"Doktor Kupfer" ist tot: Der Kupfermarkt wandelt sich

„Doktor Kupfer“ ist tot: Der Kupfermarkt wandelt sich bigstockphoto

Kupfer galt lange als starker Indikator für die Lage der Weltwirtschaft. Der Zusammenhang zwischen dem Metall und der Weltkonjunktur war so eng, dass Ökonomen gerne von "Dr. Kupfer" sprachen. Doch die Verhältnisse ändern sich: Der Kupfermarkt durchläuft einen fundamentalen Wandel.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs beschrieb den Wandel auf dem Kupfermarkt in einer kürzlichen Meldung sehr plastisch. Während die Fundamentaldaten des Kupfermarktes lange eine hohe Aussagekraft im Hinblick auf die makroökonomische Großwetterlage gehabt hätten, sei "Dr. Kupfer" heute nicht mehr existent.

ESG Kriterien, Geopolitik und chronische Unterinvestitionen führen laut Goldman Sachs dazu, dass die Fundamentaldaten des Kupfermarktes weitaus positiver sind als das globale Wirtschaftswachstum. Anders gesagt: Die Aussichten für den Kupferpreis sind bullisher als jene für die Weltwirtschaft.

Langfristige Versorgungslücke übersteigt 6 Millionen Tonnen Kupfer

Kupfer ist Goldman Sachs zufolge zunehmend ein politischer Markt. So seien Angebot und Nachfrage durch verschiedenste politische Entscheidungen beeinflusst. Die Investmentbank nennt etwa die Bergbaupolitik im größten Kupferland Chile, die massiv steigende Nachfrage nach Rohstoffen durch den Umstieg auf erneuerbare Energien in Europa und russische Sanktionen.

Die Branche sorgt sich um ein ausreichendes Angebot. Aktuell wird die langfristige Versorgungslücke auf etwas mehr als 6 Millionen t geschätzt. Das ist nicht neu – in einem zunehmend unsicheren Umfeld aber möglicherweise anders zu bewerten als in der Vergangenheit.

So wird darauf hingewiesen, dass die Hälfte der der geplanten Projekte für das Kupferangebot im Jahr 2032 aus Greenfield Projekten bestehe. 19 % entfallen auf spekulative Brownfield Projekte.

Ein Blick zurück zeigt, was das bedeuten kann: Von den 2012 in der Pipeline befindlichen jährlichen Greenfield Kapazitäten von 8 Millionen t wurde lediglich 1 Million t tatsächlich entwickelt. Anders gesagt: Die Qualität der Kupferprojekt in der Pipeline verschlechtert sich.

Längere Betriebsdauer von Minen oft nur mit Gegenwind

Können auf Sicht weniger neue Projekte erschlossen werden, müssen Minenbetreiber aus den bestehenden Projekten mehr herausholen. Möglich ist dies etwa durch eine Verlängerung der Minenlebensdauer.

Auch hier sehen sich Bergbauunternehmen jedoch immer häufiger Schwierigkeiten gegenüber. Umweltschutzauflagen, behördliche Verzögerungen, politischer Gegenwind: All dies gefährdet auch bestehende Projekte.

So musste etwa Anglo American (WKN: A0MUKL, ISIN: GB00B1XZS820) das Projekt Los Bronces in Zentralchile aufgrund von Umweltschutzauflagen verkleinern und zudem die sogenannte Sublevel-Stop-Methode anwenden, die zwar die gletscherbedeckte Oberfläche schont, die Minenproduktion jedoch verringert. Selbst nach diesen Auflagen ist eine Fortführung der Mine nicht gesichert: Kürzlich lehnte die chilenische Umweltbehörde die Genehmigung einer längeren Betriebsdauer zunächst ab.

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Neue Technologien können helfen, kommen aber vielleicht zu spät

Die Branche hofft auf neue Technologien wie zum Beispiel spezielle Auslaugungsverfahren  – eine Art zweite Runde der Ausbeutung von Gestein.

So setzen etwa Rio Tinto (WKN: 852147, ISIN: GB0007188757) und andere Bergbauunternehmen Technologien ein, mit denen geringe Kupferkonzentrationen aus Abraum extrahiert werden können. Die Unternehmen schätzen die Vorkommen in diesem Bereich auf bis zu 100 Millionen t Kupfer.

Zum Einsatz kommen dabei neue Chemikalien oder auch Bakterien. Diese sollen in einem zweiten Auslaugungsprozess – beim klassischen Kupferbergbau werden Säuren eingesetzt, um das Kupfer zu gewinnen – die im ersten Durchgang nicht gewonnenen Vorkommen extrahiert werden.

Die Branche geht davon aus, dass es mit den neuen Verfahren möglich ist, Kupfervorkommen in Konzentrationen von 0,5 % oder weniger wirtschaftlich auszubeuten. Der typische Gehalt in Kupferminen liegt im Bereich von 0,6 % bis über 1 %.

Der Vorteil: Für die sekundären Auslaugungsverfahren muss keine neue Mine gebaut werden. Außerdem sind keine zusätzlichen behördlichen Genehmigungen erforderlich. Die Verfahren gelten deshalb als umweltfreundlicher und billiger.

Goldenes Jahrzehnt für neue Kupferproduzenten?

Das Problem: Die Technologie steht jedoch noch nicht abschließend zur Verfügung – und können deshalb für die Versorgung des Kupfermarktes zu spät kommen.

Die 2020er Jahre könnten deshalb ein goldenes Jahrzehnt für neu auf den Markt tretende Kupferproduzenten werden. Ein Beispiel für solche Unternehmen ist der kanadische Kupfer-Developer Oroco Resource Corp. (Symbol: OR6.F, WKN: A0Q2HB, ISIN: CA6870331007).

Das Unternehmen fokussiert sich vollständig auf Kupfer und zählt das Santo Tomás Porphyr Kupferprojekt im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa zu seinem Portfolio. Frühe Machbarkeitsstudien bestätigen dem Projekt hohes Potenzial. So wurden etwa 106 Diamantbohrungen und "Reverse Circulation"-Bohrungen mit einer Gesamtlänge von ca. 30.000 m durchgeführt.