Chinas Exportbeschränkungen für kritische Mineralien bedrohen Automobilproduktion

Chinas Exportbeschränkungen für kritische Mineralien bedrohen Automobilproduktion picture alliance / dpa / Yasushi Arishima

Womöglich bahnt sich hier im Windschatten der Handelsstreitigkeiten ein handfestes Problem für die Weltkonjunktur an. Autohersteller warnen vor Produktionsstörungen. Der Grund: Ein Mangel an Seltenen Erden.

Die Automobilindustrie, die Permanentmagnete für Scheibenwischermotoren, Bremssensoren und diverse weitere Anwendungen benötigt, könnte Schwierigkeiten haben, die Produktion reibungslos am Laufen zu halten, so VDA-Chefin Hildegard Müller in einer Erklärung gegenüber Reuters am Dienstag.

"Produktionsverzögerungen und sogar Produktionsausfälle" nicht mehr ausgeschlossen

"Wenn sich die Situation nicht schnell ändert, können Produktionsverzögerungen und sogar Produktionsausfälle nicht mehr ausgeschlossen werden."

Dadurch sind nicht nur die Lieferketten der Automobilindustrie, sondern auch diverse weitere Branchen betroffen, darunter Luft- und Raumfahrt, Halbleiter und Rüstung. Die Volksrepublik dominiert den Markt für Seltene Erden weitreichend und setzt das Exportverbot als Druckmittel im Handelsstreit mit den USA ein.

Und das sehen die chinesischen Exportbeschränkungen vor: Seit dem 04. April müssen Unternehmen spezielle Lizenzen einholen, um sieben Seltenerdmineralien und daraus hergestellte Produkte ins Ausland zu verschiffen. Bei den meisten davon handelt es sich um sogenannte "schwere" Seltene Erden.

Die Ausfuhr der Magnete wurde in vielen chinesischen Häfen gestoppt, während die Lizenzanträge das chinesische Regulierungssystem durchlaufen.

Wie akut sich die Situation zuspitzt, zeigt ein diplomatischer Anlauf, den Autohersteller und andere Akteure aus Indien, Japan und Europa gerade starten. Dabei geht es um ein Treffen mit chinesischen Vertretern, bei dem eine schnellere Genehmigung des Exports von Seltenerdmagneten gepocht werden soll.

Eine japanische Wirtschaftsdelegation wird Anfang Juni nach Peking reisen, um sich mit dem Handelsministerium zu treffen. Auch europäische Diplomaten aus Ländern mit großer Automobilindustrie hätten in den vergangenen Wochen Dringlichkeitstreffen mit dem Handelsministerium angestrebt, wird ein namentlich nicht genannter europäischer Beamter bei Reuters zitiert.

Indische Autoproduktion könnte "binnen Tagen" zum Erliegen kommen

In der vergangenen Woche kam bereits eine dringliche Warnung aus Indien: Die dortige Autoproduktion könnte aufgrund der Exportbeschränkungen für Seltenerdmagnete innerhalb weniger Tage zum Erliegen kommen. Dies jedenfalls legen Aussagen von Führungskräften und Dokumente von Industrieverbänden nahe, die die indische Regierung dazu aufrufen wollen, in Peking für eine Lockerung der Beschränkungen zu werben.

Indische Unternehmen warnen angesichts schwindender Lagerbestände und der aufwendigen Beschaffung neuer Vorräte vor einer Störung auf dem drittgrößten Automarkt der Welt. Laut einer Meldung der Society of Indian Automobile Manufacturers (SIAM) vorletzte Woche sind die Lagerbestände der Autoteilehersteller voraussichtlich bis Ende Mai aufgebraucht.

"Ab Ende Mai oder Anfang Juni wird die Produktion in der Automobilindustrie voraussichtlich zum Erliegen kommen", heißt es in dem Dokument von SIAM.

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China macht es Käufern schwer

China macht es bei den Exportbeschränkungen offenbar kompliziert. So äußerten sich indische Unternehmen besorgt über die Komplexität eines Importprozesses, der Genehmigungen indischer Ministerien und Dokumente erfordere, darunter sogenannte "Endverbleibszertifikate", aus denen hervorgehe, dass die Magnete nicht für militärische Zwecke bestimmt seien, heißt es in dem SIAM-Dokument.

Diese Dokumente müssen offenbar von der chinesischen Botschaft in Neu-Delhi überprüft und an die chinesischen Lieferanten der Unternehmen geschickt werden, damit es zur Vergabe einer Lizenz kommt.

Ein möglicher Lichtblick: Derzeit werden viele Magnete (vor allem der unteren Preiskategorien) nicht ausgeführt, obwohl sie gar nicht von den Restriktionen betroffen sind. Dies liegt offenbar an der komplizierten Umsetzung der Vorgaben. Hier könnte der Markt durch mehr Routine auf allen Seiten schneller wieder in Gang kommen.

Die Wirksamkeit der Ausfuhrbeschränkungen ist offensichtlich: Zolldaten zeigen, dass Chinas Exporte von Permanentmagneten im April, dem ersten Monat nach den Beschränkungen, im Vergleich zum Vorjahr um 51 Prozent auf 2.626 Tonnen zurückgingen.