IEA sieht Nachfrage nach Öl und Gas bis 2050 steigen
Die IEA hat in ihren Prognosen zum Ölverbrauch einen Shift vollzogen: Laut dem neuesten Bericht zum Ölmarkt geht die Energieagentur davon aus, dass die globale Nachfrage nach Öl bis 2050 weiter steigen wird. Bislang gingen die – oftmals als zu optimistisch im Hinblick auf einen reduzierten Ölverbrauch kritisierten – Prognosen vom Peak Demand im laufenden Jahrzehnt aus.
Im sogenannten CPS (Current Policies Scenario) "steigt die Nachfrage nach Öl und Erdgas bis zur Mitte des Jahrhunderts weiter an", heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten World Energy Outlook. Die Nachfrage nach Kohle werde dagegen bereits vor 2030 ihren Höhepunkt überschritten haben.
Globale Ölnachfrage steigt auf 113 Mio. bpd bis 2050
Das Szenario geht davon aus, dass der Anteil von Elektrofahrzeugen bis 2035 ein Plateau von etwa 40 % erreichen und die Ölnachfrage von 100 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2024 auf 113 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2050 ansteigen wird.
Im Modell STEPS (Stated Policies Scenario) erreicht der Kohleverbrauch früher als im CPS-Szenario seinen Höhepunkt und die Ölnachfrage flacht bis zum Ende des Jahrzehnts ab. Auch in diesem Szenario jedoch steigt die Nachfrage nach Erdgas bis in die 2030er Jahre weiter an, da "eine Welle neuer Flüssigerdgasexporte (LNG) einen Abwärtsdruck auf die Preise ausübt", wie es im Bericht heißt.
Die IEA will das neue Szenario nicht auf Druck aus Washington hin eingeführt haben, wo der Begriff "Peak Oil" scharf kritisiert wird. US-Energieminister Chris Wright hatte im Juli das Modell der IEA zum Fördermaximum als "völligen Unsinn" bezeichnet und Reformen verlangt – andernfalls würden die USA, die derzeit 14 % des Budgets der Behörde tragen, die Unterstützung einstellen.
Die Ölpreise stehen seit geraumer Zeit unter Druck. WTI etwa befindet sich seit September 2023 in einem Abwärtstrend. Ursächlich ist das hohe Ölangebot. Die weltweite Ölversorgung wird laut IEA 2025 um durchschnittlich 3,1 Mio. Barrel pro Tag und 2026 um durchschnittlich 2,5 Mio. Barrel pro Tag auf 108,7 Mio. Barrel pro Tag steigen. Ein erheblicher Teil des zusätzlichen Angebots entfällt auf Nicht-OPEC+-Staaten.
Big Oil verdient trotz niedriger Ölpreise gut
Die großen Ölkonzerne können mit dem schwachen Preisumfeld allerdings gut umgehen. So erzielten Exxon US30231G1022 852549, Chevron US1667641005 852552, Shell GB00BP6MXD84 A3C99G und TotalEnergies FR0000120271 850727 im dritten Quartal einen kombinierten Gewinn von mehr als 21 Mrd. EUR. Dazu trug auch der Verzicht auf Produktionskürzungen bei – im Gegenteil wurde die Produktion sogar gesteigert.
Exxon, das in den ersten neun Monaten 22,3 Mrd. USD und damit 14,3 % weniger als im Vorjahr verdiente, hat seit 2019 kumulierte Kosteneinsparungen von über 14 Mrd. USD erzielt. Bis 2030 soll dieser Wert auf 18 Mrd. USD ansteigen. Das Unternehmen schätzt die gewichtete Gewinnschwelle seines Portfolios nun auf 40 bis 42 USD pro Barrel, was auch bei einem Ölpreis von 60 USD eine gesunde Marge ermöglicht.
Das Unternehmen hat die Produktion auf 4,7 Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag (boe/d) erhöht, darunter fast 1,7 Millionen boe/d aus dem Permbecken und mehr als 700.000 boe/d aus Guyana. Die Produktion des im dritten Quartal gestarteten Projekts Yellowtail wird voraussichtlich 250.000 boe/d erreichen, wodurch sich die Gesamtproduktion in Guyana auf über 900.000 boe/d erhöht.
Chevron erhöhte die Produktion im Jahresvergleich um 21 % auf 4,09 boe/d und verzeichnete im dritten Quartal 2025 einen Rückgang des Nettogewinns auf 3,54 Mrd. USD gegenüber 4,49 Mrd. USD im dritten Quartal 2024, während der Gewinn pro Aktie von 2,48 USD im Vorjahresquartal auf 1,82 USD sank.
Shell und TotalEnergies erzielten zuletzt gute Ergebnisse im Ölhandel.

