Kolumne von Thomas Rausch

Darum wird Gold weiter steigen

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

der Goldpreis hat seine mehrmonatige Konsolidierung beendet und zwischenzeitlich ein neues Jahreshoch bei US$1.300 markiert.

Analog zu dieser sehr erfreulichen Entwicklung ist der Goldminen-Index HUI geradezu explodiert.

Und schon regt sich bei manchen Auguren die Skepsis: Wie nachhaltig können diese Rallyes sein? Ist nicht schon zu viel Euphorie im Markt? Tatsächlich haben einige der Gold- und Silberaktien in meinem Musterdepot ihren Kurs von ihren Tiefs aus mehr als verdoppelt und verdreifacht. Wann ist das Ende erreicht? Noch lange nicht!

Die Skeptiker sollten sich weniger um den Goldmarkt sorgen, als vielmehr um die verzweifelte Geldpolitik der Notenbanken. Die Bank of Japan versucht mit allen Mitteln den Yen abzuwerten. Resultat: Der Yen wertet auf. Die EZB versucht mit immer neuen Inventionen den Euro zu schwächen. Resultat: Der Euro wertet ebenfalls auf. Das Fed erzählt noch das Märchen von der Fortsetzung der Zinswende. Resultat: Der US-Dollar fällt.

"Glauben Sie uns, unsere Instrumentenkoffer sind noch voller Möglichkeiten!" An den Devisenmärkten glauben offenbar immer weniger an die Beschwörungen der Notenbanker. Man macht sich ganz andere Gedanken: Obwohl die Geldpolitik extrem expansiv ist, lässt das Wachstum der Weltwirtschaft nach. Gleichzeitig nehmen die Verwerfungen an den Finanz- und Kreditmärkten in nie dagewesener Weise zu. Schlimmer noch: Die ersten spürbaren Ausläufer der Krise des Schuldgeldystems, dessen Monopol der Staat innehat, hat die Bürger in Form von Negativzinsen und Diskussionen über ein Bargeldverbot erreicht.

Aus der Immobilienkrise in den USA, die 2007 ausgebrochen ist, wurde eine weltweite Bankenkrise, dann eine Staatsschuldenkrise und nun eine Krise des Geldsystems. Endstation. Schon heuchelt die Politik öffentlich Kritik an der Geldpolitik, um die Wähler zu beruhigen. Als Investor muss man sich fragen: Hat die Geldpolitik vor allem der EZB und der Bank of Japan ihren Zenit erreicht? Wenn das so ist, mit welcher Anlageperspektive soll man dann Wertpapiere halten oder gar kaufen, die irgendwann in zwei oder drei Jahren von den Notenbanken nicht nur nicht mehr gekauft, sondern sogar verkauft werden? Es gilt der Spruch: "if panic, panic first".

Panik herrscht an Devisenmärkten noch nicht. Noch könnte der US-Dollarindex seine Rallye fortsetzen. Es könnte aber auch sein, dass sich die US-Konjunkturdaten weiter abschwächen, sich die Diskussionen über eine US-Rezession mehren und damit die Hoffnung auf eine Wende des Fed von der Zinswende verfestigen. In diesem – sehr realistischen – Fall, würde der Dollar weiter unter Druck geraten. Das ist prima für den US-Export, aber schlimm für die Konjunktur der Euro-Zone und Japans, die ohnehin auf der Kippe stehen. Nicht nur die Risiken steigen, sondern vor allem die fundamentalen Unsicherheiten.

Ist das noch Risiko oder schon Unsicherheit?

Das beste Argument für die Fortsetzung der Goldrallye ist leider sehr beunruhigend. Die Akteure an den Finanzmärkten lernen gerade schmerzlich den Übergang vom berechenbaren Risiko zu fundamentaler Unsicherheit.

Risiko spielt sich in einem bekannten Rahmen ab. Die Chance/das Risiko, eine 6 zu würfeln, hängt von der bekannten Struktur eines regulären Würfels ab. Daher ist die Wahrscheinlichkeit für ein bestimmtes Ereignis berechenbar. Bei grundsätzlicher Unsicherheit ist der Rahmen, in dem Ereignisse stattfinden, nicht bekannt. Deshalb ist eine Berechnung der Wahrscheinlichkeit für ihr Eintreffen nicht möglich.

An den Finanzmärkten erfahren die Spieler allmählich, dass sich die Regeln des Spiels Dank der Interventionen der Notenbanken so stark verändert haben, dass aus den kalkulierbaren Risiken grundsätzliche Unsicherheiten geworden sind. Noch rechnen die Analysten und Experten mit ihren alten Risikomodellen. Aber damit unterliegen sie einer Kontrollillusion. Als Ben Bernanke 2007 erklärte, die Probleme in einem Segment des US-Immobilienmarktes würden keinen Einfluss auf die Finanzmärkte haben, lag er komplett falsch. Wer glaubt, das Fed orientiere sich im Moment an handfesten Daten oder könne durch Feintuning die Auswirkungen seiner Geldpolitik steuern, liegt ebenfalls völlig falsch.

Der Goldpreis am Futuremarkt hängt im Moment nicht nur maßgeblich von der Entwicklung der Zinsen und des US-Dollars ab, sondern auch mehr und mehr von dem Bedürfnis nach Sicherheit in Zeiten des grundlegenden Kontrollverlusts. Je deutlicher dieser Kontrollverlust wird, desto mehr werden Gold und Silber profitieren.

Viel Erfolg wünscht Ihnen

Ihr Thomas Rausch

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.