Seltene Erden: Peking könnte für eine langfristige Preiswende nach oben sorgen

Seltene Erden: Peking könnte für eine langfristige Preiswende nach oben sorgen

Die Preisentwicklung für Seltene Erden war in den vergangenen Monaten nicht gerade grandios. Wie bei vielen anderen Rohstoffen auch waren insgesamt fallende Preise zu beobachten. Jüngste Erholungsbewegungen haben nur kleinere Teile der vorherigen Verluste wieder aufgeholt. Die Preisentwicklung hat einen der wenigen Produzenten außerhalb Chinas, die australische Lynas, nun veranlasst, weitere Entwicklungsarbeiten für das Duncan-Projekt vorerst auf Eis zu legen.

Doch die Perspektiven für die Preise scheinen sich zu bessern. China ist und bleibt in dem Markt für Seltene Erden bestimmend, rund neun Zehntel der weltweiten Produktion stammt aus dem asiatischen Land. Das hat nichts mit der Verfügbarkeit der Rohstoffe, insgesamt 17 gehören der Gruppe der Seltenen Erden an, zu tun. Mineralisierungen gibt es genug, doch angesichts langjährig niedriger Preise wurden die Vorkommen schlicht nicht entwickelt und abgebaut. Das rächt sich nun, China hat derzeit eine Art Quasi-Monopol bei den meisten der 17 Rohstoffe, und kann demzufolge das verfügbare Marktvolumen und die Preise massiv beeinflussen.

Das geschieht bereits seit geraumer Zeit, auch in diesen Tagen. So geht man in China offenbar gezielt gegen Schmuggler vor. Entsprechend verweist der Frankfurter Rohstoffhändler Tradium GmbH darauf, dass in dem Land zahlreiche illegale Minen und Weiterverarbeitungsbetriebe zuletzt geschlossen wurden. Dabei soll es zu einer engen Kooperation zwischen der Zentralregierung in Peking und den lokalen Regierungen gekommen sein – hier hakte der Kampf gegen den Schmuggel bisher meist. Die Aktivitäten betreffen wohl vor allem Regionen, wo die schweren Seltenen Erden verstärkt vorkommen.

Peking versucht schon seit längerem, den Markt für Seltene Erden noch stärker unter Kontrolle zu bekommen. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass man legal tätige Förderer zu größeren Firmen verschmelzen will, um besser Einfluss nehmen zu können. Doch auch am Markt selbst scheint man aktiv zu werden. "China plant, in den nächsten Monaten größere Mengen für strategische Reserven aufzukaufen, Gerüchten zufolge schwerpunktmäßig Praseodym, Neodym, Terbium, Dysprosium und Europium", sagt Thomas Grob, Commercial Manager und Chefhändler bei Tradium.

Der Experte rechnet damit, dass die Preise für Seltene Erden wieder anziehen werden. In China haben sich bereits Preissteigerungen gezeigt, offen sei aber noch, ob daraus ein andauernder Trend werde, so Grob. "Es spricht jedoch einiges dafür", glaubt der Chefhändler. Der Trend dürfte aber längst nicht bei allen der 17 Rohstoffe sichtbar werden. Das hat Gründe: Der US-Konzern Molycorp sowie Lynas produzieren und verarbeiten außerhalb Chinas größere Mengen der beiden Elemente Cer und Lanthan. Grob rechnet daher damit, dass die beiden Stoffe vom Aufwärtstrend bei den Preisen ausgenommen bleiben.

Mit dem Optimismus ist Tradium durchaus nicht allein. Jüngst hat mit Dudley Kingsnorth ein Kenner der Seltenen-Erden-Branche auf einer Konferenz in Australien eine recht optimistische Prognose für die Nachfrageentwicklung abgegeben. Kingsnorth, Professor an der Curtin University in Perth (Australien), rechnet bis zum Jahr 2020 etwa mit einer Verdoppelung der Nachfrage nach den Rohstoffen im Vergleich zum vergangenen Jahr. Konkret solle diese von 110.000 Tonnen auf 200.000 bis 240.000 Tonnen steigen. Damit einhergehen werde ein Preisanstieg, so Kingsnorth.