Kupfer: Ein hoch interessantes Konjunkturbarometer

Kupfer: Ein hoch interessantes Konjunkturbarometer

Zugausfälle und Verspätungen bei der Bahn sind immer wieder ein Ärgernis. Was aber hat das mit Kupfer zu tun? Viel! Der Diebstahl von Kupferdraht ist seit langem ein immer wieder auftretendes Problem für den Verkehrsanbieter. Das Interesse der Langfinger an dem Metall zeigt dessen Attraktivität auf ungewöhnliche Weise, aber eindrucksvoll – und das, obwohl sich die Notierungen des Kupfers seit Februar 2011 weit von den Hochs entfernt haben.

Damals notierte der Kupfer-Future bei knapp 4,65 Dollar für ein Pfund des wichtigen Metalls. Zuletzt pendelte der Future zwischen 3,22 Dollar und 3,42 Dollar. Doch die heutigen Notierungen liegen immer noch weit über den Tiefs, die der Kupfer-Future mit 1,27 Dollar im Crash-Jahr 2008 verzeichnet hat. Der kurze Ausflug in den Kursverlauf zeigt für den Rohstoff neben der Tradingspanne 3,22/3,42 Dollar zudem starke Unterstützungen um die Marke von 3 Dollar sowie zwischen 2,72 Dollar und 2,85 Dollar.

Bereits der kurze Ausriss aus den vergangenen Jahren zeigt, dass es beim Kupfer selten langweilig wird an der Börse. Worauf aber lassen sich die starken Kursschwankungen des Kupfers zurückführen und wie sieht die weitere Zukunft für das Metall aus? Das wollen wir im Rahmen einer kleinen Serie zu dem Rohstoff mit einem Blick auf wesentliche Faktoren bei Angebot, Nachfrage und Preisbildung näher untersuchen.

Die Zahlen des U.S. Geological Service zu Kupfer zeigen, dass man sich um die Versorgung mit dem häufig vorkommenden Element keine Sorgen machen muss. Die Vorräte übersteigen die jährliche Förderung sehr deutlich. Zudem gibt es bei der Förderung des Halbedelmetalls keine dominierende Stellung eines Landes, wie zum Beispiel bei den Seltenen Erden mit China. Knapp ein Drittel der weltweiten Förderung von Kupfer aus Bergwerken stammt aus Chile, in dem Land liegt auch die weltgrößte Kupfermine. Dahinter kommen mit einigem Abstand China, Peru und die USA, deren Weltmarktanteil bereits die 10-Prozent-Marke unterschreitet. Nimmt man also Chile heraus, ist die Kupferförderung weltweit zersplittert. Hinzu kommt, dass sich Kupfer gut im Wege des Recyclings gewinnen lässt. Auch für Deutschland hat die Kupferherstellung eine Bedeutung, vor allem ist hier der Konzern Aurubis zu nennen, einer der weltgrößten Kupferproduzenten.

Weit verbreitet ist auch die Nutzung des Kupfers in der Wirtschaft. Bei der Güterproduktion haben vor allem die hohe Leitfähigkeit für elektrischen Strom und Wärme eine große Bedeutung. Daher findet sich Kupfer in vielen Produkten, von Stromkabeln über elektrische Bauteile wie Spulen und Transformatoren bis hin zu Rohren, Haushaltsgeräten, Autos, Computern und Geräten aus dem Bereich der Unterhaltungselektronik.

Das breite Einsatzspektrum des Kupfers über viele Branchen der Wirtschaft hinweg gibt dem Metall den inoffiziellen Charakter eines Konjunkturbarometers. Eine stärker werdende Kupfernachfrage kann dabei auf eine höhere wirtschaftliche Aktivität hindeuten und umgekehrt. Hier liegt vor allem der Grund für den Preiscrash 2008, als Investoren aufgrund des Desasters an den US-Kreditmärkten eine schwere Rezession in der Weltwirtschaft befürchteten. In den nächsten Teilen der Serie werden wir einen Blick auf Angebot und Nachfrage beim Kupfer werfen und welche Rolle dabei China, Europa und Südamerika spielen.

