Studie: Deutschland und EU bei Energiewende von Rohstoffimporten abhängig

Studie: Deutschland und EU bei Energiewende von Rohstoffimporten abhängig bigstockphoto

Deutschlands Energiewende ist in hohem Maße von Rohstoffimporten aus dem Ausland abhängig. Unter den Lieferanten sind viele Länder, die als nicht zuverlässig gelten. Dies belegt nun abermals einer Studie. Doch zumindest für manche Rohstoffe gibt es Auswege. Vorbilder finden sich in den USA und in Asien.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat eine Studie zur Versorgung Deutschlands und der EU mit kritischen mineralischen Rohstoffen vorgelegt. Demnach werden Stoffe wie Lithium oder Kobalt sehr häufig aus wenig demokratisch verfassten Ländern importiert.

Die Autoren der Studie fordern deshalb eine stärkere Diversifizierung, mehr Recycling, mehr eigene Rohstoffförderung, eine größere Lagerhaltung, Nachfragebündelung und technische Innovationen.

Maßnahmen gegen Abhängigkeit bei kritischen Rohstoffen

Welche Maßnahmen genau erforderlich sind, hängt auch vom jeweiligen Rohstoff ab. In der Studie wird ausdrücklich betont, dass sich die Situation bei jedem Rohstoff anders verhält.

So importiert die EU mehr als 90 % der Seltenen Erden aus China – den Rest aus den USA und Brasilien. Auch bei Magnesium entfallen mehr als 90 % auf chinesische Lieferungen – den Rest tragen kleinere Lieferanten bei.

Lithium wird nur zu 15 % aus China und weiteren kritischen Ländern exportiert. Mehr als 60 % der EU Importe stammen aus Chile, weitere gut 20 % aus anderen unkritischen Ländern.

Seltene Erden: Kurz- und mittelfristig schwierig

Das nüchterne Fazit der Studie im Hinblick auf die wichtigen Seltenen Erden: Eine kurz- bis mittelfristige Rohstoffdiversifizierung wird für die EU schwierig werden." Der Grund: Neben China produzieren zwar auch Myanmar, die USA und Australien größere Mengen der begehrten Rohstoffe. Die Exporte sind jedoch gering, weil mit der Produktion vor allem die jeweilige heimische Industrie beliefert wird.

Für europäische Interessenten wird es der DIW Studie zufolge deshalb "teuer bis unmöglich" werden, Seltene Erden aus den USA und Australien zu beziehen. Einen signifikanten Überschuss sehen die Autoren allein in Thailand. Dabei wird die Nachfrage nach der Studie zufolge bis zum Jahr 2040 um das Siebenfache ansteigen.

Das DIW empfiehlt deshalb den Ausbau der Produktion in Ländern wie Brasilien, Indien und Australien. Hier gebe es große Reserven, die die EU stärken solle. Die EU solle etwa Explorationsvorhaben in diesen Ländern konkret unterstützen und Handelshemmnisse reduzieren.

Magnesium: Heimische Förderung möglich

Ebenso fordert die Studie eine höhere heimische Produktion. Dies gilt insbesondere für Magnesium. 93,3 % der EU Importe stammen aus China. 2021 wurde die dortige Produktion aufgrund von Energiesparvorgaben gedrosselt. Prompt kam es in der EU zu einer angespannten Versorgungssituation in der Autoindustrie – sogar Betriebsschließungen drohten.

Hier aber zeichnet das DIW ein optimistischeres Bild als bei Seltenen Erden: Diese Abhängigkeit sei unnötig, da es weltweit große Vorkommen an Magnesium gebe. Magnesium kann aus Meereswasser, Dolomitstein und anderen Mineralien gewonnen werden.

Die EU solle erste bestehende Vorhaben zum Abbau in heimischen Gefilden unterstützen. Für Magnesium gilt wie für 30 andere kritische Rohstoffe: Nicht fehlendes Vorkommen in Europa, sondern hohe heimische Produktionskosten seien der Grund für hohe Importabhängigkeit.

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Lithium: zu hohe Abhängigkeit von China

Die Studie setzt sich nicht ausschließlich mit Rohstofflieferungen aus sogenannten kritischen Ländern zusammen. Vielmehr wird auch gefordert, Abhängigkeiten von demokratischen Ländern seitens der EU zu adressieren. "Denn auch diese Länder könnten ihre Marktmacht nutzen, um hohe Preise zu erzielen". Als Beispiel verweist die Studie auf Indonesien, das im Jahr 2020 einen Exportstopp für Nickel verhängte.

Deshalb beschäftigen sich die DIW Autoren auch kritisch mit der Lithiumversorgung. 63 % der Lithiumimporte bezieht die EU allein aus Chile. Dies gebe dem Land eine hohe Marktmacht. Dabei kämen auch Australien und Argentinien als Lieferanten in Betracht. Außerdem solle die Lithiumproduktion in Europa gesteigert werden. Als Beispiel nennen die Wissenschaftler hier Spanien. Auch in Deutschland gebe es erhebliche Vorkommen – etwa im Oberrheingraben.

Vorbilder in Asien

Die Studie verweist auf Japan oder Südkorea, die sich im Hinblick auf die Rohstoffversorgung in einer vergleichbaren Lage wie Deutschland befinden. Die Länder haben für kritische Rohstoffe verpflichtende Mindestreserven eingeführt – in Japan etwa sind diese auf 180 Tage festgesetzt.

Südkorea hat ein staatliches Rohstoffunternehmen gegründet, um Explorationsarbeiten zu unterstützen. Beide Länder fördern zudem Recycling und Forschung im Bereich Substitution kritischer Rohstoffe.

Auch die USA werden als Vorbild eingeführt. Dort wird die heimische Produktion kritischer Mineralien durch staatliche Anreize unterstützt. Noch 2017 hätten die USA keinerlei Seltenen Erden produziert. Bis zum Jahr 2020 gelang bereits einen Anstieg auf 39.000 t – etwa 15 % der Weltproduktion. Dies sei etwa bei Magnesium auch für die EU denkbar.