OECD: Kritische Mineralien fallen immer häufiger unter Exportbeschränkungen
Exportbeschränkungen für kritische Mineralien haben sich in den letzten zehn Jahren mehr als verfünffacht. Dies erschwert den Handel mit Lithium, Kobalt, Seltenen Erden und anderen Batteriemetallen.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet vor: Die weltweiten Exportbeschränkungen für kritische Mineralien hätten sich in den letzten zehn Jahren mehr als verfünffacht. Rund ein Zehntel des weltweiten Werts der Exporte von Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Seltenen Erden sind einer Studie der Organisation zufolge mindestens einer Exportbeschränkungsmaßnahme ausgesetzt.
China unter den Ländern mit vielen Exportbeschränkungen
Diese Materialien werden für die Herstellung von Elektrofahrzeugen und weiteren Maßnahmen zur Elektrifizierung und CO2-Reduktion wie zum Beispiel Windturbinen benötigt. Die CO2 Reduktionsziele vieler Regierungen könnten durch die Exportbeschränkungen laut OECD behindert werden. "Die globalen wirtschaftlichen Auswirkung dieser Maßnahmen können insgesamt beträchtlich sein", heißt es jedenfalls in der Studie.
Die sechs führenden Länder im Hinblick auf neu eingeführte Exportbeschränkungen in der Zeit von 2009-2020 waren demnach China, Indien, Argentinien, Russland, Vietnam und Kasachstan. Mitunter verstoßen die Maßnahmen auch gegen WTO-Regeln. Dies gilt etwa für Mengenbeschränkungen, nicht aber für Exportzölle.
Staaten können bei der Beschränkung von Exporten auf verschiedene Instrumente zurückgreifen. Das schärfste Schwert ist ein Exportverbot, das lediglich 6 % der von 2009-2020 getroffenen Maßnahmen betrifft. Steuern auf Exporte sowie Lizenzierungsprozesse sind weitaus häufiger. Auch Exportquoten, Verpflichtungen von Exporteuren zur Produktion für den Heimatmarkt sowie Preisregulierungen für Exporte kommen zum Einsatz.
Die OECD berichtet, dass die Beschränkungen von Exporten in vorgelagerten Erzen deutlich schneller gewachsen seien als in anderen Segmenten. Dies spricht dafür, dass viele Ländern mit Rohstoffvorkommen weitere Teile der Wertschöpfungskette über den reinen Erzabbau im eigenen Land halten möchten. Solche Bestrebungen lassen sich zum Beispiel in Indonesien beobachten.
Der Bericht konstatiert jedoch auch eine stärkere Konzentration bei der Produktion kritischer Rohstoffe in den letzten zehn Jahren. Ganz vorn steht hier China. Das Land gehört bei sechs der zehn am stärksten konzentrierten kritischen Materialien zu den drei größten Produzenten.
Viele Länder stellen sich bei kritischen Rohstoffen neu auf
Nicht zuletzt deshalb versuchen andere Länder, von chinesischen Lieferungen unabhängiger zu werden. Der Inflation Reduction Act der USA etwa fokussiert eine stärkere Produktion in den USA und wirtschaftlich eng verbundenen Ländern. Die Europäische Union hatte mit dem Kritiker Raw Materials Act eine vergleichbare (wenn auch ressourcenbedingt weniger ambitionierte) Strategie vorgelegt. Auch Kanada und Australien haben Strategien entwickelt.
Die Untersuchung der OECD bestätigt die Befürchtungen der Regierungen, die den Zugang zu kritischen Rohstoffen durch verschiedene Maßnahmen wie Recycling, heimischen Bergbau, Lieferantendiversifikation etc. sicherstellen wollen. Je knapper die begehrten Rohstoffe werden, desto größer ist der potentielle Einfluss der Exporteure.
Kritische Rohstoffe: Angebot wächst nicht mit der Nachfrage mit
Das grundlegende Problem ist offensichtlich: Kritische Metalle wie Kupfer, Lithium, Nickel, Kobalt und Seltenen Erden werden beim politisch geplanten Übergang zu neuen Energieproduktionsmethoden und einer weitreichenden Elektrifizierung dringend benötigt.
Die Nachfrage nach diesen Rohstoffen wächst deshalb schnell. Egal ob Photovoltaikanlagen, Windparks oder E-Autos: Überall fällt die Nachfrage stärker aus als bei konventionellen Produkten und konventioneller Infrastruktur.
So sind in einem Elektrofahrzeig sechsmal so viele kritische Mineralien verbaut wie in einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. 1,0 GW Stromerzeugungskapazität in Offshore-Windanlagen erfordern dreizehnmal so viele Bodenschätze wie dieselbe Kapazität eines Gaskraftwerks.
Lithium, Nickel, Kobalt, Mangan, Graphit: Diese Rohstoffe werden in Batterien benötigt, die in Elektroautos, aber auch als Batteriespeicher in Privathaushalten und öffentlichen Stromnetzen eingesetzt werden.
Seltene Erden sind für die Herstellung von Magneten unverzichtbar, die in Windkraftanlagen und Elektroautomotoren eingesetzt werden. In Stromnetzen werden große Mengen Kupfer und Aluminium benötigt – nicht zuletzt deshalb rechnen unter anderem Trafigura und Goldman Sachs mit einem neuen Kupfer Superzyklus und Preisen von bis zu 15.000 USD pro Tonne.
Das Angebot scheint aber nicht mit der steigenden Nachfrage mitteilen zu können, auch wenn viele Unternehmen in neue Projekte investieren. Dies liegt auch an langen Vorlaufzeiten für Minenprojekten und einem zu starken Fokus vieler Unternehmen auf M&A und Greenfield-Projekte.