Liberation Day setzt Basismetallen deutlich zu

Die Marktreaktion ist vor allem auf die Furcht vor einer zollinduzierten globalen Konjunkturabschwächung und einer daraus resultierenden verringerten Nachfrage getrieben. Ein weitreichender Handelskrieg könnte die globale Konjunktur deutlich verlangsamen – auch und gerade in China, das im Konflikt zwischen Washington und Peking mit prohibitiven Zöllen konfrontiert wird. Die Rezessionswahrscheinlichkeit ist deutlich gestiegen.
Sinkende Nachfrage nach Kupfer und Co. befürchtet
Eine wichtige Rolle spielt auch der erwartete Nachfragerückgang infolge der verhängten Zölle auf Automobile in Höhe von 25 %: Eine sinkende Nachfrage nach Fahrzeugen reduziert auch den Bedarf an Kupfer und Aluminium. Die Zölle – und Änderungen daran – stören zudem grenzüberschreitende Lieferketten und dürften Unternehmen dazu veranlassen, Investitions- und Kaufentscheidungen aufzuschieben, was die Nachfrage weiter dämpft.
Einige Marktteilnehmer dürften auch die Erwartung künftiger Zölle antizipieren. So könnte etwa Kupfer, das bislang von Zöllen ausgenommen ist, aufgrund einer laufenden Untersuchung zur Bedeutung für die nationale Sicherheit bald mit 25 % belegt werden. Auch ein solcher Zoll könnte die Nachfrage reduzieren.
Auch die Prognosen und Kursziele von Banken und Analysten trübten sich deutlich ein. Citi Research etwa senkte am 07. April die Prognose für den durchschnittlichen Kupferpreis 2025 von 9.100 USD auf 8.860 USD und die Prognose für Aluminium von 2.615 USD auf 2.480 USD.
Auch Nickel (von 16.000 USD auf 15.500 USD), Zink (von 2.750 USD auf 2.630 USD), Blei (von 1.975 USD auf 1.950 USD) und Zinn (von 33.750 USD auf 33.700 USD) sind seitdem mit schwächeren Prognosen versehen.
In allen Fällen lautete die Begründung: Signifikanter Nachfragegegenwind durch Zölle. Speziell für Kupfer wies Citi daraufhin, dass die Möglichkeit einer Einbeziehung des Metalls in die Zoll-Politik im weiteren Verlauf des Jahres besteht.
Kursziele für Basismetalle trüben sich mit Konjunkturaussichten ein
JP Morgan korrigierte das durchschnittliche Kursziel für Kupfer für das zweite Quartal am 15. April auf 8.300 USD nach unten. Die Begründung: Zollbedingte Senkung der Wachstumsprognosen, erhöhte Rezessionswahrscheinlichkeit und starke Kürzung der Metallnachfrageprognosen.
Aus denselben Gründen wurde das durchschnittliche Kursziel für das Gesamtjahr auf 8.812 USD nach unten korrigiert. Auch Aluminium, Nickel und Zink sieht JP Morgan nach dem Liberation Day schwächer.
Auch weitere Banken korrigierten ihre Kursziele für Basismetalle nach unten, darunter Goldman Sachs, Bank of America und Natixis. Kurzum: Stand heute hat der Liberation Day Basismetallen geschadet. Wie es weitergeht, hängt auch vom Handelsstreit ab: Glätten sich die Wogen auf welchem Wege auch immer, könnten die Kurse und mit ihnen die Prognosen rasch in die andere Richtung drehen. Eine hartnäckige, globale Wachstumsverlangsamung durch einen Einbruch des Welthandels dagegen könnte die Preise von Kupfer und Co. noch deutlich stärker unter Druck setzen.
Mit Wirkung zum 5. April 2025 hatte Trump einen universellen Basiszoll von 10 % auf praktisch alle Importe aus allen Ländern verhängt. Zusätzlich zum Basiszoll wurden höhere, individualisierte Zölle für Dutzende von Ländern angekündigt, mit denen die USA große Handelsdefizite aufweisen. Diese reziproken Zölle sollten ursprünglich am 9. April in Kraft treten, wurden aber für 90 Tage ausgesetzt. Gleichzeitig wurden bereits am 2. bzw. 3. April 2025 Zölle von 25 % auf alle importierten Personenkraftwagen und wichtige Autoteile wirksam – zusätzlich zu den anderen Zöllen.