Uran: Schwer umstritten und dennoch sehr gefragt

Uran: Schwer umstritten und dennoch sehr gefragt

Der Aufstieg Kasachstans zum Weltmarktführer

Es gibt nur wenige Themen, die global für derart heftige Diskussionen sorgen wie die Atomenergie. Immer wieder auftretende Störfälle und Unfälle bis hin zu Katastrophen wie in Tschernobyl oder Fukushima fachen die Kritik an dieser Art der Stromerzeugung immer wieder neu an, ebenso die ungelöste Endlagerproblematik für den radioaktiven Müll aus Atomkraftwerken.

Einige Staaten, unter anderem Deutschland, haben ihre Konsequenzen gezogen und wollen langfristig aus der Atomstromproduktion aussteigen. Doch der weltweite Trend geht eher in die andere Richtung. Vor allem Staaten, deren Energiebedarf enorm wächst, sehen in der Atomkraft eine Lösung für die Probleme, die der steigende Bedarf an elektrischem Strom auslöst.

Die Atomkraft wäre dabei ohne einen Rohstoff nicht denkbar: Uran. Zwar findet auch eine umfangreiche militärische Nutzung statt, zum Beispiel bei der Uranmunition oder für den Schiffsantrieb mittels Kernreaktoren, doch der Großteil des Bedarfs kommt aus der Versorgerbranche. Und dies wird einige Zeit lang so bleiben, wie die Prognosen von Experten zeigen. Doch dazu noch mehr im Verlauf unseres Beitrags.

Zunächst ein Blick auf die Basisdaten des Rohstoffes, bei dem nicht nur die Verwendung, sondern auch der Abbau aufgrund radioaktiver Belastungen von Mensch und Umwelt immer wieder Gegenstand von strittigen Diskussionen ist. Wichtige Erze zur Urangewinnung sind Uranitit und Carnotit, das auch für die Vanadiumproduktion bedeutend ist.

Die Uranförderung findet weltweit in vielen Ländern statt, auch einige europäische Länder mischen mit allerdings sehr kleinen Weltmarkanteilen mit. Auf den vorderen Rängen der Weltrangliste finden sich klassische, etablierte Bergbaustaaten wie Kanada und Australien, die allerdings über die vergangenen Jahre hinweg tendenziell sinkende Fördermengen verzeichnet haben. In Australien wurde laut Zahlen der World Nuclear Association allerdings 2012 ein deutliches Produktionsplus gegenüber 2011 registriert.

An die Spitze der Förderliste gesprungen ist dagegen mit Kasachstan ein Land, das noch bis 2007 deutlich hinter Kanada und Australien hinterher hinkte. Mittlerweile hat der zentralasiatische Staat die beiden Länder weit hinter sich gelassen. Von der gesamten 2012er-Weltproduktion kommt mehr als ein Drittel aus Kasachstan, das ist mehr als die Nummern zwei bis vier zusammen auf die Waage bekommen – hinter Kanada und Australien liegt der Niger in der Rangliste auf dem vierten Rang. Aus den ehemaligen GUS-Staaten gehören zudem noch Russland, Usbekistan und die Ukraine zu den Top12 der Uranproduzenten. Auch der afrikanische Kontinent befindet sich in der Spitzengruppe, neben dem Niger findet vor allem in Namibia eine bedeutende Uranproduktion statt, mit einigem Abstand folgt zudem noch Malawi auf Platz 10 der Weltrangliste.

Eine ganze Reihe von Uranförderern ist zudem an der Börse notiert. Dazu gehören Weltmarktführer Cameco aus Kanada und der französische Atomenergieriese Areva, aber auch viele mittelgroße und kleine Förderer und Explorateure.

Ein Ausblick auf die Nachfrageentwicklung

Es ist noch nicht lange her, da war die Nutzung der Atomenergie zur Stromerzeugung quasi tot – zumindest in der Wahrnehmung vieler Menschen. Im März 2011 begann in Japan nach einem Erdbeben mit anschließendem Tsunami eine Kette von Unfällen im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi mit schwerwiegenden Folgen. Von den Aufsichtsbehörden wurden diese Ereignisse mit der höchsten Stufe bewertet – Stufe 7, "katastrophaler Unfall".

Die Politik in Deutschland machte als Folge der Fukushima-Katastrophe den beschlossenen Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Atomstromerzeugung wieder rückgängig. Seitdem dürfte das Ende dieser Art der Stromerzeugung in Deutschland besiegelt sein. Weltweit, das zeigen die Daten der World Nuclear Association, ist die nukleare Stromerzeugung 2012 im Vergleich zum Jahr der Fukushima-Katastrophe um knapp 7 Prozent gefallen. Doch das ist nur eine Momentaufnahme, auch bedingt durch eine Schwächeperiode der Weltwirtschaft und zudem völlig verzerrt durch die Zahlen aus Japan, die allein nahezu den gesamten Rückgang weltweit ausmachen.

Tatsächlich bleibt der Bedarf an nuklear erzeugtem Strom hoch und wird weiter steigen. Insbesondere die aufstrebenden Länder wie China und Indien können und wollen auf die Atomkraftwerke nicht verzichten. Kein Wunder also, dass 2012 in diesen beiden Ländern die Stromerzeugung aus nuklearen Quellen im Gegensatz zum Welttrend gestiegen ist, in China sogar deutlich um mehr als 12 Prozent. Kleinere und größere Zuwächse aber gibt es weltweit verteilt auch in anderen Ländern: Brasilien, Pakistan, Tschechien, Spanien und Schweden sind hier unter anderem zu nennen.

