Kohle: Ohne das Schwarze Gold geht nichts

Die Basics
Der Rohstoff, um den es heute geht, ist weltweit einer der wichtigsten Bodenschätze für die Industrie. Er sichert große Teile der Energieversorgung, ist einer der weltweit wichtigsten Energieträger. Ohne ihn gäbe es keinen Stahl oder Zement und damit keine riesige Zahl von Produkten und Bauwerken. Die Rede ist von der Kohle und ihren vielen verschiedenen Arten. Ein Blick geht auf die "Basics" dieses enorm bedeutenden Rohstoffes.
Die Entstehung von Kohle ist ein Millionen von Jahre umfassender Prozess, bei dem Pflanzenreste zunächst zu Torf, später zu Braunkohle und Steinkohle gewandelt werden. Die Vorkommen des Rohstoffes in seinen vielfältigen Erscheinungsformen sind weltweit zu finden. Während der Steinkohlebergbau in Deutschland keine Bedeutung mehr hat, werden immer noch große Mengen an Braunkohle gefördert. Beispielhaft sind hier die riesigen Tagebauten im rheinischen Braunkohlerevier in der Nähe von Städten wie Aachen, Köln oder auch Mönchengladbach.
Während die Braunkohle nahezu ausschließlich zur Stromproduktion genutzt wird, ist international und an den Börsen vor allem die Steinkohle von Bedeutung. Das ist der Grund, warum wir uns in dieser Serie auf diese Kohleart konzentrieren werden.
Experten schätzen, dass die Reserven des fossilen Brennstoffs noch eine Reichweite von weit mehr als 100 Jahren haben, damit deutlich mehr als zum Beispiel das Uran. Die größten Reserven und Ressourcen sind laut Daten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe mit rund 7.198 Gigatonnen in der asiatisch-australischen Region vorhanden, gefolgt vom nordamerikanischen Kontinent mit 6.875 Gigatonnen. Eine Gigatonne entspricht dabei einer Milliarde Tonnen.
Die Zahlen aber muss man relativieren, denn derzeit wird das bekannte Volumen der weltweit abbaubaren Kohlereserven nur auf 755 Gigatonnen geschätzt, den großen Rest machen mehr oder weniger unsichere Ressourcen aus. Bei den einzelnen Staaten sind es vor allem die USA und China, die über immense Kohlevorkommen verfügen und mehr als die Hälfte der weltweiten Vorkommen auf sich vereinigen. Größere Weltmarktanteile finden sich zudem unter anderem in Australien, Indien oder auch Südafrika.
Die weltweite Kohleförderung liegt bei rund 7 Milliarden Tonnen und hat im neuen Jahrtausend noch einmal einen richtigen Wachstumsschwung aufgenommen, während sich das Fördervolumen binnen 25 Jahren fast verdoppelt hat. Bei den Produzenten dominiert China das Bild. Mehr als die Hälfte der weltweiten Hartkohleförderung kommt aus dem asiatischen Land, das dennoch Kohle importieren muss, um ein Angebotsdefizit zu kompensieren. Der hohe Bedarf an Hartkohle in China resultiert unter anderem aus dem hohen Weltmarktanteil, den das Land in der Stahlproduktion hat. Regionen mit Kohleimportbedarf sind zudem die EU-Staaten und Indien.
Andere Regionen der Welt haben dagegen deutliche Steinkohleüberschüsse, sie verbrauchen weit weniger als gefördert wird. Allerdings wird nur ein kleiner Teil der Kohleproduktion international gehandelt. Statistiken zufolge handelt es sich dabei um rund ein Siebtel des weltweiten Fördervolumens. Zu nennen ist hier vor allem Australien, der weltweit wichtigste Exporteur des Rohstoffes mit riesigen Förderstätten unter anderem in Gegenden wie Pilbara oder Queensland.
Die neue Fracking-Konkurrenz
Die Geschichte der Kohle ist vor allem eine Geschichte der Energieerzeugung. Knapp drei Viertel des weltweiten Fördervolumens werden hierfür genutzt, rund 23 Prozent des Volumens teilen sich zu fast gleichen Teilen die Stahl- und Zementproduktion. Große Teile der weltweiten Kohleförderung sind also gar kein internationales Handelsgut, sondern werden direkt regional zur Verstromung verfeuert. Ein gutes Beispiel hierfür ist das rheinische Braunkohlerevier, wo sich Aachen und Köln in unmittelbarer Nähe des Hambach-Tagebaus von RWE einige Braunkohlekraftwerke befinden.
Seit langem konkurriert Kohle bei den Primärenergieträgern vor allem mit Öl und Gas. Der größte Vorteil der Kohle war hier bisher die deutlich längere Lebensdauer der bekannten Reserven, die weit mehr als ein Jahrhundert ausmacht. Im Gegensatz dazu sollen die Reserven an Öl und Gas wesentlich früher zu Ende gehen.
