Kupfer wird zum Symbol globaler Unsicherheit

Der kanadische Bergbauunternehmer Robert Friedland, Gründer des an der Börse Toronto notierten Konzerns Ivanhoe Mines (ISIN CA46579R1047; WKN A1W4VG), sieht die weltweiten Rohstoffmärkte zunehmend unter geopolitischem Druck. "Wir erleben einen Zusammenbruch der internationalen Ordnung", sagte Friedland der Financial Times am Rande der London Metal Exchange Week, einem der wichtigsten Branchentreffen der Metallindustrie.
Laut Friedland erschweren politische Spannungen und Handelskonflikte, insbesondere zwischen den Vereinigten Staaten und China, die Beschaffung von Maschinen und Materialien. Lieferzeiten verlängerten sich deutlich, neue Projekte würden teurer und verzögerten sich. "Diese Spannungen zersplittern die Weltwirtschaft, und wir sehen das deutlich in der Kupferindustrie", so Friedland.
Geopolitische Konflikte verschärfen Kosten und Lieferzeiten
Die wachsende Rivalität zwischen Washington und Peking beeinflusst inzwischen auch den strategisch wichtigen Rohstoffmarkt. China hatte zuletzt neue Exportbeschränkungen für Seltene Erden und Magnetmaterialien eingeführt, die für Branchen von der Elektromobilität bis zur Verteidigung entscheidend sind. Die Reaktion folgte prompt: US-Präsident Donald Trump kündigte zusätzliche Zölle auf chinesische Produkte an, woraufhin Peking Gegenmaßnahmen in Aussicht stellte.
Kupfer und Aluminium gehören bereits zu den von US-Importzöllen betroffenen Materialien. Für die Industrie bedeutet das höhere Produktionskosten und wachsende Unsicherheit in der Planung. Der Kupferpreis erreichte Anfang Oktober mit über 11.000 USD je Tonne fast ein Rekordniveau, bevor er infolge der jüngsten Handelsspannungen leicht nachgab.
Unfälle und Engpässe verschärfen den Druck
Neben politischen Risiken beeinträchtigen auch betriebliche Zwischenfälle die Versorgung. Der US-Konzern Freeport-McMoRan (ISIN US35671D8570; WKN 896476) konnte im September nach einem tödlichen Erdrutsch in seiner indonesischen Grasberg-Mine keine Kundenverträge erfüllen. In Chile stoppte der Staatskonzern Codelco eile des Betriebs in der El-Teniente-Mine nach einem Tunnelunglück.
Diese Ereignisse haben laut Marktbeobachtern kurzfristig zur Preisrally beigetragen. Friedland sieht jedoch strukturelle Ursachen: "Wir stehen erst am Beginn einer massiven Kupferknappheit, die sich noch in diesem Jahrzehnt bemerkbar machen wird."
Technologische Innovationen als Gegenstrategie
Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen Produzenten zunehmend auf technologische Lösungen. Codelco erwarb jüngst eine Minderheitsbeteiligung an I-Pulse, einem von Friedland mitgegründeten Technologieunternehmen. I-Pulse entwickelt Hochspannungssysteme, die den Energieverbrauch bei der Zerkleinerung von Gestein senken sollen.
An dem Start-up sind auch der Fonds Breakthrough Energy Ventures von Bill Gates sowie die Bergbaukonzerne BHP und Rio Tinto beteiligt. Codelco-Vorsitzender Máximo Pacheco sagte der Financial Times: "Wir brauchen neue Technologien, um unsere Wettbewerbsfähigkeit und Kostenstruktur zu verbessern."
Kupfer bleibt Schlüsselrohstoff für Energiewende und Industrie
Kupfer gilt als unverzichtbar für Stromnetze, Elektromotoren und erneuerbare Energien. Die Kombination aus steigender Nachfrage und schleppendem Ausbau neuer Förderkapazitäten verstärkt die Abhängigkeit von wenigen großen Produzenten. Friedlands Warnung verdeutlicht die Verwundbarkeit der globalen Lieferketten – eine Entwicklung, die nicht nur Minenkonzerne, sondern auch Industrie- und Energiesektoren betrifft.