Kolumne von Björn Junker

Neue Batteriefabrik von Tesla Motors macht sechs neue Graphitminen nötig

Der US-amerikanische Hersteller von Elektrofahrzeugen Tesla Motors (WKN A1CX3T) hat bekannt gegeben, eine neue, riesige Fabrik für Lithiumionenbatterien eröffnen zu wollen. Die könnte, haben Experten berechnet, die Nachfrage nach Naturgraphit bis 2020 um bis zu 37% steigen lassen.

Die Fabrik, die bereits 2017 die Produktion aufnehmen soll, soll schon 2020 einen Ausstoß von 35 Gigawattstunden pro Jahr erreichen, was das derzeitige Volumen des Marktes mehr als verdoppeln würde. Allerdings, und das muss betont werden, befindet sich die Einrichtung erst in der Planungsphase und die Kapazität wird stark von der Nachfrage abhängen. Tesla allerdings glaubt, dass man zum Marktführer für günstige Batterien in den USA aufsteigen könnte.

Expertenkalkulationen zufolge könnte Teslas neue Fabrik, die im Südwesten der USA angesiedelt werden dürfte, bei Vollauslastung mindestens 28.000 Tonnen Kugelgraphit verbrauchen. Das würde 93.000 Tonnen Flockengraphit entsprechen, wenn es mit den heutigen Methoden hergestellt würde, hieß es. Sollte dieses Ziel erreicht werden, würde die Nachfrage nach Naturgraphit für Batterien vom heutigen Niveau aus um 112% auf 83.000 Tonnen pro Jahr steigen – ohne ein weiteres Wachstum wie zum Beispiel in Asien, wo derzeit das meiste Graphit verbraucht wird, einzubeziehen.

Zwar erforschen zahlreiche Firmen Alternativen zum Einsatz von Graphit, doch die aktuelle Stellung von Graphitanoden als Material der Wahl für Hersteller von Lithiumionenbatterien, dürfte bedeuten, dass die Graphitbranche aller Wahrscheinlichkeit nach zu den Profiteuren dieses Wachstums gehören wird. Ob Tesla nun plant, Kugelgraphit zu nutzen, das aus großflockigem Naturgraphit hergestellt wird, oder auf synthetisches Material setzen wird, ist noch unklar.

Dennoch, eine Expansion des Batteriemarktes für Elektrofahrzeige dieser Größe stellt eine große Chance für Graphitproduzenten dar. 2012 machte der Verbrauch aus dem Batteriesektor rund 8% der weltweiten Nachfrage nach Naturgraphit aus. Damit der Naturgraphitmarkt ein Wachstum bedienen kann, wie Tesla es prognostiziert, müsste die Produktion großflockigen Graphits in den kommenden Jahren erheblich gesteigert werden.

Die Experten von IM Data schätzen, dass dieses Material 2013 nur rund 20% der Flockengraphitproduktion von 375.000 Tonnen ausmachte. Da aber auch andere, traditionellere Märkte dieses Material nachfragen würden, sei es wahrscheinlich, dass neue Projekte benötigt würden, um die Nachfrage aus dem Batteriemarkt abzudecken.

Und eine Reihe von neuen Projekten und Unternehmen steht bereit, die in den nächsten zwei bis drei Jahren in Produktion gehen wollen. Viele von diesen Projekten weisen großflockige Vorkommen auf, mit denen neue Hightech-Märkte beliefert werden könnten. Angesichts der sinkenden Reserven Chinas in diesem Bereich und Effizienzproblemen bei der Herstellung von Kugelgraphit in der Volksrepublik, könnten diese Projekte durchaus eine Chance haben, eine gewichtige Rollen bei der Versorgung der neu entstehenden Märkte zu spielen.

Allerdings basieren Teslas Expansionspläne darauf, die Kosten der Lithiumionenbatterien um mehr als 30% pro Kilowattstunde zu senken, um so ein wettbewerbsfähigeres Produkt auf den Markt bringen zu können. Deshalb dürften die Rohmaterialkosten genau unter die Lupe genommen werden, sodass potenzielle Graphitanbieter nicht nur im Vergleich zu anderen Produzenten konkurrenzfähig sein müssen sondern auch gegenüber den synthetischen Alternativen.

Der Preis für unbeschichtetes chinesisches FOB Kugelgraphit mit 99,95% Kohlenstoff und 15 Mikrometern liegt derzeit bei rund 3.400 USD pro Tonne, während der Preis für beschichtetes Kugelgraphit – das Material, das schlussendlich in Batterieanoden genutzt wird – ungefähr drei Mal so hoch liegt.

IM Data hat einmal kalkuliert, was es bedeuten könnte, sollte Tesla bis 2020 tatsächlich die angestrebte Kapazität der neuen Anlage erreichen. Dann, so die Experten könnte, im Basisszenario, der Bedarf der Fabrik nach Kugelgraphit bei 28.000 Tonnen pro Jahr liegen, was eine Flockengraphitnachfrage von 93.000 Tonnen pro Jahr bedeuten würde. Dafür würden IM Data zufolge umgerechnet sechs neue Graphitminen benötigt. In einem optimistischeren Szenario wären es sogar 42.000 Tonnen Kugelgraphit und damit 140.000 Tonnen Flockengraphit pro Jahr, was neun benötigte neue Minen bedeuten würde.


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