Chinas Notenbank treibt Rohstoffpreise an

Chinas Notenbank treibt Rohstoffpreise an picture-alliance/ dpa / HPIC Li gang bj

Die chinesische Zentralbank hat am Dienstag ihr größtes Konjunkturpaket seit der Pandemie vorgestellt, das die Wirtschaft aus der Deflation holen und das Wachstum stärken soll. Damit reagiert die PBoC auf eine hartnäckige konjunkturelle Schwächephase in der Volksrepublik, die in weiten Teilen auf den krisengeschüttelten Immobiliensektor zurückzuführen ist.

Billiges Geld für Immobilienmarkt und Konjunktur

Das vorgestellte Paket fiel größer aus als vom Markt erwartet. PBoC Gouverneur Pan Gonsheng kündigte unter anderem an, die Hypothekenzinsen für bestehende Eigenheimdarlehen auf ein Niveau senken, das dem für neu vergebene Darlehen entspricht. 

Dadurch sollen die Haushalte um etwa 0,5 Prozentpunkte entlastet werden. Die Notenbank rechnet damit, dass 50 Millionen Haushalte mit einer Bevölkerung von 150 Millionen Menschen insgesamt 150 Mrd. Yuan pro Jahr einsparen.

Der Immobilienmarkt soll noch durch eine weitere Maßnahme entlastet werden: Die Mindestanzahlungsquote für Erst- und Zweitwohnungen wird vereinheitlicht, wobei die landesweite Mindestanzahlungsquote für Zweitwohnungen von 25 Prozent auf 15 Prozent reduziert wird.

Die Zentralbank wird zudem die Mindestreservequote um 0,5 Prozentpunkte senken und dem Finanzmarkt damit etwa 1 Billion Yuan (etwa 141,82 Milliarden US-Dollar) an langfristiger Liquidität zur Verfügung stellen. Abhängig von der Liquiditätslage auf dem Markt könnte die Mindestreservequote im Laufe des Jahres noch um weitere 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte gesenkt werden.

"Stabile Entwicklung des Aktienmarktes unterstützen"

Gonsheng kündigte zudem an, den Zinssatz für siebentägige umgekehrte Repogeschäfte von 1,7 Prozent auf 1,5 Prozent zu senken und dadurch "den Leitzins und den Einlagenzins nach unten zu bewegen und die Stabilität der Nettozinsspanne der Geschäftsbanken aufrechtzuerhalten".

Zudem sollen neue geldpolitische Instrumente geschaffen werden, um "die stabile Entwicklung des Aktienmarktes" zu unterstützen. Dafür wird erstens ein Swap-Programm für Wertpapier-, Fonds- und Versicherungsunternehmen eingeführt. Diese erhalten darüber gegen die Besicherung von Vermögenswerten Liquidität von der Zentralbank. Zweitens wird eine spezielle Kreditvergaberegelung schaffen, um Banken bei der Gewährung von Krediten an börsennotierte Unternehmen zu unterstützen.

"Dies ist das bedeutendste Konjunkturpaket der PBOC seit den frühen Tagen der Pandemie", kommentierte Capital Economics-Analyst Julian Evans-Pritchard. Der Analyst glaubt allerdings nicht an einen durchschlagenden Erfolg: So seien möglicherweise weitere fiskalische Anreize nötig, um das Wachstum wieder auf Kurs zu bringen.

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"Alles andere als eine Bazooka"

"Der Schritt kommt wahrscheinlich etwas zu spät, aber besser spät als nie", kommentierte Gary Ng von Natixis. Die Analysten von ANZ sehen in den Ankündigungen "alles andere als eine Bazooka". "Um eine echte wirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln, ist eine aggressive Haushaltspolitik erforderlich", heißt es in einer Notiz.

Die Märkte feiern das Paket jedenfalls. Als die PBoC ihre Maßnahmen am Dienstag vorstellten, markierte der Yuan gegenüber dem USD ein 16-Monats-Hoch. Die Preise für Öl, Kupfer und weitere Rohstoffe zogen ebenso an wie die Aktienkure von Rohstoffunternehmen wie Rio Tinto, BHP und Freeport McMoRan.

In der Vergangenheit hatte China bereits Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur beschlossen. Auf der fiskalischen Seite haben die Lokalregierungen die Ausgabe von Anleihen beschleunigt, um Infrastrukturprojekte zu finanzieren.

Zudem wurde eine Kreditfazilität im Umfang von 300 Milliarden Yuan aufgelegt, die lokale Staatsunternehmen beim Kauf gewerblich genutzter Immobilien bei der Schaffung erschwinglichen Wohnraums unterstützen soll.

Die Konjunktur in China gilt als maßgeblich für die Entwicklung der Rohstoffpreise. China zählt bei vielen Rohstoffen wie Kupfer, Eisenerz und Öl zu den wichtigsten Nachfragern auf dem Weltmarkt.