Warum China eine dominierende Stellung hat

Der jüngste Kursrückgang beim Kupfer zeigt, wer eine entscheidende Rolle beim Kupferpreistrend spielt: China. Schlechte Konjunkturdaten aus dem asiatischen Land hatten den Preis für das Industriemetall am Donnerstag vergangener Woche auf Talfahrt geschickt. Investoren befürchteten nach schwachen Einkaufsmanagerdaten, dass die chinesische Wirtschaft eine länger als erwartete Schwächephase durchlaufen wird. Gestern dagegen das genaue Gegenteil: Neue Konjunkturdaten aus China ließen den Kupferpreis klettern.

China ist, obwohl es bei der Förderung des Rohstoffes Kupfer aus Bergwerken nicht einmal 9 Prozent Weltmarktanteil hat, für die kurzfristige Preisbildung der dominierende Faktor. Der Grund ist einfach: Die chinesische Wirtschaft saugt eine Menge Rohstoffe auf, Kupfer als wichtiger Produktionsrohstoff für viele Infrastrukturprojekte ist einer davon. In dem Land stehen große Kapazitäten für die Verhüttung der geförderten Kupfererze zur Verfügung, sodass aus diesem Land auch ein großer Teil des weltweiten Kupfer-Produktionsvolumens kommt. Und der Wachstumstrend ist intakt: Der Kupferbedarf Chinas wird, so Expertenschätzungen, in den kommenden Jahren weiter anwachsen und sich mehr als verdoppeln.

Zugleich verbraucht China aber auch mit großem Abstand das meiste Kupfer. Der Rohstoff wird in vielen Anwendungen genutzt, unter anderem wo es auf elektrische Leitfähigkeit ankommt. Mehr als die Hälfte des Kupfers geht weltweit in die Elektrotechnik, zusammen mit dem Baugewerbe und der Telekommunikation ist bereits rund 80 Prozent der weltweiten Kupferproduktion verbraucht. Auf etwa 8 Prozent kommt der Autosektor, den Rest teilen sich verschiedenste Branchen, unter anderem der Maschinenbau.

Kein Wunder also, dass das Metall gerade in der boomenden chinesischen Volkswirtschaft auf hohe Nachfrage trifft. Die Sicherung der Stromversorgung der nach wie vor stark wachsenden chinesischen Wirtschaft ist eine Mammutaufgabe. Zahlreiche Kraftwerke werden gebaut und der Strom muss bis hin zum Endverbaucher verteilt werden. Dort wächst die Zahl der Endgeräte, sei es in der Elektrotechnik oder der Telekommunikation, enorm.

Hinzu kommt: Der Bau von Gebäuden verschlingt große Mengen Kupfer für Leitungen und Rohre, erst recht der Bau von Infrastruktur zum Beispiel zur Energieversorgung. Und selbst die in China heftig expandierende Autoindustrie spielt eine Rolle bei der Kupfernachfrage. Das wird deutlich, wenn man bedenkt, dass in einem Auto durchschnittlich 25 Kilogramm des Rohstoffes verbaut sind. Bereits heute ist China für Autobauer der dominierende Markt, zumindest wenn es um die Investitionen geht. Viele Werke werden gebaut, so zum Beispiel durch Volkswagen. Der Blick auf die Absatzstatistik des Wolfsburger Autobauers zeigt, dass schon jetzt China der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt für das Unternehmen ist.

Für den Anleger, der sich in Kupfer engagieren will, sind dies wichtige und beachtenswerte Hintergrundinformationen. Wirtschaftsdaten, insbesondere aus China, spielen eine elementare Rolle bei der Preisbildung und der Nachfrageentwicklung. Da das spekulative Momentum beim Kupfer bei weitem nicht so hoch ist wie zum Beispiel beim Gold, muss man für den Kupferpreis den fundamentalen Faktoren eine höhere Bedeutung zumessen. Das gilt auch für die Angebotsseite beim Kupfer, die gerade einige neue Entwicklungen verzeichnet.

