Neuester Escondida-Streik könnte Chile in die Rezession führen

Neuester Escondida-Streik könnte Chile in die Rezession führen

Ein historisch langer, 43-tägiger Streik in der Escondida-Mine des australisch-britischen Rohstoffkonzerns BHP Billiton (WKN: 908101; ISIN: GB0000566504)sorgte dafür, dass Chiles Kupfer-Sektor im Februar um 17 Prozent nachließ, was eine nationale technische Rezession verursachen könnte.

Experten befürchten, dass der 43-tägige und damit historisch lange Streik in der BHP Billiton’s Escondida-Kupfermine in Chile, der größten Kupfermine weltweit, eine der wirtschaftlich stärksten Nationen Lateinamerikas erstmals seit der globalen Finanzkrise in eine Rezession stürzen könnte. Dabei wurde der Streik seitens der Arbeitnehmer unter Berufung auf Art. 369 des chilenischen Arbeitsgesetzes beendet, ohne ein konkretes Ergebnis zu erzielen. Die Arbeitnehmer beruhen weiterhin auf ihrer nach 7% mehr Lohn und einen Bonus in Höhe von ca. 38.000 USD, während BHP lediglich Bonuszahlen in Höhe von ca. 15.000 USD und keine Lohnerhöhungen in Aussicht gestellt hat.

Während die Zentralbank des Landes noch zu Beginn dieses Monats vermutete, dass der Stopp das reale BIP-Wachstum lediglich einen Prozentpunkt im ersten Quartal kosten würde, berichtet FT.com, dass der Arbeitskampf Chiles Kupfer-Sektor im Februar mittlerweile 17% Einbußen beschert hat, was für die Minen-abhängige Nation im ersten Jahresviertel von 2017 eine Rezession bedeuten könnte. Dies wird allerdings erst im Mai gänzlich geklärt sein, wenn offizielle Zahlen bekannt werden.

Rechtsgerichtete Politiker gewannen in Lateinamerika in der letzten Zeit weiter an Zuspruch und wenn Chiles Wirtschaft weiterhin enttäuschende Zahlen vorweist, vermuten Analysten, dass der Milliardär Sebastián Piñera in den im November stattfindenden Präsidentschaftswahlen zurück an die Macht kehren könnte.

Der Kandidat der Rechtsfraktion verspricht das sogenannte "chilenische Modell" wiederherzustellen, was ihm hinderte Stimmen sichern könnte, während die aktuelle Regierung des Landes, geführt vom linken Präsidenten Michelle Bachelet, an Zustimmung verloren hat. Die aktuelle Regierung wird für Steuererhöhungen und mehr Einfluss für die Gewerkschaften verantwortlich gemacht, welche die Unternehmer als Ursache dafür ansehen, dass Investitionen im Land ausbleiben.

Dennoch sind Analysten an der BMI Research der Meinung, der Streik werde weniger Auswirkungen auf die Jahresgesamtproduktion haben als ursprünglich befürchtet, mit einem zusätzlichen Aufschwung, der im chilenischen Kupfer-Sektor für das Jahr 2018 prognostiziert wird, unabhängig davon, wer als Sieger aus den Wahlen hervorgehen wird.

Es wird nun erwartet, dass Chile, das mehr als 30% der weltweiten Kupferversorgung stellt, dieses Jahr 5,4 Mio. Tonnen des Metalls produzieren wird, etwas weniger als die 5,5 Mio. Tonnen, die 2016 erreicht wurden. Dieser Wert soll in weiterer Zukunft aber wieder anwachsen.

BMI warnt davor, dass der starre Arbeitsmarkt für beträchtliche Herausforderungen bei Minenbesitzern sorgen wird, die darauf achten, Kosten niedrig zu halten und die Gewinnmargen trotz des sprunghaften Preisanstiegs in diesem Jahr zu verbessern, auch wenn kurz- und mittelfristig weitere Streiks, die das Ergebnis negativ beeinflussen, nicht ausgeschlossen werden können.

Angesichts der möglichen Hürden bleiben Experten beim Ausblick auf die Entwicklungsprognosen der Minen-Industrie des Landes in der Periode bis 2021 dennoch optimistisch. Vor diesem Hintergrund dürfte sich der Kupferpreis weiterhin moderat entwickeln und erstmal weiter in der Preisrange zwischen 5400 und 5900 USD/t verweilen.

Die jüngsten Ereignisse zeigen einmal mehr, wie stark die Wirtschaft Chiles vom Bergbausektor abhängig ist und das ein weitere wirtschaftlicher Aufschwung maßgeblich von diesem Sektor bestimmt wird. Zwar hat sich die chilenische Wirtschaft im Vergleich zu anderen Nationen wie Argentinien, Venezuela oder Brasilien vergleichsweise robust gezeigt und auch die Phase niedriger Rohstoffpreise ohne größeren Schäden überstanden, doch zeigen auch hier die politischen Tendenzen im Land, dass der mit dem Wirtschaftswachstum verbundene Aufschwung längst nicht bei allen Bürgern ankommt.