Doch seit einiger Zeit werden die Karten in der Öl- und Gasbranche neu gemischt, was sich auch auf den Kohlemarkt auswirkt. Der Grund hierfür ist das sogenannte Fracking, eine in Deutschland sehr umstrittene Fördermethode für Öl- und Gasvorkommen. Hierbei wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in die Bohrlöcher gepumpt, mit denen Gesteinsschichten durchlässiger für eingeschlossene Öl- und Gasvorräte werden, die so gefördert werden können.
Diese Methode setzt sich aller strittigen Diskussionen um Gefahren für Umwelt und Grundwasser zum Trotz vor allem in den USA mehr und mehr durch. Experten gehen davon aus, dass die Förderung des sogenannten Schieferöl- und gas die Energieversorgung in den USA grundlegend verändern wird. Dies unterstreichen jüngste Daten aus dem US-Energieministerium, die darlegen, dass die Schieferöl- und -gasvorräte größer sind als angenommen – beim Öl sogar um den Faktor 980 Prozent! Damit könnte diese Primärenergiequelle in der nächsten Zeit wesentlich schneller wachsen und bedeutender werden als bisher gedacht.
Was hat dies nun mit der Kohle zu tun? Eine ganze Menge, denn die USA, die vor allem vom Frackingboom profitiert, ist zugleich zweitgrößter Kohleförderer weltweit. Da weite Teile der Produktion in die Energieerzeugung im eigenen Land fließen, könnte der Boom Beim Schieferöl und -gas zu langfristig weiter steigenden Kohleexporten der USA führen. Ein solcher Trend steigender Exporte war zuletzt bereits zu sehen und dürfte auch in Zukunft zu sehen sein.
Das bringt Unsicherheit in den Markt. Je stärker der Frackingboom ausfällt, desto mehr US-Kohle könnte auf den Weltmarkt gelangen. So merkt die Deutsche Rohstoffagentur in ihrer Energiestudie an, dass diese zusätzlichen Exportvolumen aus den USA die Lage auf dem Markt entspannt haben. Davon hätten vor allem Verbraucher in Europa profitiert, so die Experten. Gegenspieler der zusätzlichen Exporte aus den USA ist vor allem der steigende Bedarf an Kohle in Asien.
Kohle wird ab 2017 die wichtigste Energiequelle des Menschen
Obwohl zum Ausbau regenerativer Energien große Anstrengungen unternommen werden, ist Kohle genauso wie Öl und Gas immer noch ein unverzichtbarer Primärenergieträger. Das wird auch noch lange Zeit so bleiben. Die regenerativen Energien sind weit davon entfernt, den Bedarf von Mensch und Industrie allein zu sichern. Ihr Anteil am Strommix wird wachsen, doch Kohle wird noch viele Jahrzehnte unverzichtbar bleiben. Mehr noch: Die Internationale Energieagentur der OECD erwartet, dass Kohle dem Öl im Jahr 2017 den Rang als wichtigste Energiequelle der Menschheit abläuft.
Die Zukunft der Kohle zur Energieversorgung ist natürlich auch mit Blick auf die Emission von Treibhausgasen zu sehen. Hier hat der Rohstoff einen eminent schlechten Ruf, doch das schlechte Image entspricht nicht mehr ganz der Realität. Moderne Kohlekraftwerke sind längst nicht mehr die Dreckschleudern vergangener Zeiten, die allerdings in vielen Ländern noch immer aktiv sind. Die Nutzung der Kohle zur Stromerzeugung ist daher auch eine Frage der Modernisierung alter Kraftwerke, oder deren Ersatz durch neue. Verzichtbar, da ist man sich einig, wird der fossile Brennstoff über lange Zeit nicht sein, zu stark wächst der Energiebedarf vor allem in den Schwellenländern.
Die Nachfrage nach Kohle scheint damit grundsätzlich gesichert, zumal die Versorgung mit dem Rohstoff auch noch frei von politischen Eskapaden ist. Kohle ist weltweit in hohen Mengen als Bodenschatz verfügbar, große Abbaugebiete wie Exportweltmeister Australien sind politisch stabil und ohnehin wird die Kohle meist direkt vor Ort verfeuert oder weiterverarbeitet. Nur rund ein Siebtel der Weltförderung kommt tatsächlich in den internationalen Handel.
Statistiken der letzten Jahre zeigen, dass die Kohle mit Ausnahme der Regenerativen Energien die Energiequelle mit den größten Zuwächsen ist. Wie hoch die zukünftige Kohlenutzung in den jeweiligen Jahren – und damit der Absatz der Kohle-Bergbaubranche – konkret ausfällt, ist allerdings von Unsicherheiten geprägt. Ein entscheidender Faktor ist in gleich dreierlei Hinsicht China. Das Land ist zum einen größter Verbraucher und zum anderen größter Produzent. Der Staat mit seiner stark wachsenden Wirtschaft ist zugleich aber auch der wichtigste Wachstumsfaktor, was den weltweiten Energiebedarf und damit die Kohle als wichtigen Primärenergieträger angeht.
