Chinas Bergbauinvestitionen so hoch wie zuletzt 2013
Chinas Auslandsinvestitionen in den Bergbau sind auf den höchsten Stand seit über einem Jahrzehnt gestiegen. Dies berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf eine Analyse von S&P- und Mergermarket-Daten. Demnach gab es im vergangenen Jahr zehn Deals im Wert von über 100 Millionen Dollar, was dem höchsten Wert seit 2013 entspricht. Die Auslandsinvestitionen der Volksrepublik im Bergbau erreichten 2024 einen Wert von 22,1 Mrd. USD und damit einen neuen Höchststand. Der bisherige Rekord war 2018 mit 21,8 Mrd. USD erreicht worden.
Hat Peking es eilig?
Offenbar hat es Peking eilig, durch Investitionen in ausländische Bergbauunternehmen- und Projekte den eigenen Zugriff auf Rohstoffe sicherzustellen. Michael Scherb von Appian Capital Advisory etwa konstatiert, es "in den vergangenen zwölf Monaten mehr Aktivität gegeben, weil chinesische Konzerne glauben, dass sie dieses Zeitfenster kurzfristig haben … Sie versuchen, viele Fusionen und Übernahmen abzuschließen, bevor die geopolitische Lage schwierig wird."
China dominiert die Verarbeitung der meisten kritischen Mineralien – darunter Seltene Erden, Lithium und Kobalt – muss jedoch einen Großteil der Rohstoffe importieren. Chinesische Unternehmen gelten jedoch in vielen Ländern nicht mehr als willkommene Partner. Kanada etwa hatte bereits 2022 damit begonnen, chinesische Unternehmen zum Verkauf ihrer Anteile an Lithiumunternehmen zu zwingen.
2023 hatte Australien den in Singapur ansässigen Yuxiao Fund daran gehindert, seinen Anteil an dem Seltenerdproduzenten Northern Minerals auf fast 20 % zu verdoppeln. Ende Juni letzten Jahres hatte Down Under die Indian Ocean International Shipping and Service Company und weitere Investoren mit Verbindungen nach China zum Verkauf der Anteile an Northern Minerals aufgefordert und dies mit dem nationalen Interesse begründet.
Dennoch investieren chinesische Unternehmen weiterhin in Australien. Zu den größten Transaktionen zählte die Übernahme von Tietto Minerals (das in der Elfenbeinküste Gold fördert) durch Zhaojin Mining für knapp 475 Mio. USD. Die Chinesen hatten im Rahmen der Übernahme ihren Anteil von 42,5 % auf 52,8 % aufgestockt.
Zijin Mining und Co. kaufen weiter Bergbauprojekte auf
Adam Webb, Leiter der Abteilung für Batterierohstoffe bei Benchmark Mineral Intelligence sieht angesichts der strategischen Bedeutung vieler durch China kontrollierter Rohstoffmärkte großes Misstrauen auf westlicher Seite.
Doch alle Länder sind Chinas Investoren gegenüber so ablehnend wie Europa, Nordamerika und Australien. Deshalb dürfte Pekings Einkaufstour auch noch eine Weile weitergehen. Zu den bei Auslandsgeschäften aktivsten chinesischen Bergbaukonzernen zählen CMOC, MMG und Zijin Mining.
Zijin Mining plant den Kauf der Goldmine Raygorodok in Kasachstan für 1,2 Milliarden USD und hält u.a. 39,6 % der Anteile an Kamoa-Kakula in der DR Kongo (ebenso groß ist der Anteil des kanadischen Unternehmen Ivanhoe Mines).
Das auf Batteriemetalle spezialisierte chinesische Unternehmen Dowstone Technology kündigte vor wenigen Tagen den Bau einer neuen Kupferhütte in der DR Kongo an. Das Unternehmen will 165 Millionen US-Dollar in die Anlage investieren, die jährlich 30.000 Tonnen Kupferkathoden produzieren soll.
Baiyin Nonferrous erwarb im Frühjahr das brasilianische Bergbauunternehmen Mineração Vale Verde für 420 Mio. USD. Das Unternehmen ist Eigentümer des Kupfer-Gold-Tagebaus Serrote im brasilianischen Alagoas.
China ist in nicht-westlichen Ländern gut positioniert
Richard Horrocks-Taylor von Standard Chartered sieht China vor allem bei Investitionen in nicht-westlichen Ländern gut positioniert. "In den nächsten Jahren werden wir wahrscheinlich weiterhin ein gesundes Maß an Geschäftsabschlüssen seitens chinesischer Bergbauunternehmen erleben."
Michael Scherb zufolge haben sich die chinesischen Akquisitionsstrategien in den vergangenen Jahren gewandelt.
"Früher wählte die chinesische Regierung pro Verkaufsprozess einen Käufer aus und unterstützte diese Gruppe. In den letzten drei bis vier Jahren hat sich die Regierung jedoch weiterentwickelt und lässt chinesische Konzerne nun miteinander konkurrieren. Das bedeutet, dass sie keine Angst mehr haben, gegenüber dem Westen zu verlieren", äußerte er gegenüber der FT.
Peking geht es darum, westliche Unternehmen aus den Märkten für kritische Rohstoffe fernzuhalten. Dies gelingt durch Überproduktion etwa bei Seltenen Erden, Lithium oder Nickel auch recht erfolgreich – vor allem im Fall von Nickel auch durch die Bergbaukapazitäten fernab der eigenen Grenzen.