Staatsbanken horten stärker Gold als je zuvor
Es ist auffällig, dass weltweit Staatsbanken seit geraumer Zeit verstärkt auf der Käuferseite beim Gold zu finden sind. So hat China in den letzten 7 Monaten insgesamt über 84 Tonnen seinen offiziellen Reserven hinzugefügt. Alleine im Juni 2019 kaufte die chinesische Volksbank 10,3 Tonnen. Damit kletterte der offizielle Bestand auf 1.935,56 Tonnen des gelben Edelmetalls. Viele Analysten sehen in den Käufen von China eine ganz bewusste Abkehr vom amerikanischen Dollar infolge der bestehenden Handelskonflikte mit den USA.
China trennt sich auch durch weitere Maßnahmen vom US-Dollar. Alleine in den letzten beiden Monaten hat man 17,5 Mrd. der insgesamt 1.100 Mrd. an amerikanischen Schuldscheinen veräußert. Summiert man die Verkäufe der letzten 12 Monate, so waren es stattliche 69 Mrd. USD, von denen sich China löste. Damit hat sich das Reich der Mitte bereits merkbar vom Höchststand im Februar 2016 mit 1,125 Mrd. entfernt, bleibt aber nach wie vor größter Kreditgeber der USA. Wenn China weiterhin amerikanische Staatsanleihen auf den Markt wirft, oder für längere Zeit keine neuen Schuldscheine der USA erwirbt, so wird das für den US-Dollar sehr problematisch. Doch kehren wir wieder zum Thema zurück.
Neben China befinden sich weitere Staaten mit zum Teil bemerkenswerten Goldkäufen auf der Liste. Eine Liste des World Gold Councils, die im Jahr 2018 die weltweiten Goldkäufe der Staatsbanken mit 651,5 Tonnen bezifferte, der höchsten Jahressumme an Einkäufen seit 1971.
An vorderster Front befindet Russland mit Golderwerb von 274,3 Tonnen alleine im Jahr 2018. Bezahlt wurden die Goldkäufe mit so gut wie allen amerikanischen Schuldscheinen, die die Nationalbank im Tresor hatte. Auch bei diesem Land merkt man die bewusste Abkehr vom amerikanischen Dollar. Russland setzt diesen Trend auch im Jahr 2019 fort. Im ersten Halbjahr 2019 wurden dem Bestand weitere 77,1 Tonnen hinzugefügt.
Auch wenn es nur knapp 5 Tonnen waren, die die ungarische Nationalbank bis Februar 2019 erworben hat, auch hier ist der Schritt zur Diversifizierung eindeutig erkennbar. Nach langen Jahren, in denen Ungarn sich von Gold fern hielt, haben sie ihren Gold bestand mit insgesamt nun 33 Tonnen verzehnfacht.
Sogar Polen hat im Juli 2018 7 Tonnen Gold und weitere 2 Tonnen im August 2018 erworben. Bemerkenswert insofern, da Polen für sehr lange Zeit seine Goldbestände nicht aufstockte. Polen ist damit das erste EU-Land, das seit den 90er-Jahren seine Goldbestände aufstockt.
Insgesamt hatten 2018 10 Nationalbanken Gold erworben. Darunter die Türkei mit 6,6 Tonnen, Usbekistan mit 7,5 Tonnen, Kazachstan mit 4,3 Tonnen. Lediglich Quatar war als einziges Land mit 6,2 Tonnen auf der Verkäuferseite zu finden. Nachfolgend die letztverfügbare und aktualisierte Auflistung der Nationalbankkäufe im Jahr 2019.
Erhebungen von Analysten zufolge haben so gut wie alle Staatsbanken die gleichen 3 Motive um derzeit Gold zu kaufen (außer Polen, das zu seinen Käufen keine Stellungnahme abgab). Man möchte den gehaltenen Wertbestand sichern, liquid halten und daran verdienen. Alles Argumente, die Gold bieten kann, der US-Dollar jedoch so gut wie nicht (mehr).
Dieser seit dem Beginn des Jahres 2018 eingesetzte Trend – begünstigt durch attraktive Goldpreise – scheint sich auch 2019 ungebrochen weiter zu entwickeln. Viele Analysten sind der Meinung, dass damit langfristig die Macht des US-Dollars als Reservewährung untergraben wird. Ein Szenario, das der USA enorme Probleme bringen sollte, aber gleichzeitig den Gläubigerstaaten, die Schuldscheine der USA besitzen, mehr Freiheit und Sicherheit.