Neue Regierung in Norwegen legt Tiefseebergbau auf Eis

Neue Regierung in Norwegen legt Tiefseebergbau auf Eis picture alliance / Xinhua News Agency / Xu Congjun

Die norwegische Regierung teilte am Mittwoch eine vorläufige Kehrtwende in der Tiefseebergbaupolitik mit. Demnach werden während der bis 2029 laufenden Legislaturperiode keine Lizenzen für den Tiefseebergbau erteilt.

Dies ist das Ergebnis intensiver Verhandlungen zwischen der Labour-Partei, die die Regierung ohne eigene Mehrheit anführt, der Sozialistischen Linkspartei, den Grünen, der Roten Partei und der Zentrumspartei. Die Einigung auf ein Moratorium für die Lizenzvergabe war demnach Bedingung für die Verabschiedung des Haushalts.

Norwegen hatte letztes Jahr 386 Offshore-Blöcke ausgewählt

Im vergangenen Jahr hatte Norwegen als erstes Land überhaupt die Möglichkeit der Lizenzvergabe für den Tiefseebergbau beschlossen. In diesem Jahr hätten eigentlich erste Explorationslizenzen erteilt werden sollen.  Dafür waren 386 Offshore-Blöcke ausgewählt worden. Erste Anträge auf Lizenzen durch Unternehmen waren bereits im vergangenen Jahr eingegangen.

Die Regierung will in der Einigung keine grundsätzliche Abkehr von ihrer Politik sehen. Stattdessen soll die Pause genutzt werden, um weitere Untersuchungen durchzuführen und Vorschriften zu finalisieren, bevor in Zukunft möglicherweise eine Lizenzvergabe stattfindet. Haldis Tjeldflaat Helle von Greenpeace Nordic hofft jedoch: "Das dürfte der Sargnagel für die Tiefseebergbauindustrie in Norwegen sein."

Die Vorkommen in Norwegens Hoheitsgewässern zwischen Spitzbergen, Grönland und Island gelten als beträchtlich und äußerst relevant für die europäische Versorgung mit kritischen Rohstoffen. In polymetallischen Sulfiden in der Nähe von hydrothermalen Quellen und in Mangankrusten auf dem Festlandsockel befinden sich riesige Lagerstätten von Mineralien wie Kobalt, Kupfer, Zink und Seltenen Erden.

Japan startet 2026 Testabbau von Seltenerdschlamm

Befürworter des Tiefseebergbaus argumentieren, der Abbau der Rohstoffe sei notwendig, um genügend Rohstoffe für Megatrends wie grüne Energie und Elektrifizierung zu erhalten und dabei die Abhängigkeit von kritischen Lieferanten wie Russland und China zu verringern. Norwegen will sich zudem von der Öl- und Gasförderung lösen. Gegner warnen vor Schäden an der Biodiversität und den Ökosystemen in der Tiefsee.

Wie es in Norwegen weitergeht, ist ungewiss – doch zahlreiche andere Länder treiben den Tiefseebergbau voran, darunter China, Japan und Indien, aber auch Brasilien, Namibia und die Cookinseln.

Japan etwa will Anfang 2026 mit dem Testabbau von Seltenerdschlamm aus dem Tiefseeboden vor der Insel Minamitori, etwa 1.900 Kilometer südöstlich von Tokio, beginnen. Es handelt sich um den weltweit ersten Versuch in Bezug auf Seltenerdschlamm. "Ziel ist es, eine inländische Versorgung zu sichern, um die nationale Sicherheit zu stärken, und nicht, privaten Unternehmen zu ermöglichen, vom Verkauf seltener Erden zu profitieren", sagte Shoichi Ishii, Programmdirektor der nationalen Plattform für innovative Meeresentwicklungen im Kabinettsbüro, damals.

Auch in den USA kommt Bewegung in den Bergbau am Meeresboden, nachdem Donald Trump im April via Executive Order die Beschleunigung des Offshore-Bergbaus auf den Weg gebracht hatte.  Die Trump-Regierung betrachtet den Tiefseebergbau als strategisches Mittel zur Verringerung der Abhängigkeit von ausländischen Rohstofflieferketten.

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Tiefseebergbau wird zum Wettlauf zwischen den USA und China

Daraufhin reichte das Tiefsee-Explorationsunternehmen The Metals Company CA87261Y1060 A3C20W Anträge auf eine Genehmigung zur kommerziellen Gewinnung und zwei Explorationslizenzen über zusammen mehr als 215.000 km² ein. Die Ressource soll 15,5 Millionen Tonnen Nickel, 12,8 Millionen Tonnen Kupfer, 2 Millionen Tonnen Kobalt und 345 Millionen Tonnen Mangan enthalten. Im August hatte das Unternehmen die nach eigenen Angaben weltweit erste Vorstudie zur Machbarkeit (PFS) eines Polymetallknollenprojekts im NORI-D-Gebiet mit einem Nettogegenwartswert (NPV) von 5,5 Mrd. USD vorgelegt.

Auch China mischt in dem aufstrebenden Markt mit – obwohl es die Märkte für viele Rohstoffe dominiert. Zwischen der Volksrepublik und den USA entbrennt ein regelrechter Wettlauf. Der Geopolitik-Analyst Jocelyn Trainer der auf geopolitische Risiken spezialisierten Unternehmensberatung Terra Global Insights etwa sieht die beiden Supermächte entschlossen, "sich gegenseitig auf den Grund des Meeres zu treiben".

"Wir sehen diesen Wettbewerb wirklich als einen Wettlauf um den ersten Platz – sei es nun der Entwickler, der Produzent oder der physische Erste auf dem Meeresgrund", so Trainer vor einiger Zeit gegenüber dem "Guardian".

Für Europa bedeutet die Entscheidung Norwegens einen neuerlichen Rückschlag, nachdem Rio Tinto GB0007188757 852147 vor wenigen Wochen das Lithiumprojekt Jadar nicht zuletzt aufgrund anhaltender Proteste auf Eis gelegt hatte.