Steht Chiles neuer Kupferboom schon wieder vor dem Ende?

Steht Chiles neuer Kupferboom schon wieder vor dem Ende? picture alliance / Photoshot

Codelco-Chef Máximo Pacheco warnt vor einer stagnierenden Kupferproduktion in Chile, dem weltweit größten Produzenten. Auf dem Ecos de la Mineria sprach er von "enormen Schwierigkeiten", vor denen der Sektor stehe. Dazu zählten immer tiefer liegende Vorkommen, sinkende Erzgehalte und steigende Kosten. Die stagnierende Produktion träfe auf eine dynamisch steigende Nachfrage und könnte das ohnehin erwartete Defizit auf dem Kupfermarkt noch verschärfen.

Zur Einordnung: Chiles globaler Kupfermarktanteil sank zwischen 2010 und 2024 von 34 % auf 24 %. Dieser Trend zeigte zuletzt Anzeichen einer Umkehr. Im Jahr 2024 förderten die chilenischen Minen der staatlichen Kupferkommission Cochilco zufolge rund 5,5 Millionen Tonnen Kupfer, gut 250.000 Tonnen mehr als im Vorjahr. Für 2025 geht Cochilco von einem Wachstum der Kupferförderung um 4,6 Prozent auf knapp 5,8 Millionen Tonnen aus. Dank neuer Investitionen könnte die Produktion bis 2027 auf fast 6,1 Millionen Tonnen steigen. Dann aber könnte der Aufschwung infolge der durch Pacheco benannten Probleme bereits an sein Ende kommen.

Große Baustellen in Chiles Kupferminen

Baustellen in den Minenbetrieben lassen sich tatsächlich viele benennen. Teck Resources hat erst in dieser Woche Wachstumsprojekte auf Eis gelegt, um sich auf Arbeiten an der chilenischen Kupfermine Quebrada Blanca fokussieren zu können. In der hoch in den Anden gelegenen Mine steht nun eine umfassende Betriebsprüfung an. Unter anderem die langsame Sandentwässerung bereitet Probleme. Die Überprüfung soll bis Oktober dauern.

Die Kupfermine Escondida von BHP AU000000BHP4 850524 – die größte Kupfermine der Welt – ist das prominenteste Beispiel für rückläufige Erzgehalte. Als die Mine in den frühen Neunzigerjahren die Produktion aufnahm, lag der abgebaute Kupfergehalt des Erzes im Bereich von 2,5–3 %. Im Geschäftsbericht von BHP wurde der "Concentrator Feed Grade" für das Geschäftsjahr 2025 mit 1,02 % angegeben. 2024 waren es 0,88 %, für 2026 werden 0,85 % erwartet.

An Investitionen mangelt es dem chilenischen Bergbausektor nicht. Im jüngsten Bericht der chilenischen Kupferkommission Cochilco für den Zeitraum 2024-2033 51 werden Projekte im Gesamtwert von 83 Mrd. USD in der Pipeline genannt, was einem Anstieg von 27 % gegenüber dem vorherigen Bericht entspricht.

Auch Codelco investiert: Mit BHP dürfte in diesen Tagen eine Explorationsvereinbarung für das Kupferprojekt Anillo unterzeichnet werden. Mit Anglo American GB00BTK05J60 A41BF3 steht die gemeinsame Erschließung der benachbarten Betriebe Los Bronces und Andina auf der Tagesordnung. 2,7 Mio. t Kupfer wollen beide Unternehmen über einen Zeitraum von 21 Jahren ab 2030 zusätzlich produzieren.

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First Quantum Minerals CEO empfiehlt Afrika für große Kupferminen

Sollte Chiles Kupferproduktion trotz hoher Investitionen stagnieren, würde dies die Marktsituation verschärfen. Gut möglich aber, dass sich andere Standorte zu großen Kupferproduzenten entwickeln. So hat etwa Ivanhoe Mines den Kamoa-Kakula-Komplex in der DR Kongo in vergleichsweise kurzer Zeit zu einem Betrieb von globaler Bedeutung ausgebaut. Die große, oberflächennahe, flach liegende, schichtförmige Kupferlagerstätte nahm Mitte 2021 die Produktion auf und lieferte im vergangenen Jahr 437.000 t Kupfer. Derzeit leidet der Betrieb unter den Auswirkungen eines seismischen Ereignisses im Mai. Mittelfristig soll die Produktion jedoch weiter steigen.

Dass Afrika zu einem zentralen Standort für große Kupferprojekte werden könnte, vertreten nicht nur Geologen unter Hinweis auf die großen Vorkommen des Kontinents. Auch First Quantum CEO Tristan Pascall hält diese Entwicklung für plausibel. Sambia – dort betreibt das Unternehmen das S3-Erweiterungsprojekt in der Kansanshi-Mine – biete zwar nicht das wettbewerbsfähigste Steuer- oder Lizenzgebührensystem, dafür aber ausreichende politische Stabilität. Dies sei "entscheidend in einer Zeit, in der die Welt mehr Kupfer braucht, um die Energiesicherheit und die Energiewende voranzutreiben."

Pascall weist darauf hin, dass Projekte überall schwieriger und kapitalintensiver werden – auch in den kupferreichen Anden. "Projekte in Chile oder Peru erfordern oft eine enorme Infrastruktur, von Entsalzungsanlagen bis hin zu neuen Energiesystemen. Bei den heutigen Kosten sprechen wir von 30.000 USD Kapital pro Tonne jährlicher Kupferproduktionskapazität. Vergleichen Sie das mit der Zeit, als wir Sentinel [in Sambia ab 2012] mit 12.000 USD oder Cobre Panama mit 18.000 USD pro Tonne gebaut haben – der Trend ist eindeutig", so der CEO im Gespräch mit dem Branchendienst Fastmarkets.