Indien exploriert in Sambia, Big Oil in Libyen
Der globale Rohstoffmarkt bleibt in Bewegung: Das Bemühen um sichere Lieferketten, geopolitischen Einfluss und diversifizierte Rohstoffbezugsquellen veranlasst Regierungen und Unternehmen, nach neuen Partnern zu suchen. Neue (oft: neue alte) Potenziale ergeben sich zudem aus Lageänderungen in größeren Konflikten.
So hat Indien 9.000 km² in Sambia gemietet, um dort nach Metallen zu suchen. Und große westliche Ölkonzerne kehren in diesen Tagen nach fast 20 Jahren zur Exploration von Öl und Gas nach Libyen zurück.
Indien exploriert in Sambia Kupfer und Kobalt
Indien hat ein Team von Geologen nach Sambia entsandt, um Kupfer- und Kobaltvorkommen zu erkunden. Der Subkontinent verstärkt damit seine Anstrengung um den Zugriff auf kritische Mineralien. Der Schritt ist nachvollziehbar: Indiens schnell wachsende Wirtschaft ist in hohem Maße von Kupfer- und Kobaltimporten abhängig.
Dass diese indischen Ambitionen in der Rohstoffpolitik international an Bedeutung gewinnen, zeigte sich bereits vor einigen Wochen, als sich die Aussetzung eines 13 Jahre alten Abkommens über den Export seltener Erden nach Japan anbahnte.
Indien verfügt mit 6,9 Millionen Tonnen zwar über die fünftgrößten Seltenerdreserven der Welt, betreibt jedoch keine eigene Magnetproduktion. Das Land ist auf importierte Magnete angewiesen – vor allem aus China. Diese Abhängigkeit soll nun verringert werden. Es bestehen zwar Anlagen zum Abbau, zur Trennung und Raffination von Oxiden und auch Kapazitäten zur Metallgewinnung. Dem Land fehlen jedoch industrielle Anlagen zur Herstellung von Legierungen, Magneten und anderen Produkten aus Seltenen Erden.
Bei dem Deal mit Sambia geht es allerdings nicht um Seltene Erden, sondern um Kupfer und Kobalt. Im Frühjahr hatte sich die indische Regierung Explorationsrechte auf 9.000 km² in dem afrikanischen Land gesichert. Nun hat die indische Regierung ein Team von Geologen nach Sambia entsandt. Im Anschluss an das auf drei Jahre ausgelegte Explorationsprojekt will die Regierung das Bergbaupotenzial vor Ort bewerten. Danach könnte bei der sambischen Regierung eine Bergbaupacht beantragt werden – wahrscheinlich in Kooperation mit privaten Unternehmen.
Neu-Delhi befindet sich mit mehreren afrikanischen Ländern in Gesprächen über den Erwerb wichtiger Mineralvorkommen auf Regierungsebene. Auch Optionen in Australien und Lateinamerika werden geprüft. Derzeit laufen Gespräche in der DR Kongo, bei denen es wie in Sambia um Kupfer und Kobalt geht. Auch Ruanda, Tansania und Mosambik sind Länder, mit denen Gespräche geführt werden. Mit Chile wird derzeit ein Handelsabkommen sowie der Erwerb von Lithium- und Kupfervorkommen diskutiert.
Big Oil kehrt nach Libyen zurück
Neben Indiens Suche nach mehr Autonomie in der Rohstoffpolitik gibt es weitere Entwicklungen, die belegen, dass die globalen Rohstoffmärkte in Bewegung sind. Eine dieser Entwicklungen bahnt sich gerade in Libyen an: Die Ölkonzerne Exxon, Chevron, TotalEnergies und Eni bieten auf die erste Runde von Förderrechten im Land seit 18 Jahren.
Libyen hatte Anfang des Jahres seine erste Ausschreibung für Öl- und Gasförderung seit 2007 gestartet. Exxon (ISIN: US30231G1022, WKN: 852549), Chevron (ISIN: US1667641005, WKN: 852552), TotalEnergies (ISIN: FR0000120271, WKN: 850727) und Eni (ISIN: IT0003132476, WKN: 897791) gehören zu den 37 internationalen Unternehmen, die Interesse an libyschen Öl- und Gasfördergebieten bekundet haben. Dies erklärte Masoud Suleman, Vorsitzender der libyschen National Oil Corporation (NOC) am Mittwoch gegenüber Bloomberg. Bis Ende des Jahres sollen Verträge unterschrieben werden.
Libyen bietet insgesamt 22 Blöcke zur Exploration und Erschließung an, davon je elf Offshore- und Onshore-Blöcke, darunter auch Gebiete mit unerschlossenen Vorkommen. Das Land verfügt laut NOC über geschätzte 91 Milliarden Barrel Öläquivalent an unentdeckten Öl- und Gasvorkommen. Die Rohölproduktion des Landes liegt derzeit bei lediglich 1,3 bis 1,4 Millionen Barrel pro Tag. Innerhalb der kommenden drei Jahre soll die Förderung auf 2 Millionen Barrel pro Tag ausgebaut werden.
Die Rückkehr der westlichen Konzerne kommt nicht ganz überraschend. BP und Eni unternahmen nach zehn Jahren Abwesenheit infolge des Bürgerkriegs bereits im vergangenen Jahr erste Schritte. Eni etwa nahm im Oktober die Explorationsbohrungen im Ghadames-Becken wieder auf. Auch das US-Unternehmen Weatherford kehrte Anfang des Jahres wieder zurück.