblich steigen, aber wir stehen derzeit vor einigen Preisproblemen und sind offensichtlich besorgt über Probleme im Zusammenhang mit Marktmanipulation und Dumping". Diese Probleme werden auch von vielen anderen westlichen Ländern erkannt.
Die Kritik zielt vor allem auf China ab und wirft der Volksrepublik wettbewerbswidrige Handelspraktiken vor. Um solche handelt es sich, wenn Rohstoffe auf dem Weltmarkt zu Preisen verkauft werden, die unter denen im Land des Exporteurs liegen.
Peking wird etwa vorgeworfen, die Preise für seltene Erden systematisch zu drücken. China dominiert den Markt für seltene Erden von der Mine bis zum Magneten. 60 % der geförderten Rohstoffe, 87 % der Aufbereitung und 94 % der Weiterverarbeitung zu Magnetprodukten entfallen auf die Volksrepublik.
Es dürfte deshalb in Peking niemanden überraschen, dass der Westen Gegenmaßnahmen einleitet und versucht, eigene Wertschöpfungsketten aufzubauen. Doch China errichtet Markteintrittsbarrieren in Form niedriger Preise. So wurde die inländische Seltenerdproduktion weit über die inländische Nachfrage hinaus hochgefahren. Die Preise sanken deutlich und ein Großteil der – eigentlich kostengünstigen – chinesischen Minen arbeitet defizitär. Westliche Investoren werden dadurch abgeschreckt.
Bei Nickel verhält es sich ähnlich. Indonesien ist in den vergangenen Jahren zum wesentlichen Exporteur geworden. Die indonesische Nickelindustrie wird weitreichend durch chinesische Unternehmen dominiert. Obwohl die Nickelpreise bereits dramatisch gefallen sind, will Indonesien die Produktion sogar noch ausweiten.
Chinas Investitionen in kanadischen Bergbau wachsen
Doch chinesisches Geld fließt auch in den kanadischen Bergbau. Die Regierung in Ottawa sieht dies mit zunehmendem Unbehagen. Bereits 2022 hatte die Regierung drei Unternehmen aus der Volksrepublik unter Berufung auf die nationale Sicherheit angewiesen, ihre Beteiligungen an kanadischen Unternehmen mit Bezug zu kritischen Rohstoffen zu veräußern. Anschließend wurden die Regeln für Auslandsinvestitionen in diesem Sektor deutlich verschärft.
Dennoch floss laut eigener Studie der University of Alberta weiterhin chinesisches Geld in an der Börse von Toronto notierte Bergbauunternehmen. So erhielten Kanadas Bergbauunternehmen mit Bezug zu kritischen Mineralien im Jahr 2023 mindestens 2,2 Milliarden Kanadische Dollar (1,6 Milliarden US-Dollar) von neuen und bestehenden Investoren in China und Hongkong. Dies stellt einen drastischen Anstieg gegenüber 62 Millionen Kanadischen Dollar im Jahr 2022 dar.
Bei den Unternehmen ist die Skepsis gegenüber chinesischen Investoren weniger verbreitet – schließlich ist das Finanzierungsumfeld derzeit schwierig. "Chinesische Investoren scheuen sich nicht vor Risiken, sie sind bereit, dabei zu bleiben und es auszusitzen", kommentierte zuletzt Dean McPherson, Leiter Bergbau bei der TMX Group.
Zijin Mining Group bietet für Solaris Resources
Forscher Daniel Lincoln hält es deshalb trotz der Bestimmungen des Investment Canada Act für finden, alle chinesischen Bergbauakquisitionen zu regulieren, insbesondere wenn sowohl Käufer als auch Verkäufer an der Transaktion interessiert sind. Erst letzten Monat hat die staatliche Zijin Mining Group ein Angebot für den Kauf von 15 % der Anteile an Solaris Resources für 130 Millionen CAD abgegeben.
Ein Sprecher des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Industrie wollte sich dazu nicht äußern, betonte jedoch, die Regierung müsse jede Investition auf ihre Berechtigung prüfen, um sicherzustellen, dass Kanada für notwendige ausländische Direktinvestitionen offenbleibe. Denn finanzkräftige Investoren sind im derzeitigen Umfeld gefragt.
Ein Ausweg führt deshalb über enge Partnerschaften mit westlichen Ländern. So einigte sich Kanada am Rande der Bergbaukonferenz PDAC mit Australien auf die Förderung gemeinsamer Prioritäten im Zusammenhang mit der Gewinnung, Verarbeitung und Raffinierung kritischer Mineralien.
Die Länder wollen Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung und Entwicklung ausloten und den bilateralen Handel sowie bilaterale Investitionen im Bergbau unterstützen.