Eine wesentliche Schlüsselrolle für den kurzfristigen Kohlebedarf spielt damit die chinesische Wirtschaft. Ein stärkeres Wachstum bringt einen höheren Zuwachs beim Bedarf an Energie und Stahl, fällt das Wachstum schwächer aus, gilt dies auch für das Wachstum des Kohleverbrauchs. Hinzu kommen Faktoren, die den Markt kurzfristig immer wieder beeinflussen können. Zu nennen sind hier vor allem Lagerbestände und die Preisentwicklung.
Langfristig gehen Experten davon aus, dass der Kohlebedarf in dem Land schneller als die Produktion wächst, China damit mehr und mehr auf Kohleimporte angewiesen sein wird. Die Förderentwicklung in Australien und Indonesien wird in diesem Zusammenhang zum wesentlichen Faktor bei der Versorgung Chinas mit Kohle. Abzuwarten bleibt, wie sich die steigende Förderung von Öl und Gas in den USA per Fracking auf das Kohleangebot und auf das Preisniveau auf dem Weltmarkt auswirkt und ob die US-Exporte von Kohle weiter stark steigen werden.
Milliardenschwere Investitionen für die Zukunft
Der Blick auf die Nachfrageperspektiven für die Kohle zeigt: Den Förderern dieses Rohstoffes dürften gute Geschäfte winken. Der langfristige Wachstumstrend ist intakt. Kurzfristig allerdings ist das Geschäft sehr zyklisch, vor allem vor dem Hintergrund der teils starken Schwankungen der Weltwirtschaftsleistung. Investoren, die sich in dieser Branche engagieren wollen, müssen entsprechend mit volatilen Kursen und immer wieder auftauchenden Marktbereinigungen leben.
Das kann allerdings auch Chancen beinhalten. Immer wieder bestimmen Übernahmen in der Kohlesparte das Bild. Das hat Gründe, denn Größe ist in diesem Business ein klarer Vorteil. Wie zum Beispiel das Eisenerz ist auch Kohle ein sehr logistikintensiver Rohstoff. Während bei Gold, Silber oder Platin kleine Barren durch die Gegend befördert werden, müssen bei der Kohle gigantische Transportvolumen bewegt werden. Das zeigt allein der Blick auf das Fördervolumen von mehr als 7 Milliarden Tonnen jährlich, die in erster Linie zu den Kohlekraftwerken transportiert werden müssen. Allein daher macht es Sinn, dass die Kraftwerke sich oft in der Nähe der Kohleförderstätten befinden. Das minimiert die Transportkosten, die über die Strompreise weitergegeben werden.
Auch wenn nur rund ein Siebtel der Jahresproduktion tatsächlich weltweit gehandelt wird, sind die benötigten Transportkapazitäten gigantisch. Neben den Kosten für den Bergwerksbau sind hier vor allem Eisenbahn- und Hafenkapazitäten zu nennen, zudem die Schiffskapazitäten vor allem für Exporte in Richtung des "Kohlestaubsaugers" China. Der Aufbau solcher Kapazitäten verschlingt milliardenschwere Beträge. Gerade in der derzeit für die Bergwerksbranche schwierigen Lage bei der Projektfinanzierung ist die Kooperation der Konzerne gefragt.
Das zeigt der Blick nach Australien, die zusammen mit Indonesien wichtigste Exportnation für den Bodenschatz. In dem weitläufigen und dünn besiedelten Land existieren gewaltige Transportkapazitäten für Schüttgüter wie Eisenerz und Kohle. Dies gilt zum einen für das Eisenbahnnetz, aber auch für die Hafenanlagen. Australische Abbaugebiete für Kohle sind vor allem Queensland, New South Wales und Victoria, große Exporthäfen finden sich an der Ostküste des Landes unter anderem in Newcastle und Hay Point.
Australien bereitet sich auf den erwarteten lang anhaltenden Boom der Kohlenachfrage in Asien vor und hat einige Hafenerweiterungsprojekte in Angriff genommen. Ein Beispiel dafür ist Hay Point. Zwei neue Terminals für die Kohleverschiffung sollen hier gebaut werden, deren Gesamtkapazität bei 180 Millionen Tonnen pro Jahr liegen soll. Die Investitionskosten allein für dieses Projekt werden auf bis zu 12 Milliarden Dollar geschätzt, finanziert werden soll dies von der Industrie.
Damit allein sind die Kosten für eine solche Expansion der Exportkapazitäten aber nicht gedeckt, hinzu kommen noch die Ausgaben für Produktionserweiterungen und den Ausbau der Transportkapazitäten von den Bergwerken zu den Hafenanlagen. Wie hoch diese sein können, verraten Verkaufspläne von Aurizon Holdings. Die Gesellschaft will sich von einem Teil der Anteile am Central Queensland Coal Network trennen. Analysten schätzen den Wert des Netzwerkes auf rund 7 Milliarden Dollar.