Ölpreise nach Preisdruck für westliche Konzerne zu niedrig

Ölpreise nach Preisdruck für westliche Konzerne zu niedrig picture alliance / Zoonar / mt KANG

Die Ölpreise stehen seit einiger Zeit deutlich unter Druck. Der Preis für Brent Öl ist von 75 USD Ende März auf aktuell unter 62 USD gefallen. WTI kostet aktuell weniger als 60 USD. Die Gründe für den Preisverfall seit Jahresbeginn sind vielfältig: Sorgen um höhere Zölle spielen ebenso eine Rolle wie die schwache Konjunktur insbesondere in China. So ging die jüngste Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) von einer Überversorgung im Umfang von 600.000 Barrel pro Tag in diesem Jahr aus.

OPEC+ ist innerlich zerstritten überschwemmt den Markt

In der vergangenen Woche erhöhte ausgerechnet die OPEC+ den Druck auf die Ölpreise. Am Samstag hatten sich die Mitglieder des Kartells geeinigt, die Ölproduktion den zweiten Monat in Folge zu beschleunigen: Auf 411.000 Barrel pro Tag im Juni und damit deutlich mehr als die ursprünglich geplanten 138.000 Barrel. Wachsendes Angebot bei schwacher Nachfrage: Die Ölpreise könnten noch weiter sinken. Zahlreiche Banken und Analysten jedenfalls haben in den vergangenen Tagen ihre Prognosen gesenkt.

"Dieser Anstieg untermauert einen Politikwechsel", kommentierte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING. Der Ölmarkt habe mit erheblicher Nachfrageunsicherheit angesichts von Zollrisiken zu kämpfen. Der Kurswechsel der OPEC+ verstärke die Unsicherheit auf der Angebotsseite.

Die Erhöhung der OPEC+-Fördermenge im Juni ist Teil eines umfassenderen Plans zur schrittweisen Rücknahme von Produktionskürzungen im Umfang von insgesamt 2,2 Millionen Barrel pro Tag, die 2023 verabschiedet worden waren.

Besonders schwerwiegend für die OPEC+ sind die offensichtlichen Unstimmigkeiten im Bündnis. So werfen viele der 22 Mitglieder Kasachstan vor, sich nicht an die abgesprochenen Produktionsquoten zu halten. Vor allem Saudi-Arabien kündigte deshalb deutliche Produktionssteigerungen an – als Strafe und Warnung an ausscherende Mitglieder.

Riad ist gegenüber Trump aufgeschlossener als gegenüber Joe Biden

Auch eine über das Bündnis hinausreichende politische Dimension liegt der Luft: Die Entscheidung vom Samstag fiel wenige Tage vor dem geplanten Besuch von US-Präsident Trump in Saudi-Arabien. Anfang des Jahres hatte Trump die OPEC+ wiederholt aufgefordert, die globalen Ölpreise zu senken. Sein Vorgänger Joe Biden war im Sommer 2022 nach Riad gereist, obwohl sein Gastgeber, der saudische Kronprinz, noch wegen des Mordes an dem Journalisten Jamal Kashoggi geächtet war. Biden hatte sich eine Ausweitung der Ölproduktion erhofft. Monate später folgte das Gegenteil.

Steigende Nachfrage nach Öl wäre im Fall einer Einigung zwischen den USA und China im Zollstreit denkbar. Gleichzeitig könnte die Nachfrage infolge von (weiteren) Sanktionen gegen den Iran, Venezuela und Russland sinken. Insgesamt aber scheint sich die gegenwärtige Überversorgung eher auszuweiten.

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Welche Ölpreise benötigen die großen Ölkonzerne?

Die großen westlichen Ölkonzerne hingegen haben sich den Preisverfall in den vergangenen Monaten bislang abwartend angesehen. So hielt Exxon Mobil an der bisherigen Investitionsprognose von 27-29 Mrd. USD fest. Auch Chevron, Shell und TotalEnergies haben bislang keine Kürzung von Investitionen angekündigt. Lediglich BP senkte seine Investitionsprognose um 0,5 Mrd. USD auf 14,5 Mrd. USD und kündigte weitere Kürzungen an, sollten sich die Preise nicht erholen.

Zu diesen Zahlen der großen Konzerne passen auch die Daten zur Entwicklung der Anzahl der Fördertürme. Zum 02. Mai gingen diese in den wichtigsten Fördergebieten der USA nur um 4 auf 479 zurück.

Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die großen Konzerne ihre Investitionstätigkeit bei dem aktuellen Preisniveau noch länger aufrechterhalten. Ölpreise von rund 80 USD gelten als notwendig, um die Rückzahlungen an die Anteilseigener in Form von Dividenden und Rückkaufprogrammen leisten zu können. Die Frage ist, auf welchem Preisniveau es kritisch wird.

Laut Daten von RBC Capital Markets benötigt Shell für seine Dividendenzahlungen einen Ölpreis von 48 USD und für die Kombination aus Dividenden und Rückkäufen einen Preis von 78 USD. Der kombinierte Breakeven für Dividenden und Rückkäufe liegt bei BP (86 USD), Exxon (88 USD), TotalEnergies (91 USD) und Chevron (95 USD) noch deutlich höher.

Es gibt jedoch auch andere Daten, die eine Toleranz gegenüber geringeren Ölpreisen vermuten lassen. So wurde bei der Vorlage der Quartalszahlen von Shell in der vergangenen Woche ein Dividenden-Break-Even-Ölpreis von 40 USD genannt und versprochen, auch bei einem Rückgang des Ölpreises auf 50 Dollar pro Barrel weiterhin Aktien zurückzukaufen.

Sollten sich die Ölpreise in den kommenden Monaten nicht deutlich erholen, müssen sich OPEC+-Akteure und westliche Konzerne zwischen schwindenden Margen und sinkenden Marktanteilen entscheiden.