Kolumne von Thomas Rausch

Die Situation ist brandgefährlich!

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

am Freitag kündigte das Fed überraschend ein Treffen aller Gouverneure der amerikanischen Notenbank hinter verschlossenen Türen an. Kurz darauf wurde bekannt, dass auch US-Präsident Obama und Vize-Präsident Biden an dem Treffen teilnehmen werden. Worüber mögen die Damen und Herrn gestern gesprochen haben. Offiziell heißt es, man habe über Risiken für die amerikanische und die globale Wirtschaft, sowie über die kurz- und langfristigen Wachstumsaussichten diskutiert.

Einige Kommentatoren meinen, Obama und Biden hätten Einfluss auf das Fed nehmen wollen, um eine Krise an den Finanzmärkten vor den Wahlen im November zu verhindern. Ich glaube das nicht, denn dann wäre ein solches Treffen im letzten November kurz vor der Zinserhöhung im Dezember erfolgt.

Notenbanken verlieren die Kontrolle

Kann es sein, dass der nächste Crash unmittelbar bevorsteht? Es gibt Besorgnis erregende Indizien, die diese Vermutung stützen:

Die Bank of Japan versucht mit aller Macht den Yen zu schwächen. Doch das Gegenteil geschieht: Der Yen steigt gegenüber dem US-Dollar, und das, obwohl das Fed den Zins angehoben hat, während die Bank of Japan den Zins in negatives Terrain gedrückt hat!

Nachdem die Citigroup, die Credit Suisse und LGT Capital Partners in diesem Jahr bereits ihre Anteile an japanischen Aktien in ihren Portfolios deutlich reduziert haben, folgte nun auch der größte Vermögensverwalter der Welt, Blackrock.

2.) Das Gleiche gilt für die EZB. Draghi hat den Einlagezins für Banken und den Leitzins weiter gesenkt, angeblich um die Konjunktur anzukurbeln. Fakt ist, dass allein Italiens Banken faule Kredite in Höhe von 360 Mrd. Euro vor sich her schieben, die akut zu platzen drohen. Den Ernst der Lage erkennen wir nicht nur daran, dass die italienische Regierung diese Kredite an einen Staatsfonds verkaufen möchte, für den dann natürlich direkt oder indirekt der Steuerzahler haftet.

Viel brisanter noch ist der Kursverlauf des Euro Stoxx Bank-Index, der trotz Draghis "Whaterver it takes" und seiner zahllosen Interventionen wieder die Niveaus von 2008 und 2012 erreicht hat. Gleichzeitig steigen die Kurse der Ausfallversicherungen für Bankanleihen wieder sprunghaft an.

Auch der Euro Stoxx 600 sieht nicht besser aus. Der historische Chart legt die Vermutung nahe, dass wir uns aktuell in einer technischen Gegenbewegung innerhalb eines dramatischen Abwärtstrends befinden. Folgt der Verlauf dem Muster 2000 und 2008, ist schon sehr bald mit einem erneuten Einbruch zu rechnen.

Besonders brisant ist in diesem Kontext die zunehmende Kritik von Finanzminister Schäuble an der Geldpolitik der EZB. Natürlich ist das die größte Heuchelei, denn er selbst hat durch seine Euro-Rettungspolitik die EZB von der Leine gelassen. Vor genau einem Jahr hat er noch erklärt, die Finanzminister der Euro-Zone würden sich weigern, die Bedingungen für das Anleihekaufprogramm der EZB zu schaffen. Und? Draghi kauft nun für 80 Mrd. Euro pro Monat auch die schlimmsten Schrottanleihen auf. Schäubles jüngste Kritik wurde erst dann laut, als sich Sparer, Wirtschaftsverbände und Ökonomen immer besorgte über Negativzins, Bargeldverbot und Helikoptergeld zeigten und gleichzeitig deutlich wurde. Auch aus Sicht Schäubles ist die EZB am Ende ihres Lateins.

3.) Obwohl der US-Finanzminister Lew gestern noch erklärte, dass die Abwertung einer Währung in der Hoffnung auf Wettbewerbsvorteile nicht akzeptabel sei, wertet China kontinuierlich den Yuan ab, muss dabei aber gleichzeitig immer wieder die Bremse treten, weil Spekulanten den Yuan sonst zu schnell auf Talfahrt schicken würden. Wie auch immer: Der Beschluss des G20-Gipfels im Februar auf einen Währungskrieg zu verzichten ist Makulatur.

Doch China hat keine andere Wahl. Die größte Kreditblase aller Zeiten droht zu platzen. Kranke Wirtschaftsstrukturen im Immobiliensektor oder der Schwerindustrie und im Bergbau brechen zusammen, Menschen verlieren massenhaft ihre Arbeitsplätze und soziale Unruhen nehmen zu. Um gegenzusteuern investiert China große Beträge seiner Devisenreserven. Doch wie weit kann China dabei gehen, ohne seine Bonität an den Kapitalmärkten zu verlieren?

Auch das Fed ist machtlos

Alle Welt schaut nun auf das Fed und sieht: eine grandiose, selbst gebaute Falle.

Erhöht das Fed den Zins weiter, wie es einige Fed-Mitglieder fordern, steigt der US-Dollar und Chinas Probleme werden größer, während der Euro und der Yen fallen.

Erhöht das Fed den Zins nicht, freut sich China, doch nimmt der Druck auf den Euro und den Yen weiter zu. Die Quizz-Frage ist also nicht so sehr, was das Fed tun wird, sondern, welches Kartenhaus fällt als erstes in sich zusammen und reißt dann die anderen Kartenhäuser mit um.

Da hilft nur noch Gold

Die aktueller Stärke bei Gold und Silber ist kein Zufall. Und es ist kein Zufall, dass der HUI den kommenden Ausbruch des Goldpreises aus der Konsolidierungsphase bereits vorweggenommen hat.

Meine Lieblingsaktie NovaGold (WKN: 905542) liegt seit meiner Erstbesprechung mit 110 Prozent im Plus, MAG Silver (WKN: 460241) mit 90 Prozent, Evolution Mining (+35 Prozent). Mein Short-ETF auf den DAX liegt jetzt mit 8,4 Prozent im Plus und mein DAX-Short-Zertifikat mit einem größeren aber auch riskanteren Hebel liegt mit 26 Prozent im Plus.

Ich rechne damit, dass der Druck auf die Aktienmärkte kurzfristig erheblich zunehmen wird und gleichzeitig Gold und Silber als sichere Häfen dramatisch an Bedeutung gewinnen werden.

Viel Erfolg wünscht Ihnen

Ihr Thomas Rausch
Der BörsenExplorer

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.