Kasachstans Bergbau könnte eine Teilantwort auf Chinas Rohstoffdominanz sein  

Kasachstans Bergbau könnte eine Teilantwort auf Chinas Rohstoffdominanz sein   picture alliance / dpa / Yuri Kochetkov

Seltene Erden, Kupfer, Lithium, Wolfram, Tantal: Die Liste der kritischen Rohstoffe, die in Kasachstan lagern, ist lang. Das zentralasiatische Land, das bislang vor allem für den Abbau von Energierohstoffen bekannt ist, könnte bereits heute 19 der 34 kritischen Rohstoffe liefern, die auf einer Liste der EU stehen (und 17 derer, die auf der entsprechenden US-Liste zu finden sind). Das flächenmäßig neuntgrößte Land der Welt liegt mit seinen Mineralreserven auf Platz sechs der Weltrangliste.

Schon länger wirbt die Regierung des Landes um ausländische Investitionen. Auch in Deutschland: "Der Rohstoffsektor bietet sehr gute Entwicklungschancen", so der kasachische Vize-Premierminister Roman Sklyar bei einer Sitzung des Deutsch-Kasachischen Wirtschaftsrats im August 2024 in Berlin. 

Kasachstan wirbt um ausländische Investoren

Der kasachische Botschafter in Deutschland, Nurlan Onzhanov, warb ausdrücklich um deutsche Investoren: "Kasachstan bietet drei Ebenen der Zusammenarbeit im Rohstoffsektor: als Beschaffungsmarkt, bei der Erschließung von Lagerstätten und bei der Entwicklung von Wertschöpfungsketten." Das Interesse deutscher Unternehmen hält sich allerdings in Grenzen. Dies liegt allerdings nicht unbedingt am Standort Kasachstan: Es gibt nur noch sehr wenige deutsche Unternehmen, die überhaupt im ausländischen Bergbau mitmischen.

Kasachstan wirbt weltweit um das Kapital von Investoren. So war Gabidulla Ospankulov, Vorsitzender des Investitionsausschusses des Außenministeriums, auf der PDAC in Toronto vertreten. "Unsere staatlichen Unterstützungspakete umfassen Befreiungen von der Körperschaftssteuer, der Mehrwertsteuer und den Zöllen, gesetzliche Stabilität [und] Kurse zu Investitionsverträgen und -abkommen", bewarb er die Vorzüge des Standorts.

Doch das ist nicht alles: Kasachstan verfügt nicht nur über Bodenschätze, sondern auch über Kompetenzen bei deren Weiterverarbeitung. Das macht das Land zu einer potenziellen Bezugsquelle von kritischen Rohstoffen außerhalb des chinesischen Machtbereichs.

Riesige Bodenschätze plus Kompetenzen in der Weiterverarbeitung

China kontrolliert derzeit die Versorgung mit vielen wichtigen Mineralien wie Lithium, Graphit, Seltenen Erden, Nickel und Kobalt. Unternehmen der Volksrepublik betreiben Minen weltweit und verschiffen die Rohstoffe zu Weiterverarbeitung ins Reich der Mitte.

Jedes Land, das über eine Kombination aus Bodenschätzen und Verarbeitungskapazitäten verfügt, ist im Zusammenhang mit sicheren Lieferketten "sehr relevant", sagt Kanat Sharlapaev, der Wirtschaftsassistent des kasachischen Präsidenten.

Sharlapaev erläuterte gegenüber Medien die Strategie des Landes in der Mineralienentwicklung. So gebe es vier Schwerpunkte: Batteriemetalle,  Refraktärmetalle (zu diesen zählen z.B. Titan, Vanadium, Chrom), Permanentmagnete und die für die Halbleiterindustrie benötigten Metalle.

Produziert wird bereits hochreines Mangansulfat, ein wesentlicher Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien. Parallel läuft die Erschließung wichtiger Graphitvorkommen ebenso wie die Erkundung von Phosphatvorkommen, die künftig für die für die Produktion von Lithium-Ionen-Phosphat-Batterien relevant werden könnten.

Wie relevant das Land für die Rohstoffversorgung werden kann, verdeutlichen die jüngsten Exportrestriktionen Pekings, unter die unter anderem Gallium fällt. Kasachstan ist eines der wenigen Länder, das über Produktionsanlagen für Gallium verfügt. Sharlapaev zufolge wird derzeit an Abnahmeverträgen gearbeitet.

Der staatliche Urankonzern Kazatomprom testet derzeit Anlagen zur Trennung von Nebenprodukten wie Scandium in einem frühen Stadium.

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Bergbaureform begünstigt Investitionen

Jüngste Reformen des Bergbaugesetzes, die Straffung der Explorationslizenzprozesse und die Vergabe zahlreicher neuer Lizenzen zur Förderung der Exploration und Erschließung haben das Investitionsklima im Land verbessert.

Pini Althaus, CEO von Cove Capital – über die Tochtergesellschaft Kaz Critical Minerals im Land vertreten – lobt jedenfalls: "In der Vergangenheit verliefen Lizenzierungs- und Genehmigungsverfahren langsam und undurchsichtig. Die jüngsten Bergbaureformen haben jedoch viele dieser Probleme gelöst, und das System wird kontinuierlich verbessert, um ausländische Investitionen anzuziehen."

Präsident Tokajew habe einen Kodex für die Bodennutzung nach britischem Vorbild eingeführt, der die Transparenz verbessere, die Lizenzvergabe vereinfache und ein "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst"-Modell etabliert habe.

Cove Capital war 2023 das erste US-Unternehmen, das Lizenzen für die Exploration kritischer Mineralien und seltener Erden in Kasachstan erhielt. Kasachstan ist Mitglied der Minerals Security Partnership, die unter dem früheren US-Präsidenten Joe Biden gegründet worden war.

Die EU und Kasachstan unterzeichneten im November 2022 zudem eine Absichtserklärung für eine strategische Partnerschaft im Bereich Rohstoffe, Batterien und erneuerbarer Wasserstoff.

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) erwarb im vergangenen Jahr  einen Anteil von 17,36 % an Unternehmen Sarytogan Graphite, das die Graphitlagerstätte Sarytogan in der kasachischen Region Karaganda erkundet. Es handelte sich um die erste direkte Kapitalbeteiligung der EBWE an der Graphit- und kritischen Rohstoffindustrie Zentralasiens.