In Nordamerika entsteht eine eigene Lieferkette für EV-Batterien
Der australische Lithium Explorer Balkan Mining And Minerals (ASX: BMM, WKN: A3C28E, ISIN: AU0000157455) vermeldete Anfang August grünes Licht vom Bergbauministerium in Ontario: Die Explorationslizenz für das Lithiumprojekt Gorge wurde vergeben.
Was im Vorstand die Sektkorken knallen lassen dürfte, ist in diesen Tagen kein Einzelfall. In Kanada und den USA ist eine enorme Aktivität im Bereich der Lieferkette für EV-Batterien zu beobachten. Sehr weit vorn in dieser Kette stehen die Produzenten des Batteriemetalls Lithium, zu denen auch Balkan Mining und Minerals in einigen Jahren gehören will. Am anderen Ende der Lieferkette stehen Batterie- und Fahrzeughersteller. Und die fahren in Nordamerika gerade mächtige Geschütze auf.
Suche nach Lithium läuft auf Hochtouren
Der Automobilhersteller Stellantis verkündete im August eine Investition über 100 Millionen US-Dollar in das Hell’s Kitchen-Projekt von Controlled Thermal Resources Holdings in Kalifornien. Dieses geothermische Lithiumprojekt soll das größte der Welt werden und jährlich bis zu 300.000 Tonnen Lithiumcarbonat-Äquivalent (LCE) produzieren. Auch General Motors gehört den Kunden von CTR.
Fast zeitgleich verkündete Ford Motor zusammen mit EcoProBM und SK On den Bau einer Produktionsanlage für Batteriematerialien in Bécancour in Quebec. Unterstützt wird das Konsortium durch die kanadische Bundesregierung und die Regierung von Quebec, die jeweils 322 Mio. USD beisteuern.
François-Philippe Champagne, Kanadas Minister für Innovation, Wissenschaft und Industrie, zeigte sich zufrieden mit der Vereinbarung. "Diese Investition zeigt einmal mehr, dass Kanada der grüne strategische Partner der Wahl für weltweit führende Unternehmen der Automobilindustrie ist". Die Investition stärke die "Schlüsselposition" Quebecs in der Lieferkette für Elektrofahrzeuge.
Regionen in Kanada gelten unter Geologen als Hotspots
Für Geologen sind Projekte wie Gorge aus mehreren Gründen interessant. Zum einen liegt das gut 451 km2 große Gebiet in einem Umfeld, in dem auch andere ertragreiche Lagerstätten gefunden wurden. Zum anderen ist schon seit Mitte der 1950er die Existenz zweier Pegmatite bekannt, die Nelson und Koshman getauft wurden.
Frühere Stichproben hatten auf Lithiumwerte von bis zu 3,22 % Li2O (durchschnittlich 2,24 % Li2O) ergeben. Bereits bei der Due Diligence im Rahmen der Übernahme für das Projekt stieß das Explorationsteam auf noch höhere Gehalte mit Li2O-Werten über 3,78 %, wobei die beiden höchsten Ergebnisse 5,75 % und 6,80 % erreichten Schlitzproben aus den Pegmatitvorkommen Koshman und Nelson bestätigten das Potenzial. Mit der Explorationslizenz rückt das Projekt in den "Club" der Lithium-Lagerstätten auf, die schon in wenigen Jahren zu den Lieferanten der Autoindustrie zählen könnten.
Auch Kobalt und Seltene Erden werden politisch gefördert
Doch es geht nicht nur um Lithium: Stellantis arbeitet zudem mit Hochdruck am Aufbau einer Seltenerdproduktion in den USA. Anfang Juli wurde mit NioCorp Developments eine vorläufige Vereinbarung über den Zugang zu Seltenerdprodukten aus der Mine des Unternehmens im Bundesstaat Nebraska unterzeichnet. Geliefert werden sollen Neodym-Praseodym, Dysprosium und Terbiumoxid.
Im Herbst 2022 eröffnete in den USA die erste Kobaltmine seit 30 Jahren. Das australische Unternehmen Jervois Global Ltd will im US-Bundesstaat Idaho 2.000 t des Metalls pro Jahr produzieren.
MP Materials eröffnete vor einigen Jahren die Mine Mountain Pass an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada. Die Lagerstätte gilt als eine der größten der Welt. Neben dem Rohstoffabbau werden jedoch weitere Teile der Wertschöpfungskette anvisiert: MP Materials baut eine Raffinerieanlage vor Ort und investiert zudem 700 Millionen USD in den Bau einer Magnetfabrik in Texas.
Die Politik in den USA unterstützt den Aufbau sicherer Lieferketten nachdrücklich. Mit dem Inflation Reduction Act wurden Steuervergünstigungen daran gebunden, dass Rohstoffgewinnung- und Weiterverarbeitung in den USA oder einem eng verbundenen Land stattfinden. Der Rare Earth Magnet Manufacturing Production Tax Credit Act sieht Steuergutschriften für die heimische Produktion von Seltenerdmagneten vor.
