Kupfer: Positive Signale durch überraschend starken US-Häusermarkt
Die USA gehören zu einigen der wenigen westlichen Industrienationen, die ein kontinuierliches Bevölkerungswachstum aufweisen können. Geschätzt soll die Bevölkerung im nächsten Jahr um ca. 0,9%, also von etwa 314 Millionen Menschen auf 317 Millionen anwachsen. Auch wenn sich 0,9% Wachstum in etwa so spannend anhören wie die aktuellen Zinsen auf dem Sparbuch, ein Bevölkerungswachstum von drei Millionen Menschen bedeutet, dass diese zusätzlichen drei Millionen zunächst einmal ein festes Dach über dem Kopf und regelmäßige Nahrung brauchen.
Nach Platzen der Immobilienblase und einer kräftigen Konsolidierung in der Immobilienbranche verheißen die jüngsten Zahlen zu den Baubeginnen und den Baugenehmigungen eine positive Überraschung. Im September konnten 872.000 Baubeginne (erwartet wurden ca. 735.000 – 800.000) und 894.000 Baugenehmigungen (hier wurden zwischen 750.000 und 850.000 erwartet) verkündet werden. Auch die Hauspreise haben sich stabilisiert, auch wenn das Niveau von vor der Lehman-Krise noch lange nicht wieder erreicht ist.
Kupfer ist ein Metall, welches nicht nur in der Elektroindustrie, sondern auch beim Bau von Häusern und Infrastruktur hohe Bedeutung hat, steckt Kupfer doch in Rohrleitungen, Klima- und Heizungsanlagen und elektrischen Leitungen im Haus genauso wie in Telekommunikationsleitungen. Der durchschnittliche Kupferbedarf für ein Haus wird auf ca. 250kg geschätzt, etwa zehnmal so viel wie für einen durchschnittlichen PKW. Davon Entfallen ca. 80kg auf elektrische Leitungen, 70 kg auf das Dach, die Entwässerung des Dachs sowie sonstige Anbauten, 40kg auf Rohrleitungen und ca. 60 kg auf Heizungs- und Klimaanlage. Dazu kommen in einem durchschnittlichen Einfamilienhaus noch einmal Elektrogeräte mit Kupfer im Umfang von ca. 15kg.
872.000 Neubauten bedeutet natürlich auch, dass diese neuen Gebäude an die Infrastruktur angeschlossen und mit Wasser und Strom versorgt werden müssen. Zudem will dann auch das Abwasser entsorgt werden. Auch hierzu wird Kupfer benötigt. Insgesamt ist hier mit einem zusätzlichen Kupferbedarf in der Größenordnung von 300.000t bis 500.000t zu rechnen. Sollten die Amerikaner endlich einmal Teil ihrer historischen Überlandleitungen durch moderne Stromnetze ersetzen, dann explodiert der Bedarf an Kupfer…
Vor diesem Hintergrund ist nicht nur schön zu sehen, dass die Zahl der Baubeginne gestiegen ist, sondern auch die Zahl der Baugenehmigungen (das sind die Baubeginne von Morgen!), so dass es sich wohl nicht um ein kurzfristiges Strohfeuer handelt, sondern Hoffnung auf mehr besteht.
Auch wenn die US-Amerikaner zur Zeit mit Hurricane "Sandy" und den bevorstehenden Wahlen beschäftigt sind, dass Bevölkerungswachstum wird langfristig zu einem Wachstum der Nachfrage und mittelfristig zu weiterem Wirtschaftswachstum führen. Noch sind die Zahlen vom Häusermarkt nicht mehr als ein positiver Lichtblick, aber nach 4 Jahren Konsolidierung verdichten sich die Zeichen, dass der Abwärtstrend irgendwann mal zu Ende sein muss und wieder ein Expansionspfad eingeschlagen werde.
Mit Hinblick auf die Bedrohung und die bevorstehenden Wahlen verbleibe ich mit einem "God bless America" und "May the best man win!".
Ihr Manuel Giesen