Bergbau-Riesen kürzen Dividenden zur Finanzierung teurer Zukunftsprojekte

Bergbau-Riesen kürzen Dividenden zur Finanzierung teurer Zukunftsprojekte bigstockphoto

Die großen Rohstoffkonzerne reagieren auf sinkende Preise, steigende Kosten und ehrgeizige Wachstumsprojekte mit einem spürbaren Sparkurs bei der Dividendenpolitik. Nach Jahren hoher Ausschüttungen infolge coronabedingter Engpässe und starker Nachfrage aus China melden Unternehmen wie Rio Tinto (ISIN: GB0007188757, WKN: 852147), Glencore (ISIN: JE00B4T3BW64, WKN: A1JAGV) und Anglo American (ISIN: GB00BTK05J60, WKN: A41BF3) derzeit ihre niedrigsten Halbjahresdividenden seit teils sieben Jahren. Auch beim weltgrößten Bergbaukonzern BHP (ISIN: AU000000BHP4, WKN: 850524) wird laut Experten eine ähnliche Entwicklung erwartet. Analysten prognostizieren für das Gesamtjahr 2025 eine Ausschüttung von lediglich 1,02 US-Dollar – dem niedrigsten Wert seit acht Jahren.

Die Grundlage für diese Einschätzungen liefert Reuters mit einem aktuell veröffentlichten Bericht, in dem auf die aktuellen Halbjahresbilanzen großer Minenunternehmen eingegangen wird. Demnach sind die Preise für Eisenerz und Kohle seit Jahresbeginn um etwa 13 Prozent gesunken, während gleichzeitig die Investitionsausgaben deutlich steigen. Die Unternehmen setzen zunehmend auf Kupfer als Zukunftsrohstoff, da dessen Nachfrage im Zuge der globalen Energiewende steigt. Doch obwohl der Kupferpreis im laufenden Jahr um rund 8 Prozent zugelegt hat, reicht dieses Wachstum nicht aus, um Rückgänge bei anderen Rohstoffen vollständig auszugleichen.

Milliarden für Zukunftsrohstoffe und Umstrukturierungen

Ein wesentlicher Teil der zurückgehaltenen Mittel fließt in groß angelegte Investitionen, die die Rohstoffbasis der Unternehmen zukunftsfähig machen sollen. BHP beispielsweise investiert laut Reuters bis zu 7,4 Milliarden US-Dollar in die erste Ausbauphase seines Kaliprojekts Jansen in Kanada – ein signifikanter Anstieg gegenüber der ursprünglichen Schätzung von 5,7 Milliarden USD. Auch Rio Tinto verfolgt ambitionierte Ausbaupläne und will über 13 Milliarden USD in neue Eisenerzminen in Westaustralien investieren, um erschöpfte Lagerstätten zu ersetzen.

Anglo American befindet sich unterdessen in einem tiefgreifenden Restrukturierungsprozess. Der Konzern verbuchte im ersten Halbjahr 2025 einen Verlust von 1,9 Milliarden US-Dollar und kündigte laut Reuters den Verkauf seiner Kohle- und Diamantgeschäfte an. Ziel ist es, das Portfolio stärker auf zukunftsträchtige Metalle auszurichten. Glencore, das stark von der Kohleproduktion abhängig ist, meldete einen Rückgang des Halbjahresgewinns um 14 Prozent. Gleichzeitig stieg die Nettoverschuldung, während die Dividende trotz der schwachen Ergebnisse unverändert auf dem niedrigsten Stand seit 2021 blieb.

Analysten sehen strukturellen Wandel statt kurzfristiger Schwäche

Branchenkenner interpretieren diese Entwicklung nicht nur als temporäre Reaktion auf die Marktlage, sondern als Teil eines strukturellen Wandels. "Viele der großen Bergbaukonzerne befinden sich in einer der kapitalintensivsten Phasen der letzten Jahre. Ohne deutlichen Preisanstieg bei den wichtigsten Rohstoffen wird das Ausschüttungsniveau niedrig bleiben", wird Brenton Saunders, Portfoliomanager bei der Pendal Group in Sydney, im Reuters-Bericht zitiert. Die Unternehmen priorisieren demnach Investitionen in Zukunftsprojekte gegenüber kurzfristigen Gewinnen für Aktionäre.

Diese Entwicklung reflektiert auch eine größere strategische Neuausrichtung innerhalb der Branche. Angesichts politischer und gesellschaftlicher Anforderungen an die Dekarbonisierung der Industrie steigen die Erwartungen an die Verfügbarkeit "grüner Rohstoffe" wie Kupfer, Lithium oder Kali. Diese Rohstoffe sind jedoch bislang nur ein kleiner Bestandteil der Produktionsportfolios der meisten großen Bergbaukonzerne.

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Langfristige Investitionen in einer Phase der Unsicherheit

Im internationalen Kontext zeigt sich, dass die Branche auf eine Phase geringerer Margen vorbereitet sein muss. Die geopolitische Entspannung nach pandemiebedingten Engpässen und der Anpassungsprozess an die Energiewende erzeugen einen neuen Preisdruck. Die massiven Investitionen in Zukunftsrohstoffe sind zwar langfristig sinnvoll, belasten jedoch kurzfristig die Bilanz und lassen wenig Spielraum für hohe Dividenden.

Ob sich dieser Strategiewechsel am Markt durchsetzen kann, wird wesentlich davon abhängen, wie schnell sich Projekte wie BHPs Jansen-Mine oder Rio Tintos Eisenerzprojekte amortisieren und wie dynamisch die Nachfrage nach Energiewendemetallen tatsächlich wächst. Klar ist: Die großen Rohstoffkonzerne befinden sich an einem Wendepunkt – und setzen in unsicheren Zeiten auf Stabilität durch Investitionen statt auf Maximierung der Ausschüttungen.