Kupfer- das konjunktursensible Metall
Immer wieder hört man von dreisten Kupferdiebstählen, wobei die Kupferdiebe weder vor Gotteshäusern noch vor dem Staat halt machen. Da werden kupferne Regenrinnen von Kirchen entwendet, oder auch Kupferkabel entlang der Bahnlinien geklaut? Ich persönlich habe dazu auch eine Erfahrung, die mich im Nachhinein etwas schmunzeln lässt.
Ich bin vor einigen Monaten umgezogen, und ein Umzug ist nun mal die klassische Zeit, sich von einigen Gegenständen zu trennen. So hatte ich in der neuen Wohnung keine Verwendung mehr für meine alte Stehlampe, und auch mein alter Rechner hatte endgültig ausgedient. Beides war noch voll funktionsfähig, und als ich die Gegenstände zum Sperrmüll an den Straßenrand stellte, da ging ich davon aus, dass evtl. jemand die Gegenstände gebrauchen könnte und einfach mitnimmt. Das mag zwar nicht ganz legal sein, aber ich persönlich hätte damit kein Problem gehabt. Früh am nächsten Morgen schaute ich mit einem flüchtigen Blick nach draußen, da sah ich die Lampe und den Rechner noch am Straßenrand stehen und rechnete nun damit, dass sie doch auf dem Müll landeten. Als ich dann auf dem Weg zur Arbeit das Haus verließ, stellte ich fest, dass die Lampe zwar noch dort stand, jedoch jemand das Kabel abgetrennt und mitgenommen hatte. Ähnlich erging es meinem alten Rechner, auch hier hatten es die Leute nur auf die Kabel abgesehen, sogar das Kabel der Maus wurde abgeschnitten, während die Hauptkomponenten (nun weitestgehend unbrauchbar) auf ihre Abholung warteten. Warum tun Menschen so etwas? Nun, eine eindeutige Motivation des Täters kenne ich nicht, da ich diesen nicht angetroffen habe. Fakt ist jedoch, dass Kupferkabel überall dort eingesetzt werden, wo man elektrischen Strom leiten will. Wie die großen Brüder Gold und Silber ist Kupfer (fast) zu 100% recyclebar, so dass Kuferschrott mit relativ wenig Aufwand eingeschmolzen und zu "frischem" Kupfer recycelt werden kann, Dementsprechend steigt der Preis für Kupferschrott parallel mit dem Kupferpreis, der sich in den letzten Jahren mit wenigen Ausnahmen in einem Preiskorridor zwischen 7000 – 9000 USD/t bewegt. Ein Kilo Kupfer kostet in etwa 6,50 Euro, der Preis für ein Kilo Kupferschrott liegt bei 4-5 Euro. Wenn es dann so einfach ist, sich altes Kupfer zu beschaffen, dann lassen sich die Metalldiebe diese Chance natürlich nicht entgehen, zumal beim "Sammeln" von nur 10kg Kupfer pro Stunde ein fürstlicher Stundenlohn dabei herausspringt.
Was macht Kupfer so besondern? Kupfer ist nach Silber das Metall, welches den elektrischen Strom und auch Wärme am besten leitet. Sowohl Kupfer als auch Silber bilden an der Luft Oxidationsschichten, welche als Patina bzw. Grünspan bezeichnet werden, und berühmten Bauwerken wie dem Hamburger Michel ihre charakteristische grüne Farbe geben.
In den letzten Jahren wurde immer wieder befürchtet, dass es beim Kupfer ein Angebotsdefizit geben könnte, jedoch haben die Subprime-Krise 2008 sowie die aktuelle Schuldenkrise das globale Wirtschaftswachstum soweit verlangsamt, dass die Angebotserhöhung bislang der steigenden Nachfrage folgen konnte. Das Angebot besteht nicht nur aus der Minenproduktion, die mit relativ großer Genauigkeit vorhergesagt werden kann, auch wenn der Kupfergehalt in den Erzen der größten Minen stetig abnimmt und Streiks, wie im letzten Jahr auf der Grasberg-Mine in Indonesien zu Produktionsausfällen führen. Das Angebot besteht zunehmend auch aus dem Sekundärkupfer, welches im Recycling gewonnen wird, wobei diese Menge mit zunehmendem Kupferpreis steigt, da auch "Dinge" recycelt werden (siehe Dachrinne der Kirche), die vom Eigentümer gar nicht für das Recyling vorgesehen waren. Die Nachfrageseite ist stark vom Wirtschaftsaufschwung in den boomenden Wirtschaften in Lateinamerika und Asien geprägt, hängt aber auch davon ab, wie schnell die Industrienationen nun in die eigene Infrastruktur investieren. Gerade hier hat die größte Volkswirtschaft der Welt, die Vereinigten Staaten von Amerika, riesigen Nachholbedarf, ist doch das Stromnetz marode und in weiten Teilen extrem veraltet. Auch die Energiewende in Europa benötigt hier jede Menge neuer Stromkabel, da die Orte der Winderzeugung (beispielsweise die großen Off-Shore Windanlagen vor der deutschen Küste) und die Orte des großen Stromverbrauchs weit auseinander liegen und ein möglichst verlustarmer Stromtransport einer der Schlüsselfaktoren ist, ob sich beispielsweise die geplanten, gigantischen Solarkraftwerke in Nordafrika eignen, um Europa mit Strom zu Versorgen. Auch wenn Kupfer ein Metall ist, was schon seit ca. 10.000 Jahren vom Menschen genutzt wird, hat sein Bedeutung bis dato nicht abgenommen.
Ihr Manuel Giesen