Das westliche Lithiumangebot könnte wackliger sein als gedacht

Das westliche Lithiumangebot könnte wackliger sein als gedacht picture alliance/dpa / Lucas Aguayo

Yegor Perelygin, stellvertretender Minister im Ministerium für Wirtschaft, Umwelt und Landwirtschaft der Ukraine, warnt in einem Gastbeitrag vor Risiken für das westliche Lithiumangebot, vor allem aufgrund hoher Projektkosten. In dem Bewusstsein, dass Perelygin mit seinen Prognosen das westliche Interesse an ukrainischen Bodenschätzen zu wecken gedenkt, sind seine Einlassungen zu Kostenstrukturen und Pekings Einfluss durchaus interessant.

Das Lithiumangebot ist dem Minister zufolge "auf dem Papier reichlich, in der Realität aber deutlich knapper." Würden alle angekündigten Sole-, Hartgesteins- und Tonprojekte sowie DLE- (Direkte Lithiumgewinnung) und Ölfeldsole-Konzepte in der Pipeline addiert, sei bis 2035 problemlos eine Nennkapazität von über 3,5 Millionen Tonnen LCE erreichbar. Es gebe jedoch drei Hürden, an denen viele Lithiumprojekte zu scheitern drohten: Kosten, Genehmigungen sowie Technologie- und Ausführungsrisiken.

Gut sind die Perspektiven nur im unteren Teil der Kostenkurve

Das Kostenproblem ist auf den ersten Blick rasch erklärt. Als die Lithiumpreise von 70.000 bis 80.000 USD pro Tonne im Jahr 2022 auf etwa 10.000 bis 15.000 USD pro Tonne einbrachen, waren die ersten Leidtragenden die Betreiber mit hohen Kosten.  "Betreiber, die mit einer angemessenen Kostenstruktur nicht zurechtkamen, und Projekte mit überhöhten Investitionskosten" rutschten in die Pleite.

Perelygin geht näher auf die Kostenkurve ein und differenziert innerhalb dieser drei Gruppen von Lithiumprojekten. 

Gruppe 1: Kosten von 5.000-7.000 USD pro Tonne LCE – dazu zählt der Minister die besten Solequellen Südamerikas, die effizientesten Hartgesteinsanlagen und einige wenige DLE-Projekte. "Diese Betreiber erzielen selbst bei Preisen von 10.000 bis 12.000 USD pro Tonne hohe Gewinnmargen. Sie können nahezu jeden Abschwung überstehen."

Gruppe 2: 7.000-10.000 USD pro Tonne LCE – dazu zählen Perelygin zufolge zahlreiche vielversprechende Hartgesteinsprojekte sowie einige Ton- und fortgeschrittene DLE-Projekte. "Bei Preisen von 15.000 bis 20.000 USD pro Tonne erzielen diese Betreiber sehr ansehnliche Renditen. Bei Preisen von 10.000 bis 12.000 US-Dollar pro Tonne ist das Geschäft rentabel, solange die Verschuldung gut verwaltet wird und die Produktionsanlagen planmäßig funktionieren."

Gruppe 3: 10.000-11.000 USD pro Tonne LCE: "Kostspieliger Lepidolith, komplexe Tone, ungünstig gelegene oder energieintensive Projekte", konstatiert Perelygin. "Diese Betriebe nutzen im Grunde Hebelwirkung, um von hohen Preisen zu profitieren. Sie werden bei Preisspitzen in Betrieb genommen und wieder eingestellt, sobald sich der Markt normalisiert."

Konkret bedeute das: "Wenn sich die langfristigen Durchschnittspreise im Bereich von 15.000 bis 20.000 USD pro Tonne einpendeln, sind Projekte der Kategorien 1 und 2 optimal positioniert; Projekte der Kategorie 3 werden nur zeitweise existieren; Projekte der Kategorie 4 werden hauptsächlich in Investorenpräsentationen vorkommen."

Ein erheblicher Teil westlicher Unternehmen fällt damit durchs Raster. Das liegt auch an China. Die Volksrepublik produziert derzeit rund zwei Drittel der weltweiten Lithiumchemikalien und weit über 70 % der Batteriezellen. "Peking wird auch weiterhin geringe Gewinnspannen und selektive Verluste in Teilen der Wertschöpfungskette tolerieren, wenn dies strategischen Zielen dient", sagt Perelygin.

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Viele neue Marktteilnehmer werden es bis 2035 nicht schaffen

Viele neue Marktteilnehmer werden es bis 2035 nicht an den Markt für Lithiumproduzenten schaffen, ist Perelygin überzeugt und führt dies auf Kapitalengpässe, Marktschwankungen und "überzogene Versprechungen in Bezug auf unkonventionelle Technologien" zurück. Eine starke Kostenposition, garantierter Marktzugang sowie schnelle und planbare Genehmigungsverfahren sind demnach drei wesentliche Erfolgsfaktoren für neue Lithiumakteure.