Südamerika wird zum unsicheren Pflaster
Es gibt gute Gründe für eine Konzentration der Lieferketten auf Nordamerika. Zum einen liegen lithiumreiche kanadische Regionen wie Ontario nicht weit entfernt von großen Autozentren wie Detroit – ein logistischer Vorteil.
Wichtiger jedoch: Die Region ist politisch sicher. Von anderen Weltregionen lässt sich das nicht behaupten. Im Indopazifik etwa ist stets mit chinesischer Präsenz zu rechnen – so dominieren chinesische Unternehmen etwa einen Großteil der Weiterverarbeitung von Nickel im aufstrebenden Produktionsland Indonesien.
Relativ nahe läge aus Sicht der USA Südamerika. Doch hier häufen sich die politischen Risiken. In Chile will der linksgerichtete Präsident Gabriel Boric sämtliche Lithiumunternehmen zu einer staatlichen Beteiligung von mindestens 50,1 % zwingen.
Argentinien ist schon fast traditionell ein unsicherer Kantonist. Das Land kämpft mit dreistelligen Inflationsraten und muss – wieder einmal – den Staatsbankrott fürchten. Wer die Präsidentschaftswahlen im Oktober gewinnt, ist noch ungewiss. Manche versprechen sich im Falle eines Wahlsiegs des nicht unumstrittenen Ökonomen Javier Milei einen Schub für den grundsätzlich im Aufwind befindlichen Lithium-Bergbau des Landes – andere warnen vor gesellschaftlicher Instabilität.
In Bolivien – wo neuesten Schätzungen zufolge 23 Mio. t Lithium lagern – ist China bereits sehr präsent. Mexiko hat im Frühjahr strenge Bergbaugesetze erlassen. Präsident Andres Manuel López Obrador verkündete im vergangenen Jahr die Verstaatlichung der mexikanischen Lithiumindustrie – obwohl bislang keine einzige Mine in Betrieb ist.
Wie schwierig die Auseinandersetzungen mit Regierungen und Behörden in Lateinamerika manchmal sind, erfuhr das Bergbauunternehmen First Quantum Minerals, als der Betrieb in der Cobre-Mine in Panama über Monate hinweg auf der Kippe stand.
Neben den schwerfälligen und mitunter auch korruptionsanfälligen Behörden stellt auch das Branchenumfeld oft eine Herausforderung dar. Es dauert länger, benötigtes Gerät an Ort und Stelle zu schaffen und Bohrproben auszuwerten. Nicht selten kollidieren die daraus resultierenden Verzögerungen mit regulatorischen Vorgaben.
In Mexiko etwa sieht das Gesetz vor, dass Explorationslizenzen nach zwei Jahren entzogen werden können, wenn die vereinbarten Arbeiten nicht abgeschlossen werden. Kanada etwa sieht die Chancen seiner zahlreichen Explorationsgesellschaften in Mexiko schwinden und bezeichnete die Politik des Landes bereits als Risiko für die nordamerikanische Wettbewerbsfähigkeit.
Nordamerika: Explorer schätzen ausgereiftes Bergbauumfeld
Solche Probleme sind bei in Kanada tätigen Explorern weitgehend unbekannt. Balkan Mining and Minerals etwa erhielt am 09. August die Explorationslizenz für das Gorge Projekt. Die Lizenz besitzt eine Laufzeit von drei Jahren.
Nicht einmal eine Woche später konnte schon der technische Partner für das erste Bohrprogramm vorgestellt werden. Die Bohrungen sollen kurzfristig beginnen. Auch ein Partner für das Projektmanagement konnte ohne Verzögerungen gefunden werden.
Nicht zuletzt die Finanzierung für die Bohrungen beim Gorge-Projekt konnte der Explorer sich schnell sichern. Am 24. August und damit kaum mehr als zwei Wochen nach der Genehmigung konnte bereits eine Kapitalerhöhung über knapp 1,5 Mio. USD vermeldet werden. Die erste Phase des Diamantbohrprogramms ist nun für September geplant.
Die schnellen Abläufe ermöglichen es auch kleinen Explorationsgesellschaften (die Marktkapitalisierung von Balkan Mining lag vor der Kapitalerhöhung bei ca. 13,5 Mio. AUD), mehrere Projekte parallel zu bearbeiten, wodurch sich die Erfolgschancen deutlich erhöhen.
Neben Gorge hat der Explorer weitere Assets in Ontario im Portfolio: Tango, Arrel und Barbara zielen ebenfalls auf Lithiumgewinnung ab. In Québec, genauer, in der Region Upper James Bay, bekannt für ihr Lithium-Potenzial, besitzt das Unternehmen die Projekte Corvette North und Corvette Northwest.
Weitere Aktivitäten gibt es in Serbien: Die Lithium-Bor-Projekte Rekovac, 110 Kilometer von Belgrad entfernt sowie Dobrinja und Pranjani (90 Kilometer bis Belgrad) werden seit 2021 exploriert.