Kolumne von Björn Junker

Der nächste Versuch: Indische Regierung hebt Importzölle auf Gold weiter an

Die indische Regierung hat die Einfuhrzölle auf Gold um ein Drittel auf 8% erhöht, da das Land, der größte Goldkäufer weltweit, versucht, die zuletzt stark gestiegene Nachfrage einzuschränken. Denn diese droht, das indische Leistungsbilanzdefizit, das sich bereits auf Rekordniveau befindet, weiter zu steigern.

Die Maßnahme wurde einen Tag angekündigt, nachdem die Notenbank des Landes die einheimischen Schmuckhändler drängte, nur auf Cashbasis zu kaufen. Sie soll die Importe begrenzen, die im Mai 162 Tonnen erreicht hatten. Das war das Doppelte des monatlichen Durchschnitts von 2011, was damals schon einen Rekord darstellte.

Das Zusammenspiel von sinkenden Spotgoldpreisen und regionalen Festen in Indien, bei denen traditionell Gold als Geschenk überreicht wird, führte im April und im Mai zu einem wahren Kaufrausch, wie ihn auch China erlebte.

Der Rückgang des Goldpreises hatte den Effekt der letzten Erhöhung der Importzölle auf 6% zunichte gemacht und auch die Auswirkung der Maßnahme der Zentralbank, Goldkäufe auf Kredit schwieriger zu machen. Doch nach einem Treffen zwischen Regierung, Zentralbank und der Finanzmarktaufsicht erklärte Finanzminister P. Chidambaram, dass die Importe erneut begrenzt werden müssten.

Einige Goldhändler in Indien erwarten, dass die Einfuhren im Juni und Juli deutlich sinken werden. Im April und Mai habe man rund 300 Tonnen des gelben Metalls eingeführt, nun gehen die Händler von nur noch rund 90 Tonnen im laufenden und nächsten Monat aus. Zunächst einmal aber stiegen die Goldpreise in Indien, da viele Käufer versuchten, noch vor Einführung der neuen Zölle zuzugreifen.

Die Reaktion am Spotmarkt für Gold fiel verhalten aus, da viele Teilnehmer erklärten, dass der Schritt erwartet worden sei und sich auch im Preis bereits widerspiegle. Gold ist das zweitteuerste Importgut in Indien nach Rohöl. Die Regierung macht sich zudem Sorgen, dass die großen Mengen an Ersparnissen, die in Gold festgelegt sind, die Liquidität beeinträchtigen und damit Investitionen in Infrastruktur und anderen die Wirtschaft fördernden Bereichen einschränken.

Die Bombay Bullion Association allerdings ist skeptisch, dass die neue Maßnahme die Goldimporte wirklich reduzieren wird. Dort geht man eher davon aus, dass stattdessen der Goldschmuggel zunehmen wird.

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