Goldman Sachs erwartet sinkende Eisenerzpreise
Hui Shan, Rohstoffanalyst für Goldman Sachs äußerte sich negativ über die Entwicklung des Eisenerzpreises. In einem kürzlich veröffentlichten Interview sagte Shan, dass er in den nächsten Monaten einen Preisrückgang des Rohstoffes erwarte. Der Experte rechnet mit einem Preisrückgang auf 60 USD pro Tonne in den nächsten drei Monaten, auf 55 USD pro Tonne in den nächsten sechs Monaten und auf 50 USD in einem Jahr.
Shan sagte hierzu: "Wir glauben, dass die Stahlproduktion in China ihren Höhepunkt erreicht hat und in den nächsten Monaten sogar fallen sollte. Außerdem sollte das weltweite Angebot für Eisenerz in den nächsten Monaten deutlich steigen."
Aktuell befindet sich der Preis für Eisenerz auf einem Niveau von über 63 USD pro Tonne, hat aber seit Anfang des Jahres schon mehr als 10% seines Wertes eingebüßt. Im Gegensatz dazu sind die meisten Preise anderer Rohstoffe deutlich gestiegen.
Investoren in Eisenerz erlebten dieses Jahr sehr volatile Zeiten. Verantwortlich dafür war vor allem die chinesische Regierung, welche die Stahlproduktion aufgrund von verschärften Umweltgesetzen deutlich einschränkte. Aber auch die Befürchtung, dass es zu einer Expansion der Produktion in anderen Regionen kommen könnte, hat die Eisenerzpreise schwanken lassen.
Chinas neue Umweltpolitik führte zu höheren Stahlpreisen und gleichzeitig zu einer größeren Profitabilität der Minen. Dies hat dafür gesorgt, dass einige Experten auf steigende Eisenerzpreise setzen.
Shan hält dieses Argument für nicht überzeugend. Er sagt, die Eisenerzpreise sollten sich durch ihre eigene Angebots-Nachfrage Dynamik definieren und nicht danach wieviel Abnehmer eventuell dafür bezahlen könnten. Die Gewinnmargen für Stahl seien schon seit längerem hoch und dies vor allem wegen gesetzlich angeordneten Output-Beschränkungen, so Shan.
Vor wenigen Tagen äußerte sich BHP Billiton (WKN: 908101). folgendermaßen: Chinas Reformen im generellen, aber vor allem auch die Restriktionen für die Stahlproduktion in diesem Winter, hätten zwar einen negativen Einfluss auf die kurzfristige Nachfrage und die Preisentwicklung des Rohstoffes. Im Frühjahr könnte es aber eine Wiederbelebung geben. Das größte Rohstoffunternehmen der Welt hat gleichzeitig seinen positiven Ausblick für Stahl wiederholt und glaubt an ein anhaltendes, weltweites Wachstum der Stahlnachfrage in den nächsten Jahren.
China ist weltweit der größte Stahlproduzent und für etwa 50% des globalen Angebots verantwortlich. Die Regierung von Australien hat kürzlich veröffentlicht, dass ihre Produktion von geschätzten 841 Mio. Tonnen dieses Jahres auf 830 Mio. Tonnen in 2018 und 820 Mio. Tonnen in 2020 fallen sollte.
Gleichzeitig dürfte sich das Angebot von Eisenerz in 2018 erhöhen. Australiens Exporte – weltweit auch der größte Anbieter – sollte auf 872 Mio. Tonnen in 2018 und 895 Tonnen in 2019 ansteigen. Schiffungen aus Brasilien sollten auf 403 Mio. Tonnen im Jahr 2018 und 419 Mio. Tonnen in 2019 steigen.
Unter den neuen Minen ist es vor allem die Mine S11D – im Besitz von Vale aus Rio de Janeiro -, die für eine deutliche Erhöhung des Angebots an Eisenerz führen sollte. In Zukunft sollten in dem 14 Mrd. USD Projekt Rekordmengen an Erz gefördert werden.