Junior-Unternehmungen: Antizyklisch engagieren?

Die Situation ist, zumindest für Teile der Rohstoffbranche, einigermaßen grotesk. Während zum Beispiel der Goldpreis nicht weit vom Allzeithoch liegt, haben es Junior-Minenkonzerne seit einiger Zeit extrem schwer, sich am Kapitalmarkt frisches Geld zu besorgen. Das gilt allerdings nicht nur für den Goldsektor, sondern quasi quer durch die Bergwerksbranche, wie zuletzt wieder einmal auf einer Branchenzusammenkunft im kanadischen Vancouver zu sehen war. Schon länger erwarten Experten ein größeres Sterben unter den Juniors der Rohstoffszene, denn viele haben kaum noch Cash auf der Bank. Der drohende Ausleseprozess wird ebenfalls Gesellschaften betreffen, die hoch interessante Projekte verfolgen.

Es ist eine gefährliche Entwicklung, auch für die Weltwirtschaft. Neues Kapital ist für die kleinen Gesellschaften überlebensnotwendig. Die Erkundung von Rohstoffvorkommen und der Aufbau von Bergwerken verschlingt viel Geld, lange bevor aus Verkäufen von Rohstoffen Umsätze und Cashflows entstehen. Und so befinden sich die Juniors permanent auf der Suche nach Geldgebern. Dieser Prozess, völlig normal in der Branche, stockt aber seit einiger Zeit. Die Kapitalmarktkrisen der vergangenen Zeit haben bei Investoren mehr und mehr für Risikoaversion gesorgt. Man investiert lieber auf der sicheren Seite – und zu den konservativen Investments gehören Minen-Juniors sicherlich nicht. Hinzu kommen die lange anhaltenden Sorgen um die Weltwirtschaft. Aus diesen beiden Faktoren resultiert ein Kursrutsch an der Börse, der die Aktienkurse so tief hat fallen lassen, dass Kapitalerhöhungen sich zunehmend schwierig gestalten.

Die Bedrohung hieraus geht über die Branche hinaus. Es sind vor allem die kleinen Bergwerkscompanys, die langfristig durch die Entdeckung neuer Vorkommen entscheidenden Anteil an der Rohstoffversorgung haben. Wird die Exploration neuer Vorkommen vernachlässigt, so äußert sich dies langfristig möglicherweise in Versorgungsengpässen und steigenden Preisen am Rohstoffmarkt – und diese kommen irgendwann beim Endverbraucher an.

Für mutige Investoren ist diese Situation aber zugleich eine Chance, denn sie offeriert die Möglichkeit, zu sehr günstigen Bewertungen in aussichtsreiche Unternehmen einzusteigen. Die Aktienkurse liegen, wenn man die Juniors in der Branche als Ganzes betrachtet, weitgehend am Boden. Zugleich ist absehbar, dass sich der Finanzierungsstau in der Branche in absehbarer Zeit zumindest abmildern wird. Risikoaversion bei Investoren ist nie ein Stau von Dauer, sondern stets temporär. Kommen die Geldgeber zurück, könnten die Junior-Aktienkurse dies mit massiven Kursaufschlägen quittieren.

Der Einstiegszeitpunkt, um diese Entwicklung mitzunehmen, ist aber bereits erreicht. Hier gilt das alte Börsen-Bonmot: Antizyklisch engagieren. Das aber bitte nicht wahllos! Anleger sollten die Unternehmen, deren Aktien man kauft, zuvor genau unter die Lupe nehmen. Eine ausreichende Ausstattung mit Geldern, ein gutes Management mit großem Rohstoff-Knowhow und exzellentem Netzwerk am Kapitalmarkt sowie nicht zuletzt hoch qualitative Rohstoffprojekte müssen vorhanden sein. Dazu sollte man die Risiken auf mehrere Aktien streuen.