UN-Klimakonferenz bringt kaum Fortschritte – fällt die Energiewende aus?

Schon allein die Tatsache, dass die Klimakonferenz in Polen, dem Land mit der weltweit neuntgrößten Kohleproduktion stattfindet, wirkt leicht befremdlich und untergräbt schon in der Außenwirkung die Anstrengungen nach einem ernsthaften Wandel. Verzweifelt wirkte angesichts der jüngsten Zerstörungen durch den Taifun "Haiyan" die Ankündigung des Vertreters der Philippinen, aus Solidarität mit seinen Landsleuten erst dann wieder zu Essen, wenn die Konferenz konkrete Maßnahmen beschlossen hat.

Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass Australien, das Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Ausstoß an CO2, erst gar keinen Vertreter zu der Klimakonferenz entsandt hat. Vielmehr führt die konservative Regierung unter Premierminister Tony Abbott einen wahren Feldzug gegen Klimaskeptiker im eigenen Land. Kein Wunder, denn Australien ist einer der bedeutensten Exporteure von Kohle und hat gar kein Interesse daran, auf diese Einnahmen zu verzichten.

Die Frage, wie die Energieversorgung der Zukunft aussehen soll, ist nicht mehr ganz neu. Der Einsatz von Wind- und Wasserkraft sowie Sonnenenergie ist ebenfalls nicht neu, auch wenn sich die Formen seit der Antike verändert haben. Mit Erfindung der Dampfmaschine im 18 Jhd. Begann eine technische Revolution. Zunächst im Bergbau zum Abpumpen von Wasser aus den Stollen verwendet, setzte sich die neue Technologie schnell in vielen Bereichen durch, zunächst bei stationären Anwendungen wie in der Textilindustrie, sorgte dann aber auch nach der Erfindung von Dampfschiffen und Dampfloks in der Mobilität für einen Wandel. Im Laufe der Geschichte wurde die Dampfmaschine in der Mobilität weitestgehend von Verbrennungsmotoren und Gasturbinen und als stationäres Aggregat von leistungsfähigen Kraftwerken mit Dampfturbinen ersetzt, wobei das Grundprinzip, Kohle zu verfeuern, um damit Dampf zu erzeugen und diesen Dampf zur Gewinnung von mechanischer Energie zu nutzen, erhalten blieb.

In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts hielt die Kernenergie Einzug in die Energieversorgung, auch hier zuerst in stationären Kraftwerken, aber auch als Antrieb für (militärische) Schiffe, selbst die Idee eines PKW’s mit Atomantrieb wurde diskutiert, jedoch niemals verwirklicht. Mit den bekannten Schwierigkeiten, mehrerer gravierender Atomunfälle sowie dem weiterhin ungelösten Problem der dauerhaften Endlagerung von Atommüll zeichnete sich dann ab, dass auch die Atomkraft keine dauerhafte Lösung für den Energiebedarf auf unserem Planeten darstellt. Trotz der Entstehung von Off-Shore Windparks und großen Ideen zur kommerziellen Nutzung der Sonnenenergie wie beispielsweise dem "Desert-Tech-Projekt" scheinen der Umweltschutz und die Klimaziele immer dann in den Hintergrund, wenn wirtschaftliche Interessen betroffen sind.

Fällt die Energiewende jetzt aus? Die Antwort ist ein klares "Jein". Es zeichnet sich zunehmend ab, dass eine staatlich verordnete Klimapolitik, wie sie beispielsweise in Deutschland mit dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) und einer entsprechenden Subvention von Solarstrom durchaus geeignet sind, die Entwicklung einer Technologie zu Beschleunigen. Im globalen Wettbewerb hat dies aber zum Preisverfall und zu Überkapazitäten bei den Solarmodul-Herstellern geführt. Im Gegenzug dazu sind Solar-Module inzwischen so gut und so günstig geworden, dass sie auch ohne weitere Subventionen in Konkurrenz zu anderen Arten der Energiegewinnung treten können. Durch die staatlichen Subventionen und die dafür erhobenen Abgaben ist Strom in Deutschland jedoch deutlich teurer als in den wirtschaftlich konkurrierenden Nachbarländern, selbst wenn der Strom beispielsweise in einem tschechischen Atomkraftwerk erzeugt und importiert wird, weil die Sonne gerade nicht scheint und nicht genügend Wind weht.

In Zeiten wirtschaftlicher Flaute und starker Konkurrenz im Welthandel zeigt sich, dass nur ein dauerhaft wirtschaftlich konkurrenzfähiger Energiemix dieser Aufgabe gerecht wird. Niemand wird ernsthaft das Ziel verfolgen, montierte Solarzellen vom Dach zu reißen oder Windräder stillzulegen. Selbst wenn man die Effizienz von Kohlekraftwerken teilweise noch deutlich steigern kann und die Umweltbelastung durch entsprechende Filter- und Abgasnachbehandlungsmaßnahmen deutlich senken kann, so wird die Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdöl oder Erdgas zu weiterhin hohen CO2 Emissionen führen. Ein einfach "weiter so", wie es scheinbar von vielen Teilnehmern als einfachste Lösung bevorzugt wird, kann die Probleme auch nicht lösen, zumal die volkswirtschaftlichen Schäden durch eine globale Erwärmung (zumindest wenn sie erst in zehn oder mehr Jahren eintreffen) nicht in den Verantwortungsbereich der jeweiligen (jetzigen) Regierungen fallen, die dann weitestgehend durch Nachfolger abgelöst sein dürften.

Der Umbau der Energielandkarte wird kommen, und auch ein Wandel von zentralen Großkraftwerken zu kleineren dezentralen Energieeinheiten ist absehbar. Im Rahmen dieses Wandels entstehen neue Technologien, die Arbeitsplätze schaffen und auch Resourcen in Form von Rohstoffen beanspruchen werden. Wie groß der Teil vom Kuchen ist, den man sich im Rahmen der Neuverteilung sichern kann, wird sich in den nächsten Jahren entscheiden. Solange jedoch Resourcen wie Kohle, Uran, Gas und Erdöl zu verhältnismäßig günstigen Preisen am Weltmarkt gehandelt werden, solange wird es auch eine Lobby für die aktuellen Energieformen geben.

Ihr Manuel Giesen