Nach Baumgertner-Festnahme: Uralkalis Leid ist K+S Freud

Noch immer rätseln viele, was die tatsächlichen Ziele von Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner waren, als er jüngst die Kalibranche ins Trudeln brachte. Er will mehr verkaufen, rechnet mit einem Preiseinbruch für den Rohstoff und beendet eine Vertriebsallianz mit weißrussischen Partnern. Das hat weit reichende Folgen für den vorher wohlgeordneten und aufgeteilten Markt, der nun ins Chaos zu stürzen droht. Daraufhin waren Notierungen unter anderem der Aktien von K+S deutlich abgestürzt, jüngste Erholungen haben nur Teile der Verluste kompensiert.

Nun aber bekommt die Geschichte eine Wende, mit der wenige gerechnet haben. Dass hier Machtspielchen bei den Konzernen im Gange sind, ist offensichtlich. Doch nun sorgt der Streit unter den Kalikonzernen für politische Spannungen zwischen Russland und Weißrussland. Der Grund: Baumgertner wurde durch die weißrussischen Behörden festgenommen – und das bei einem Besuch, zu dem er vom weißrussischen Premierminister Mikhail Myasnikovich eingeladen wurde, so die Darstellung durch Uralkali am Dienstag.

Die Begründung mutet, gerade für einen Staat wie Weißrussland, auf den ersten Blick bizarr und an den Haaren herbei gezogen an. Der Manager soll seine Macht als Chef des Joint Ventures zwischen Uralkali und der weißrussischen Belaruskali missbraucht haben. Angeblich sei über ein kriminelles Komplott ein 100 Millionen Dollar schwerer Schaden zu Lasten Weißrusslands entstanden, behaupten Regierungsstellen in Minsk. Käme es zu einer Verurteilung, droht Baumgertner eine mehrjährige Haftstrafe, ist von weißrussischer Seite zu hören. Gegen weitere Uralkali-Manager gibt es Haftbefehle, diese sollen das Land zuvor fluchtartig verlassen haben. Zudem prüfen die Behörden in Minsk mögliche Beschlagnahmungen von Uralkali-Vermögen.

Aus Russland hört man laute Proteste gegen die Festnahme, die auch die politischen Beziehungen beider Staaten belasten dürfte, auch wenn in Moskau ein derartiges Vorgehen nicht ganz unbekannt ist. Vize-Ministerpräsident Igor Schuwalow bezeichnet das Vorgehen des Nachbarstaats als "absolut inakzeptabel". Uralkali fühlt sich erpresst von den ehemaligen weißrussischen Partnern, die nun scheinbar zu Gegnern geworden sind. Dass aus dieser Situation heraus nach der jüngsten Eskalation die Zusammenarbeit noch gerettet werden kann, glaubt derzeit kaum jemand.

Für Uralkali ist die Situation aufgrund anstehender neuer Vertragsverhandlungen über Lieferungen von Kali schwierig, die Position des Unternehmens klar geschwächt. Des einen Leid ist allerdings des anderen Freud. So hat die K+S-Aktie an Terrain gewonnen, nachdem die Festnahme Baumgertners bekannt wurde, zwischenzeitlich wurde mit 19,80 Euro sogar ein neues Erholungshoch gemeldet. Das ist natürlich immer noch weit unter den Niveaus, die das DAX-notierte Kali- und Salzpapier Mitte März 2013 mit Kursen um 37,66 Euro oder im Februar 2011 mit 58,85 Euro gesehen hat. Doch der Aktienkurs des Konzerns hat mit dem jüngsten Anstieg die Chance auf ein wichtiges Kaufsignal. Dazu müsste aber die Widerstandsmarke unterhalb von 19,50 Euro stabil überwunden werden. Das hat der Titel bisher nicht geschafft – trotz des zwischenzeitlichen Anstiegs auf 19,80 Euro.