Kanadischer Junior Miner verlegt Sitz nach Nahost: Finanzierung leichter als im Westen?
Falcon Energy Materials – ehemals SRG Mining – hat den Firmensitz von Kanada in die Vereinigten Arabischen Emirate verlegt. "Die Sitzverlegung in die VAE wird dem Unternehmen erweiterte strategische Optionen bieten", heißt es in der Anfang des Monats dazu verbreiteten Meldung.
Ein weiterer Grund: Die Doppelbesteuerungs- und bilateralen Investitionsabkommen der VAE mit Guinea. Dort befindet sich das Lola Graphitprojekt – das wichtigste Asset im Portfolio des Unternehmens.
Auch wenn die Lage des Graphitprojekts einen spezifischen Grund für die Sitzverlegung darstellt: Die Branche nimmt den Vorgang mit einer gewissen Besorgnis zur Kenntnis. Falcon Energy sucht derzeit nach Investoren – und scheint die Chancen auf eine Finanzierung in den VAE größer einzuschätzen als in Kanada.
CEO: "Mehr als nur einige" andere Unternehmen erkundigen sich nach Standortverlegung
Um den Bau der ersten Phase des Lola-Graphitprojekts und der Anodenmaterialanlage zur Herstellung von beschichtetem, kugelförmigem, gereinigtem Graphit zu finanzieren, laufen "Gespräche mit mehreren namhaften Parteien".
CEO Mathieu Bos bringt es unverblümt auf den Punkt: "Wir glauben, dass wir im Nahen Osten mehr Geld sammeln können als in Kanada". Bos zufolge haben "mehr als nur einige" andere Unternehmen Kontakt aufgenommen und nach Erfahrungen mit der Standortverlegung gefragt.
In Kanada sehen sich Bergbau- und Rohstoffunternehmen einem anhaltend schwierigen Finanzierungsumfeld ausgesetzt. Erschwert wird die Lage zusätzlich durch die Maßnahmen der kanadischen Regierung gegen Investoren aus China.
Dies traf Falcon Energy sehr direkt: Im Juni 2023 wurde eine Finanzierung in Höhe von 16,9 Millionen USD angekündigt. Die chinesische Carbon ONE New Energy Group (C-One) wollte für diesen Betrag 19,4 % der Anteile erwerben. Als klar wurde, dass eine rechtzeitige Genehmigung durch die Behörden in Kanada unsicher werden würde, entschied sich das Management zur Verlagerung des Firmensitzes.
Gemäß dem Investment Canada Act kann eine bundesstaatliche Überprüfung der nationalen Sicherheit bis zu 200 Tage dauern.
"Letztendlich liegt es im Ermessen des Ministers, was er genehmigt und was er noch überprüfen will", sagte Bos. "Aber als Junior-Unternehmen haben wir nicht immer die Zeit, mehrere Quartale oder ein Jahr auf diese Art von Genehmigungen zu warten."
Das Lola Graphite Project verfügt über nachgewiesene und wahrscheinliche Reserven von 42 Mio. t mit einem Cg-Gehalt von 4,2 %. Laut der im vergangenen Jahr aktualisierten Machbarkeitsstudie könnte das 185 Mio. USD teure Projekt über eine Lebensdauer von 17 Jahren 94.000 Tonnen Graphitflocken in Konzentrat produzieren.
Falcon Energy: Zielmärkte liegen in Europa
Falcon zielt darauf ab, eine vollständig integrierte Quelle für Batterieanodenmaterial zu entwickeln, um die europäischen Lithium-Ionen- und Brennstoffzellenmärkte zu beliefern.
Falcon will eine vollständig integrierte Quelle für Batterieanodenmaterial entwickeln, um die europäischen Lithium-Ionen- und Brennstoffzellenmärkte zu beliefern. Aufgrund der chinesischen Kontrolle sowohl über die Versorgung mit primärem Graphit aus dem Bergbau als auch über die Weiterverarbeitung des Batteriematerials gehört Graphit CEO Bos zufolge in dieselbe Kategorie wie Seltene Erden.
Man brauche deshalb "ein Unternehmen wie unseres, das einen Teil der Lieferkette von China entkoppeln kann." Das dies ohne chinesisches Kapital am Standort Kanada offenbar nicht möglich war, steht sinnbildlich für die Finanzierungsengpässe von – vor allem jungen – Bergbauunternehmen.
Falcon hatte sich eigener Darstellung zufolge an C-One gewandt, weil die erforderlichen Mittel und das erforderliche Fachwissen auf den nordamerikanischen Märkten nicht verfügbar waren. "Es geht um die Finanzierung, um die Technologie, um die Abnahme, um das Know-how. Es handelt sich um eine sehr komplizierte Lieferkette, viel komplizierter, als die Leute eigentlich annehmen", so Bos.
Kapital und Fachwissen in Nordamerika nicht verfügbar
Angesichts dieser Entwicklungen wird bereits vor einem Bedeutungsverlust des Bergbaustandorts Kanada gewarnt. Laut TSX sind 40 % der Bergbauunternehmen der Welt entweder an der TSX oder der TSX Ventures notiert.
John Turner, Partner bei Fasken in Toronto etwa warnt, insbesondere Unternehmen mit Vorproduktionsanlagen außerhalb Kanadas könnten sich anderweitig orientieren. "Wenn wir anfangen, diese Unternehmen an den Nahen Osten oder Australien oder anderswohin zu verlieren, zerstören wir eine der wenigen Branchen, in denen wir weltweit präsent sind".
Sasa Jarvis von der in Vancouver ansässigen Kanzlei McMillan schlägt in dieselbe Kerbe. "Da die Möglichkeit, chinesische Finanzierungen anzunehmen, eingeschränkt oder im Wesentlichen eliminiert wird und es keine neuen Alternativen zu diesem Kapital gibt, werden sich die Unternehmen nach anderen Rechtsräumen umsehen, in denen sie sich niederlassen können".