US-Goldmarkt stabilisiert sich nach Absage geplanter Importzölle

Nach mehreren Tagen intensiver Spekulation hat US-Präsident Donald Trump am Montag bestätigt, dass Gold nicht in die Liste der von Importzöllen betroffenen Produkte aufgenommen wird. Die Ankündigung, die er über sein soziales Netzwerk veröffentlichte, beendete abrupt eine Phase erheblicher Nervosität im globalen Edelmetallhandel. Hintergrund war eine Mitteilung der US-Zollbehörde vom Freitag, wonach gängige Goldbarren, die in die Vereinigten Staaten eingeführt werden, möglicherweise mit länderspezifischen Zöllen belegt werden könnten.
Eine solche Maßnahme hätte gravierende Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten gehabt, insbesondere für die Schweiz, die als bedeutendes Zentrum für die Raffination und den Weitertransport von Gold gilt. Dort hätte ein bestehender Strafzollsatz von 39 Prozent auf bestimmte Waren zur Anwendung kommen können. Analysten warnten, dass ein Zoll auf Gold nicht nur den physischen Handel lähmen, sondern auch die Preisbildung erheblich verzerren könnte.
Preisreaktionen zwischen Erleichterung und Vorsicht
Unmittelbar nach der Bekanntgabe fielen die US-Gold-Futures um 2,4 Prozent auf 3.407 US-Dollar je Feinunze, während der Spotpreis – der internationale Referenzwert – um 1,2 Prozent auf 3.357 US-Dollar nachgab. Zuvor hatten die Futures infolge der Zoll-Spekulationen ein Rekordniveau erreicht, da Marktteilnehmer aus Sorge um potenzielle Lieferunterbrechungen Positionen aufgebaut hatten.
Am Dienstag stabilisierte sich der Goldmarkt. Der Spotpreis lag gegen Mittag New Yorker Zeit bei 3.344,63 US-Dollar je Feinunze und bewegte sich in einer engen Handelsspanne zwischen 3.331,70 und 3.357,70 US-Dollar. Die Futures notierten 0,4 Prozent schwächer bei 3.391,90 US-Dollar.
Zinserwartungen lenken Blick auf die US-Notenbank
Neben der Zollentscheidung prägten auch neue Inflationsdaten das Marktgeschehen. Das US-Arbeitsministerium meldete für Juli einen Anstieg des Verbraucherpreisindexes um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat – exakt im Rahmen der Analystenerwartungen. Fachleute sehen darin ein Signal, dass die Teuerung unter Kontrolle bleibt und die Federal Reserve (Fed) bei ihrer nächsten Sitzung im September eine Zinssenkung in Betracht ziehen dürfte.
"Die Inflation steigt nicht so stark wie befürchtet, was auf schwaches nominales Wachstum hindeutet. Für die Fed ist das ein Argument, die Zinsen bereits im September zu senken", erklärte Neil Dutta von Renaissance Macro Research. Auch Alexandra Wilson-Elizondo von Goldman Sachs betonte, dass diese Inflationsdaten den Weg für einen vorsorglichen Zinsschritt ebneten, der als "Versicherung" gegen konjunkturelle Risiken gedacht sei.
Bedeutung im internationalen Kontext
Die Entscheidung gegen Importzölle auf Gold dürfte nicht nur den Handel zwischen den USA und der Schweiz entlasten, sondern auch das Vertrauen in die Stabilität der globalen Rohstoffmärkte stärken. Ross Norman, ein unabhängiger Goldmarktanalyst, sprach von einer "enormen Erleichterung" und wies darauf hin, dass die potenziellen Störungen für den Markt "nicht zu beziffern" gewesen wären.
Gleichzeitig zeigt die Episode, wie sensibel Rohstoffmärkte auf politische Entscheidungen reagieren. Eine kurze Mitteilung auf einer Regierungswebseite hatte ausgereicht, um Preise auf Rekordstände zu treiben und Händler weltweit in Alarmbereitschaft zu versetzen.
Langfristig könnten die Ereignisse als Präzedenzfall dienen, wie rasch geopolitische Spannungen oder handelspolitische Maßnahmen auch vermeintlich stabile Märkte beeinflussen können. Sollte die Fed im September tatsächlich die Zinsen senken, könnte dies dem Goldpreis erneut Auftrieb geben, da niedrigere Zinsen die Attraktivität des zinslosen Edelmetalls erhöhen.