Der Zubau neuer Kapazitäten im Kernkraftwerksbereich ist ungebrochen. Die Folgen aus Fukushima haben zwar dazu geführt, dass die Planer vorsichtiger agieren und Risiken neu bewertet haben, doch der Zubautrend ist weit davon entfernt, gestoppt zu werden. Vor allem China plant, seine nuklearen Kapazitäten massiv auszubauen. Dort sollen binnen nicht einmal zehn Jahren bis zu 60 neue Kernkraftwerke errichtet werden. In Indien sollen binnen einer Generation mehr als 40 Anlagen entstehen. Doch die geplanten Neubauten sind nicht allein auf die Staaten der BRIC-Gruppe beschränkt. Auch in Europa geht es weiter, so hat zum Beispiel die britische Regierung im März Pläne des französischen Konzerns EDF zum Bau zweier Reaktoren in Westengland genehmigt. Ein anderes Beispiel ist das finnische Kernkraftwerk Olkiluoto, das 2016 nach Verschiebungen und einigen Problemen ans Netz gehen soll. Abzuwarten bleibt zudem, wie sich ölreiche Länder verhalten und mit welchen Mitteln sie sich auf eine Post-Öl-Zeit vorbereiten werden.

Selbst wenn längst nicht alle geplanten Anlagen irgendwann ans Netz gehen werden, zeigt die Entwicklung, dass die Nachfrage nach Uran als wichtigster Rohstoff der Kernenergie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht abreißen wird. Dies soll in den kommenden Jahren für steigende Uranpreise sorgen. In einer aktuellen Marktanalyse rechnet JP Morgan mit Preisen von 58 Dollar je Pfund in kommenden Jahr und 70 Dollar je Pfund im übernächsten Jahr.

Der erwartete Preisaufschwung hat aber nicht allein seinen Grund in einer gesteigerten Nutzung der Kernenergie. Dem wachsenden Bedarf gegenüber stehen darüber hinaus nämlich einige Probleme auf der Angebotsseite.

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Steht der Uranpreis vor einer Hausse?

Wer Uran braucht, könnte bald vor einem Problem stehen. Der Markt für den radioaktiven Rohstoff steht vor einer wichtigen Zäsur, was die Lieferquellen für Uran angeht. Schon heute, obwohl ein Sprung in der Urannachfrage dank zahlreicher im Bau befindlicher und geplanter Reaktoren bevor stehen dürfte, schaffen es die Uranminen nicht, den weltweiten Bedarf zu decken.

Das ist ein Zustand, der schon lange anhält. Der Blick auf die Zahlen der World Nuclear Association zeigt, dass in den Jahren zwischen 2005 und 2012 lediglich zwischen 63 Prozent und 86 Prozent des Bedarfs an Uran aus den sogenannten Primärquellen stammt, spricht dem Uranbergbau. Der Wert stieg zuletzt von 78 Prozent in den Jahren 2009 und 2010 auf 85 Prozent im Jahr 2011 und 86 Prozent im Jahr 2012 an. Trotz dieses Anstiegs besteht also nach wie vor eine deutliche Lücke zwischen dem, was Minenkonzerne aus dem Boden holen und dem, was an Uran für diverse Zwecke vor allem in der Stromerzeugung gebraucht wird.

Das Angebotsdefizit in der Minenproduktion wurde bisher durch Sekundärquellen ausgeglichen. Zu nennen sind hier insbesondere militärische Bestände, die im Zuge von Abrüstungen bei den Atomwaffen eine neue, friedliche Nutzung in der Wirtschaft finden. Doch diese Quellen versiegen zunehmend, vor allem weil eine Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA ausläuft. In einigen Monaten wird das Angebot an Uran aus russischen Atomraketen dann wohl deutlich geringer ausfallen.

Schon länger warnen Experten vor einem langfristigen Uranengpass, der die Energieversorgung gefährden könnte. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der starken Wachstumserwartungen in Ländern wie China, die ihren Anteil an der globalen Reaktorkapazität in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vervielfachen werden. In einer Studie warnt der U.S. Geological Survey eindringlich davor, dass die Uranproduktion zukünftig nicht ausreichen werde, um den steigenden Bedarf der wachsenden Zahl von Kernkraftwerken zu bedienen. Hinzu kommt der begrenzte Uranvorrat, der laut U.S. Geological Survey nur für 30 Jahre reicht.

Das Fazit der Experten in ihrer Studie: Die Suche nach zusätzlichen Uranquellen und der Ausbau von Bergwerkskapazitäten in dem Sektor kommen viel zu langsam voran. Da zudem Sekundärquellen für den Rohstoff in den nächsten Jahren alles andere als sprudeln werden, besteht hier das Risiko massiver Preissteigerungen. Wird der Markt für Uran allerdings zunehmend enger, ist dies vor allem für die Uranförderer und ihre Aktionäre hoch interessant.

Schon einmal hat ein solches Szenario für eine Hausse des Uranpreises gesorgt: Zu Anfang des neuen Jahrhunderts gab es über einige Jahre massive Preissteigerungen und eine Vervielfachung des Uran-Spotkurses. Aktuell liegen die Preise mit Kursen um 40 Dollar pro Pfund nur bei rund einem Drittel damaliger Kurse und auch der zwischenzeitliche Peak aus dem Jahr 2011 oberhalb von 70 Dollar ist weit entfernt. Eine solche Aufwärtsbewegung könne erneut kommen, kommentieren manche Marktanalysten, und verweisen auf den derzeit hohen Pessimismus im Markt.