Kanada: Regierung will M&A im Bergbau bremsen
Industrieminister Francois-Philippe Champagne hatte am vergangenen Donnerstag eine vielbeachtete Erklärung herausgegeben. So bestehe "Bedarf an größerer Klarheit hinsichtlich der Haltung der kanadischen Regierung zu ausländischen Kapitalbeteiligungen im kanadischen Bergbausektor" – insbesondere im Hinblick auf Bergbauunternehmen mit Bezug zu kritischen Mineralien.
"Fortschrittliche Industrie- und Verteidigungspolitik"
Laut Champagne wird ausländisches Kapital weiterhin eine wichtige Rolle für den kanadischen Bergbau spielen. Das Land begrüße ausländische Investoren und erkenne die Bedeutung von Exploration und Standortentwicklung gerade durch kleinere Unternehmen an. Er könne aber nicht ignorieren, "dass wir uns in einer Welt des geopolitischen Wettbewerbs befinden, in der kritische Mineralien im Mittelpunkt fortschrittlicher Industrie- und Verteidigungspolitik stehen".
Champagne stellte klar, was sich bei den so genannten Nettonutzenprüfungen im Vorfeld von Unternehmenstransaktionen ändern wird. "Künftig werden solche Transaktionen nur noch in den außergewöhnlichsten Fällen als Nettonutzen eingestuft". Mit anderen Worten: Deals im kanadischen Bergbau mit ausländischer Beteiligung werden drastisch erschwert.
Bereits in der Vergangenheit hatte die Regierung gegen ausländische Beteiligungen interveniert – vor allem aber im Hinblick auf den Konkurrenten China. 2022 wurden drei chinesische Unternehmen verpflichtet, ihre erst kurz zuvor erworbenen Anteile an kanadischen Rohstoffproduzenten zu veräußern.
2022 mussten chinesische Investoren weichen
Sinomine Rare Metals Resources musste eine 2021 eingegangene Beteiligung an Power Metals Corp. abgeben. Chengze Lithium International Ltd. hatte Anteile an Lithium Chile (in Alberta tätig) erworben und musste diese ebenfalls abgeben. Zangge Mining Investment musste seine Beteiligung an Ultra Lithium in Vancouver veräußern.
Die rechtliche Grundlage für Interventionen der Regierung im M&A Bereich bildet der Investment Canada Act. Mit diesem kann die Regierung eine geplante Übernahme oder ausländische Investition ablehnen, wenn sie darin eine Bedrohung für die nationale Sicherheit sieht oder wenn die Transaktion die Kriterien für einen "Nettonutzen" für die Kanadier nicht erfüllt.
Dass sich die neue Regelung auch gegen Investoren aus befreundeten Ländern richtet, wird nicht zuletzt am Zeitpunkt deutlich. Am Tag der Erklärung des Ministers – gemessen am Veröffentlichungszeitpunkt der Mitteilung chronologisch aber daran anschließend – hatte das Ministerium den 6,9 Mrd. USD schweren Glencore-Teck-Deal genehmigt.
Allerdings sind in Kanada auch Abwehrmaßnahmen gegen westliche Beteiligungen nicht gänzlich neu. So plante BHP 2010 die Übernahme der Potash Corp. of Saskatchewan. Die Regierung des damaligen Premierministers Stephen Harper verweigerte den Deal unter Hinweis auf den fehlenden Nettonutzen für das Land.
Kritiker fürchten Finanzierungsschwierigkeiten für Explorer
Was genau könnten außergewöhnliche Umstände sein, die eine Transaktion aus Sicht der Regierung rechtfertigen? Ein Regierungssprecher wollte sich gegenüber Bloomberg nicht dazu äußern. Auch die kanadische Bergbaukammer hat bislang kein Statement veröffentlicht.
Kritiker fürchten um den Zugang zu Kapital für Explorationsunternehmen, die bei ihrer Finanzierung auf ausländische Investoren angewiesen sind. Shane Nagle, Metall- und Bergbauanalyst bei der National Bank of Canada, warnt, die Regierung "limitiere" die Finanzierung der Branche mit den "aggressiven Aussagen". Er befürchtet Auswirkungen auf den Standort: "Wenn das zu schwierig wird, werden sie eben woanders hingehen."
Dean McPherson, Head of global Mining an der Börse TSX, sieht in der Ankündigung der Regierung "keine positive Entwicklung" und bezeichnete die neue Politik als "besorgniserregend".
Scotiabank-Analyst Orest Wowkodaw schlägt in dieselbe Kerbe und sieht konkrete Bewertungsnachteile für kanadische Bergbauunternehmen.
"Diese aktualisierte Richtlinie schränkt die M&A-Optionen und die Finanzierungsmöglichkeiten kanadischer Bergbauunternehmen ein. Daher gehen wir davon aus, dass die meisten kanadischen Bergbauunternehmen im Vergleich zu ihren globalen Konkurrenten zu niedrigeren Bewertungsmultiplikatoren gehandelt werden". Dies wiederum würde Eigenkapitalfinanzierungen für kanadische Unternehmen verteuern.