Seltene Erden: USA-China-Deal lässt Fragen offen, Indien vor Exportstopp nach Japan

Seltene Erden: USA-China-Deal lässt Fragen offen, Indien vor Exportstopp nach Japan picture alliance / JOKER / Alexander Stein

Indien will seine Abhängigkeit von China bei der Versorgung mit Seltenen Erden verringern – und stoppt deshalb die Exporte der Rohstoffe nach Japan. Wie Nachrichtenagenturen berichten, wurde der staatliche Bergbaukonzern IREL aufgefordert, ein 13 Jahre altes Abkommen über den Export seltener Erden nach Japan auszusetzen und die Versorgung des Inlandsbedarfs sicherzustellen.

Unmittelbar betroffen von dem Schritt sind japanische Magnethersteller: Das nun ausgesetzte Abkommen aus dem Jahr 2012 sieht IREL-Lieferungen an Toyotsu Rare Earths India, eine Tochtergesellschaft des japanischen Handelshauses Toyota Tsusho vor. Diese verarbeitet die Seltenen Erden und exportiert sie anschließend nach Japan.

Zolldaten zufolge lieferte Toyotsu im vergangenen Jahr mehr als 1.000 Tonnen Seltener Erden nach Japan. IREL baute im selben Zeitraum 2.900 Tonnen ab. Indien verfügt mit 6,9 Millionen Tonnen über die fünftgrößten Seltenerdreserven der Welt, betreibt jedoch keine eigene Magnetproduktion. Das Land ist auf importierte Magnete angewiesen  – vor allem aus China. Im Geschäftsjahr bis März 2025 importierte Indien laut Regierungsangaben 53.748 Tonnen Seltenerdmagnete.

Nur IREL, das Indiens Atomenergiebehörde mit Materialien für Atomkraftprojekte und verteidigungsbezogene Anwendungen beliefert, baut Seltene Erden im Inland ab. Das Unternehmen betreibt dazu eine Anlage zur Gewinnung der Rohstoffe im ostindischen Bundesstaat Odisha und eine Raffinerie im südindischen Kerala.

Handelsabkommen zwischen USA und China klammert wichtige Fragen aus

China dominiert den Markt für Seltene Erden und setzt diese Dominanz auch als strategische Waffe ein. So wurde im Handelskonflikt mit den USA ein weitreichendes Exportverbot für schwere Seltene Erden erlassen.

Washington und Peking einigten sich in der vergangenen Woche auf ein vorläufiges Abkommen. US-Präsident Donald Trump hatte in diesem Kontext mitgeteilt, China werde die Lieferung Seltener Erden umgehend wieder aufnehmen. Tatsächlich lässt die Vereinbarung jedoch einige Fragen offen.

Insbesondere führt die Vereinbarung nicht zu einer langfristigen Lösung für das Versorgungsproblem. Der Aufbau von Lieferketten für Seltene Erden und andere kritische Rohstoffe außerhalb Chinas ist kostspielig, westliche Länder und Unternehmen sind bislang nicht bereit, entsprechende Mittel bereitzustellen.

Daran wird sich wenig ändern, nur weil Peking nun vorerst wieder liefert: Die chinesische Regierung verfügt über ein jederzeit abrufbares Druckmittel, kann potenzielle westliche Produzenten jedoch weiterhin durch niedrige Preise aus dem Markt fernhalten.

Die entscheidende Lösung für den Aufbau von Minen und Verarbeitungskapazitäten außerhalb des chinesischen Einflussbereichs steht weiterhin aus.

Der ehemalige Chef von Molycorp, Mark Smith, weiß um die Schwierigkeiten. Er rechner damit, dass die westlichen Länder Jahre brauchen werden, um sich aus der chinesischen Dominanz zu lösen.

Als China vor 15 Jahren in einem diplomatischen Streit die Exporte Seltener Erden nach Japan vorübergehend einstellte, leitete Smith als Vorstandsvorsitzender von Molycorp die einzige Seltenerdmine in den USA. Als die Preise verknappungsbedingt in die Höhe schossen, versuchte er, eine Lieferkette von der Mine bis zum Magneten aufzubauen.

Doch China nahm die Lieferungen wieder auf, die Preise sanken, der Plan scheiterte und Molycorp meldete 2015 Insolvenz an. Das Unternehmen hätte Smith zufolge mehr Unterstützung gebraucht, habe dieser aber von der damaligen Regierung nicht erhalten. Das jüngste Exportverbot sei "eindeutig ein Weckruf, und leider haben wir bis jetzt gewartet, um diesen Ruf wirklich zu hören", so Smith in einem Interview.

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Kritische Mineralien Thema auf G7-Gipfel

Auch auf dem G7-Gipfel ist die Versorgung mit kritischen Mineralien Thema. Die anwesenden Staatschefs einigten sich auf einen Erklärungsentwurf, demzufolge die Märkte die tatsächlichen Kosten einer verantwortungsvollen Gewinnung, Verarbeitung und des Handels mit kritischen Mineralien widerspiegeln sollen.

"Nicht marktorientierte Politiken und Praktiken im Sektor der kritischen Mineralien gefährden unsere Fähigkeit, viele kritische Mineralien zu beschaffen", heißt es in dem Entwurf. Diese Ausrichtung könnte den Weg zu weiteren staatlichen Interventionen wie z.B. Mindestpreisen, Subventionen, Zöllen etc. bereiten. Konkreter wurden die Regierungschefs bislang allerdings nicht.