Bericht: Bei vielen Metallen bahnen sich Defizite an
Aluminium, Nickel, Zink: Bei vielen Metallen übersteigt die Nachfrage das Angebot. Ein Grund dafür ist die Pandemie – doch diese allein kann die Entwicklung nicht erklären. Stehen Industriemetalle nach den teils starken Kursgewinnen erst am Anfang einer noch größeren Bewegung? Ein Blick in aktuelle Markt- und Lagerdaten des World Bureau of Metal Statistics.
Das World Bureau of Metal Statistics hat im November Daten zur Entwicklung von Angebot und Nachfrage auf den Märkten wichtiger Metalle veröffentlicht. Konkrete Zahlen werden zu Aluminium, Kupfer, Blei, Zink, Nickel und Zinn genannt.
Bei vielen Metallen hat sich die Marktsituation in den ersten drei Quartalen 2021 in Richtung einer Knappheit entwickelt: Neue Nachfrageüberhänge sind entstanden, alte Defizite wurden ausgeweitet. Auch wenn der Bericht ausdrücklich darauf hinweist, dass durch Corona sowohl Angebot als auch Nachfrage stark beeinträchtigt wurden: Die jüngsten Entwicklungen ordnen sich in ein größeres Bild ein.
Der Markt für Aluminium dreht ins Defizit
Für den Aluminiummarkt ergab sich dem Bericht zufolge im Zeitraum von Januar bis September 2021 ein Defizit von 1268 kt. Im Gesamtjahr 2020 war noch ein Angebotsüberschuss von 1295 kt berichtet worden. Die Produktion stieg demnach in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,6 %. Die Nachfrage legte gegenüber dem ersten Corona Jahr dagegen um 4173 kt auf 51,94 Millionen t zu.
Die Lagerbestände sanken Ende September unter das Niveau von Dezember 2020. Dennoch berichtete die London Metal Exchange (LME) für Ende September von einem Gesamtlagerbestand von 1788,2 kt – verglichen mit 2917 kt Ende 2020.
Der Bericht wirft ein Licht auf einige interessante globale Trends. So wurde China im Jahr 2020 ein Nettoimporteur von unverarbeitetem Aluminium. Bei Aluminiumvorprodukten ergab sich dagegen eine Steigerung der chinesischen Nettoexporte. Die japanische Aluminiumnachfrage stieg um 219 kt, während die USA Nachfrage um 94 kt zurückging.
Der Aluminiumpreis lag Mitte 2020 bei etwa 1500 USD. Zu diesem Zeitpunkt setzte eine starke Hausse ein, die den Preis zeitweise auf bis zu 3200 USD trieb. Unlängst drückte eine Korrektur den Preis wieder in den Bereich von 2600 USD.
Defizit bei Blei mehr als verdreifacht
Auf dem Markt für Blei hatte sich im Jahr 2020 ein Angebotsdefizit von 80,4 kt ergeben. In den ersten neun Monaten 2021 wuchs dieses Defizit auf 269,1 kt an. Allerdings ergab sich für die Lagerbestände Ende September ein um 77,2 kt höherer Wert als Ende 2020. Die weltweite Produktion stieg demnach in den ersten drei Quartalen auf 10.541,9 kt an – ein Anstieg um 18,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Der größte Zuwachs der Nachfrage entfiel auf China. Hier wurden 1544 kt mehr nachgefragt als im Vorjahr. Die Nachfrage in den USA legte lediglich 113 kt zu. Für September geht der Bericht davon aus, dass einer globalen Nachfrage nach raffiniertem Blei von 1209,4 kt ein durch Produktion erzeugtes Angebot von 1168,6 kt gegenübersteht.
Der Preis für Blei war auch infolge der Pandemie zeitweise auf rund 1600 USD gefallen. Ähnlich wie Aluminium setzte der Markt jedoch zu einer Hausse an, die den Kurs zeitweise bis auf 2500 USD trieb. Aktuell notiert der Bleipreis bei gut 2300 USD.
Zinkmarkt mit Defizit von 48 Kilotonnen
Der Zinkmarkt war im Gesamtjahr 2020 noch von einem Angebotsüberschuss von 620 kt gekennzeichnet. In den ersten neun Monaten des aktuellen Jahres ergibt sich allerdings ein Defizit von 48 kt. Die berichteten Lagerbestände sanken um 16,7 kt, obgleich die Bestände in Shanghai um 25,5 kt anstiegen. Die LME berichtete Ende September, dass die Bestände 51,5 kt unter dem Niveau von Dezember 2020 lagen. Während die Zinkproduktion global betrachtet um 2,8 % anstieg, wuchs die Nachfrage um 8,9 %. Besonders stark fiel der Nachfrageanstieg in Japan aus.
Auch der Zinkpreis befindet sich im Aufwind. War der Kurs zeitweise auf bis zu 1750 USD abgerutscht, wurden vor kurzem bis zu 3750 USD bezahlt. Nach einer Korrektur ohne Verletzung des langfristigen Aufwärtstrends notiert der Markt aktuell bei knapp 3300 USD.
Auch bei Nickel bahnen sich Engpässe an
Auch für Nickel konstatiert der Bericht ein Defizit. Demnach überstieg die Nachfrage das Angebot in den ersten neun Monaten des Jahres um 108,5 kt. 2020 war noch ein Gesamtüberschuss von 84 kt berichtet worden. Auch die Lagerbestände laut LME Bericht fielen Ende September deutlich geringer aus als zum vergangenen Jahreswechsel (hier ergab sich ein Minus von 117 kt). Einer globalen Nachfrage von 2151,7 kt standen in den ersten neun Monaten des Jahres dem Bericht zufolge 2043,2 kt an produziertem Angebot gegenüber.
Der Nickelpreis befindet sich ebenfalls in einem dynamischen Aufwärtstrend. Aktuell notiert der Kurs bei knapp 20.200 USD – nach rund 11.200 USD zu Beginn der Pandemie.