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Entwicklungen beim zukünftigen Kupferangebot aus Peru

Zuletzt blickte die Kupferbranche und auch der Finanzmarkt gebannt nach Indonesien. Dort hat es beim Grasberg-Projekt ein schweres Unglück gegeben, 28 Menschen fanden den Tod. Das hat zu einem zwischenzeitlichen Produktionsstopp geführt. Die Grasberg-Mine ist zwar vor allem als weltgrößte Goldmine bekannt, doch dort findet auch eine große Kupferförderung zu sehr günstigen Kosten statt.

Der Förderausfall des Grasberg-Projekts bei gleichzeitig sinkenden Kupferlagerbeständen hat nicht nur den Kupferpreis zuletzt gestützt, sondern den Blick auch auf die Angebotsseite bei dem Rohstoff gesenkt. 2013 wird ein Angebotsüberschuss beim Kupfer erwartet, erstmals nach einigen Jahres des Defizits. Steigende Minenproduktion hat hierzu beigetragen. Weltweit wichtigstes Fördergebiet ist Südamerika, hier insbesondere Chile. Peru ist und bleibt ebenso ein bedeutender Staat für die Kupferförderung. Zudem hat die von Regenwäldern und Anden geprägte südamerikanische Republik große Pläne. Man will wieder die Nummer zwei der Welt werden – den Platz hat das Land an China verloren, deren Kupferproduktion in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist.

Peru will die Kapazitäten im Kupferbergbau stark erhöhen und könnte damit für die Entwicklung des Kupferangebotes in den kommenden Jahren ein entscheidender Faktor werden. Die Ausbaupläne hat gerade erst der zuständige Minister des Landes, Jorge Merino Tafur, bestätigt. Bis Ende 2016 will man die Kupferförderkapazität auf 2,8 Millionen Tonnen pro Jahr mehr als verdoppeln.

Bei dem geplanten Fördersprung spielen einige Projekte eine Rolle. Da ist unter anderem die Mine Cerro Verde, die mehrheitlich zu Freeport McMoran gehört und bei der die Kapazitäten deutlich ausgebaut werden. Die Konzentratoren sollen nach Abschluss der Erweiterungsarbeiten 360.000 Tonnen pro Tag verarbeiten können, ein Zuwachs von 200 Prozent. Ab 2016 will der Konzern, dem auch die Grasberg-Mine gehört, auf Cerro Verde unter anderem 300.000 Tonnen Kupfer pro Jahr fördern.

Interessant wird es derzeit um das peruanische Kupferprojekt Las Bambas, das zu Xstrata gehört – noch. Das Schweizer Unternehmen muss nach dem Zusammenschluss mit der ebenfalls eidgenössischen Glencore das Projekt verkaufen, eine entsprechende Auflage haben die chinesischen Kartellbehörden erlassen. Für das milliardenschwere Projekt wird nun ein Käufer gesucht. Ob sich daraus Verzögerungen für den Förderstart ergeben werden, bleibt abzuwarten. Bisherigen Planungen zufolge soll es im Jahr 2014 los gehen, es sollen bis zu 400.000 Tonnen Kupfer pro Jahr produziert werden. Ein weiteres wichtiges Projekt in Peru ist die Kupfermine Antapaccay, die ebenfalls zu Xstrata gehört. Im November des vergangenen Jahres haben die Schweizer hier die Kupferförderung aufgenommen. An dem Standort will der Konzern in den ersten Jahren im Schnitt 160.000 Tonnen Kupfer pro Jahr herstellen.

Einen genauen Blick wert ist auch das Projekt Oyu Tolgoi in der Mongolei. An den Joint Venture ist unter anderem Rio Tinto beteiligt. Unternehmensangaben zufolge soll das gigantische Projekt im Süden der Wüste Gobi im Jahr 2020 die volle Kapazität erreichen und im Schnitt pro Jahr 450.000 Tonnen Kupfer für den Weltmarkt liefern. Gestartet wird in diesem Jahr mit rund einem Viertel dieser Kapazität.