Australien muss strukturelle Probleme in den Griff bekommen

Vom langen Wirtschaftsboom in China haben viele andere Länder in den vergangenen Jahren profitieren können. Ein Beispiel hierfür ist Australien. Das Land, ohnehin eine klassische und rohstoffreiche Bergbauregion, ist einer der wichtigsten Handelspartner der Chinesen. Die Asiaten beziehen vor allem Kohle und Eisenerz aus "down under", die verstromt werden oder in der Stahlproduktion zum Einsatz kommen.
Chinas Rohstoffhunger hat Australiens Bergbauindustrie stark wachsen lassen. Viele milliardenschwere Expansionsprojekte wurden gestemmt, neue Bergwerke und Transportmittel gebaut, die die abgebauten Rohstoffe an die expandierenden Häfen des Pazifiks bringen, von wo aus sie verschifft werden. Mit dem Ausbau der Bergbauaktivitäten sind viele neue Jobs entstanden – und zugleich Probleme, die den Australiern in der nächsten Zeit auf die Füße fallen könnten.
Australischer Dollar ist deutlich überbewertet
Der Bedarf des Bergbausektors nach Personal hat, zusammen mit der restriktiven Einwanderungspolitik Australiens, für eine Knappheit bei den Arbeitskräften gesorgt. Das hat mögliche fatale Folgen für die Wirtschaft, wie es Jayant Bhandari in einem Artikel für northernminer.com beschreibt. Australien ist mittlerweile zu einem enorm teuren Land geworden, was die Lebenshaltungskosten angeht.
Ein Indikator dafür ist die Kaufkraft. Das Bruttoinlandsprodukt Australiens, berechnet pro Einwohner des Landes, liege zwar bei rund 61.137 US-Dollar, so Bhandari. Berechnet auf Basis der Kaufkraftparität aber kommt jeder Australier nur auf ein Bruttoinlandsprodukt von 44.346 Dollar, schreibt Bhandari. Seine Schlussfolgerung auf dieser Basis: Der Australische Dollar ist um rund 30 Prozent überbewertet. In der Verantwortung sieht Bhandari hierbei vor allem das hohe Lohnniveau in dem Land. Dies lässt sich wiederum auf die Knappheit an Arbeitskräften zurückführen, was im Land Umverteilungsprozesse in Gang gesetzt hat.
Einflussmöglichkeiten der Notenbank begrenzt – strukturelle Probleme
Für die australische Wirtschaft ist dies eine schwierige Entwicklung – die Kosten steigen und die Wettbewerbsfähigkeit leidet. Verstärkt wird dies unter anderem durch überbordende Regulierung, wie Bhandari kritisiert. Er greift damit Äußerungen auf, die aus der australischen Bergbauindustrie seit langem zu hören sind. Maßnahmen der australischen Zentralbank, die die Landeswährung in Richtung einer faireren Bewertung bringen sollen, haben bisher nur zum Teil den gewünschten Erfolg erzielt. Gegenüber dem Euro ist der Austral-Dollar noch weit von Kursen aus den Jahren 2009 und 2010 entfernt. Immerhin hat sich die Bewertung der Landeswährung gegenüber Extremsituationen wie im Jahr 2012 mittlerweile wieder etwas normalisiert. Angesichts der strukturellen Probleme in "down under" ist der Einfluss der Notenbank auf den Währungskurs allerdings begrenzt.
Fest steht: Ein Austral-Dollar, der sich weiter in Richtung seiner fairen Bewertung bewegt, wäre positiv für Australiens exportorientierte Wirtschaft. Gelingt es dem Land in diesem Zusammenhang, die Regulierungswut und das Lohnproblem in den Griff zu bekommen, könnte sich dies als Gewinn für das Land erweisen.