Neuer Solarzellen-Typ braucht deutlich mehr Silber: Steigt der Metallpreis?

Neuer Solarzellen-Typ braucht deutlich mehr Silber: Steigt der Metallpreis? picture alliance / photothek / Thomas Trutschel

Es ist eine vermeintlich kleine Änderung, die viele Käufer von Solaranlagen vielleicht gar nicht wahrnehmen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet über eine technische Veränderung bei Solarzellen.

Bislang 10 mg Silber pro Watt Leistung – bald 22 mg

Demnach soll in den kommenden zwei bis drei Jahren die heutigen Standardzellen mit passiviertem Emitter und hinterem Kontakt (passivated emitter and rear contact, PERC) durch eine neue Variante ersetzt werden.

Dieses vermeintliche Detail könnte gravierende Auswirkungen auf den Silbermarkt haben. Der Grund: während in PERCs rund 10 mg Silber pro Watt Leistung verbaut wird, sind es in den neuen Zellen rund 22 mg.

Ein Blick auf die Größenordnungen auf dem Markt verdeutlicht, worum es geht: Laut Zahlen des Silver Institutes wird die Nachfrage aus der Solarindustrie in diesem Jahr 14 % der gesamten Nachfrage ausmachen. Dieser Anteil wächst relativ beständig – 2014 lag der Gesamtanteil bei 5 %.

Eine konstante neu installierte Leistung und ein konstantes Silberangebot vorausgesetzt, würde der Anstieg von 10 mg Silber pro Watt Leistung auf 22 mg rechnerisch bedeuten, dass künftig mehr als 30 % der gesamten Nachfrage auf den Solarsektor entfallen. Es entstünde also ein erheblicher Nachfrageüberhang.

Dass die jährlich neu installierte Leistung konstant bleibt, erscheint allerdings unwahrscheinlich. Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert, dass die Produktionskapazität für Solarpaneele sich bereits bis 2024 auf mehr als 1000 GW verdoppeln wird – angeführt durch China.

Das Silberangebot erscheint dagegen beinahe zementiert. Im vergangenen Jahr änderte sich das Angebot trotz einer fast 20 % höheren Nachfrage nicht. In diesem Jahr wird ein Anstieg der Produktion um 2 % bei einer um 4 % zulegenden Industrienachfrage erwartet.

Silberangebot kann mittelfristig kaum steigen

Kurzum: Mittelfristig ist es fast unmöglich, die Produktion auszuweiten. Es gibt nur sehr wenige primäre Silberminen. Etwa 80 % des Metallangebots stammen aus Blei-, Zink-, Kupfer- und Goldprojekten, in denen Silber ein Nebenprodukt des Abbaus darstellt.

Die Erschließung neuer Bergbauprojekte dauert durch hohe Umweltstandards, zunehmenden Protektionismus und steigende Kosten zudem immer länger. Zum aktuellen Preisniveau ist Silber zudem vergleichsweise unattraktiv für die Produzenten.

Zurück zu Angebot und Nachfrage: Bei einem sehr unelastischen Angebot und einer deutlich steigenden Nachfrage aus der Solarindustrie müsste auch der Anteil der Solarbranche an der Silbernachfrage insgesamt deutlich steigen. Bloomberg zitiert dazu eine Studie der University of New South Wales. Die Untersuchung rechnet damit, dass der Solarsektor bis 2050 zwischen 85 und 98 % der weltweiten Silberreserven erschöpfen könnte. Zum derzeitigen Marktpreis erscheint dies kaum denkbar.

Das Problem liegt darin, dass nicht nur die Anzahl der produzierten Zellen deutlich steigt, sondern auch das pro Zelle verbrauchte Silber. Gregor Gregersen, Gründer des in Singapur ansässigen Händlers Silver Bullion, verweist darauf, dass der Nachfrageanstieg durch Effizienzgewinne in der Solarindustrie lange Zeit noch abgebremst worden sei. Dies ändere sich aber jetzt.

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Substitute in der Pipeline, aber beim derzeitigen Silberpreis noch nicht attraktiv

Der einzige Ausweg besteht in der Erforschung anderer Materialien. In China werden Alternativen wie galvanisiertes Kupfer erprobt – mit bislang gemischten Ergebnissen. Zwar geht die Branche davon aus, dass insbesondere einem deutlichen Anstieg der Silberpreise eine Substitution durch andere, billigere Metalle stattfinden wird.

Damit rechnet etwa der CEO des weltweit größten Panelherstellers Longi Green Energy Technology, Zhong Baoshen. Laut der Studie aus New South Wales könnte es jedoch 5-10 Jahre dauern, bis die pro Zelle verbrauchte Silbermenge wieder das aktuelle Niveau erreicht.

Wahrscheinlich ist deshalb ein Szenario, in dem der Silberpreis zunächst deutlich zulegt, bis die Preissignale zu einer Umstellung der Produktion führen. Philip Klapwijk, Geschäftsführer des in Hongkong ansässigen Beratungsunternehmens Precious Metals Insights Ltd (und Autor des Silberinstituts) hält eine Substitution für interessanter, "wenn der Silberpreis beispielsweise 30 US-Dollar pro Unze beträgt".

Aktuell notiert der Silberpreis bei rund 22,70 USD. Im vergangenen Jahr war der Preis auf bis zu 18 USD abgesackt. Seitdem befindet sich der Markt jedoch in einem Aufwärtstrend.