Angebot am Kupfermarkt verknappt sich

Aufgrund der Euro-Schuldenkrise und dem sich abschwächenden Wirtschaftswachstum in Asien sind die Preise für die meisten Industriemetalle in den vergangenen Wochen deutlich zurückgekommen. Insbesondere der Preis für Eisenerz hat sich um ca. 1/3 reduziert und ist wieder unter die Marke von 100 USD/t gefallen. Eine Ausnahme bei den Industriemetallen bildet das Kupfer.

Zum einen zeigt sich die Nachfrage am Kupfermarkt weitestgehend stabil, zum anderen gelingt es den Produzenten nicht, wie geplant, die Produktionsmengen ihrer Projekte zu erhöhen. Im Gegenteil, aufgrund auf abnehmenden Vererzungsgraden sieht es hier nicht nach einer unmittelbaren Erhöhung auf der Angebotsseite aus. Auch wenn das Oyu Tolgoi Projekt in der Mongolei im nächsten Jahr seine geplante Nennkapazität von 100.000t/ Jahr erreicht, so dürfte das bei einem Gesamtverbrauch von ca. 16 Mio Tonnen pro Jahr lediglich den Rückgang durch abnehmende Kupfervererzung in anderen Großprojekten kompensieren. Bei den aktuellen Metallpreise ist Kupferrecycling ein lukratives Geschäft, doch wenn man davon ausgeht, dass die mittlere Einsatzzeit von Kupferkomponenten bei 20 Jahren liegt, dann reicht die durch Recycling gewonnene Kupfermenge auch nur bedingt aus, um auf die konstante bzw. rückläufige Primärgewinnung zu reagieren. Schaut man sich die Entwicklung der Lagerbestände beim Kupfer an, so hat der Lagerbestand an der London Metal Exchange in dieser Woche ein Mehrjahrestief und damit den niedrigsten Stand seit Einsetzen der Lehman Krise 2008 erreicht. Der Kupferpreis ist aus seiner Tradingrange zwischen 3.20 – 3.50 USD/lbs ausgebrochen und hat die Marke von 3.60 USD/lbs überschritten, bzw. gestern erstmals wieder über der 8000 USD/t Marke geschlossen.

Noch hat sich diese Preisentwicklung nicht auf die Entwicklung der Junior-Produzenten oder Kupfer-Explorer übertragen, die teilweise noch nahe dem absoluten Krisenniveau notieren. Eine interessante Entwicklung, bedenkt man, dass die Höchstpreise beim Kupfer Ende 2010 / Anfang 2011 bei höheren Lagerbeständen und nach Verkündung von QE2 erreicht wurden, bleibt abzuwarten, wie der Kupferpreis auf ein als sehr wahrscheinlich eingestuftes QE3 reagiert.

Auch aus China mehren sich die Zeichen für weitere Konjunkturprogramme, schließlich hat sich das Wirtschaftswachstum dort zuletzt ebenfalls abgeschwächt und auch die Frühindikatoren, wie beispielsweise der Einkaufsmanagerindex signalisieren momentan keine Trendwende. Auch die südeuropäischen Krisenländer benötigen neben den Sparanstrengungen sicherlich auch Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur, um die massive Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen, den Teufelskreis aus Sparen und Rezession zu durchbrechen und auf diesem Weg auch die Staatseinnahmen wieder zu erhöhen.

Gold mag in Krisenzeiten als sicherer Hafen gepriesen sein, aber sobald sich erste Zeichen der Marktbelebung offenbaren, sollte der Kupferpreis den Goldpreis outperformen.

Ihr Manuel Giesen