Kolumne von Peter Müller

Griechenland-"Lösung" zum Anlass für Goldkauf nutzen

Die sich abzeichnende Einigung zwischen Griechenland und den Geldgebern hat zu einem deutlichen Zinsrückgang in der Euro-Zone geführt. Dabei steigen die Staatsschulden der Euro-Länder nicht nur absolut sondern auch im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung auf immer neue Rekordhochs. Anleger sollten daher die sehr günstigen Preise nutzen, um Gold zu kaufen, zumal das Edelmetall Rückenwind aus den USA bekommen sollte.

Die Staatsschuldenkrise in der Euro-Zone ist gelöst: Diesen Eindruck könnte man bekommen, wenn man sich die Zinsentwicklung anschaut. So sind die Zinsen für zehnjährige italienische Anleihen, die Mitte Juni noch bei 2,34 Prozent gelegen hatten, auf nur mehr 2,1 Prozent gesunken. Gleichzeitig ist der Zinsaufschlag für zehnjährige italienische Anleihen im Vergleich zu deutschen zuletzt auf 118 Basispunkte (1,18 Prozentpunkte) abgerutscht, nachdem er im Zuge des Griechenland-Dramas ab Mitte März von 90 Basispunkten zwischenzeitlich bis auf 153 Basispunkte nach oben geschossen war. Trotz der Entspannung am Anleihenmarkt ist das Schuldenproblem in der Euro-Zone aber keineswegs gelöst. Vielmehr ist es größer als je zuvor. So sind die Staatsschulden Italiens im vergangenen Jahr um 66,2 Mrd. Euro auf den Rekord von 2,13 Billionen Euro gestiegen. Die Schulden Italiens sind damit ungefähr so hoch wie die Deutschlands, obwohl die Wirtschaftsleistung Italiens nur 56 Prozent der Deutschlands erreicht. Italien steht mit horrenden 132,1 Prozent der Wirtschaftsleistung in der Kreide. Experten sind aber der Überzeugung, dass ein Wert von maximal rund 60 Prozent langfristig tragbar ist. Spanien hat im vergangenen Jahr ebenfalls kräftig neue Schulden gemacht, womit der Schuldenberg auf 1,03 Billionen Euro angewachsen ist. Das sind herbe 97,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Wegen der "Lösung" des Griechenland-Dramas laufen die Zinsen in den USA und der Euro-Zone weiter auseinander, weshalb der Euro im Rückwärtsgang ist. Denn Investoren setzen darauf, dass die US-Notenbank in den nächsten Monaten die Zinsen anheben könnte, während EZB-Chef Mario Draghi bis September 2016 mindestens 1,14 Billionen Euro drucken will. Vor einer weiteren Abwertung des Euro können sich Anleger hervorragend mit Gold schützen. Denn wenn der Goldpreis stabil bleiben sollte, während der Euro gegenüber dem Dollar weiter fällt, steigt der Goldpreis auf Euro-Basis.

Kurzfristig könnten die steigenden US-Zinsen zwar den Goldpreis etwas bremsen. Je schneller und stärker die US-Zinsen aber steigen sollten, umso stärker werden sie die ohnehin schwache US-Wirtschaft belasten. Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank nicht etwa die Zinsen anheben, sondern ein neues, gigantisches Gelddruckprogramm starten wird. Wenn auch der letzte Investor merken wird, wie abhängig die US-Wirtschaft von den Liquiditätsspritzen der Fed ist und die Wirtschaft ohne die Geldspritzen nicht mehr auskommen kann, sollte der Goldpreis nachhaltig kräftig nach oben ausbrechen. Zumal die USA im gleichen Schuldenschlamassel steckt wie die Euro-Zone. So belaufen sich die US-Staatsschulden auf 18,15 Billionen Dollar. Das sind 103 Prozent der Wirtschaftsleistung. Und die Schulden dürften in den nächsten Jahren rasant steigen.

Anleger sollten den jüngsten Kursrückgang beim Goldpreis nutzen, um jetzt bei dem Edelmetall einzusteigen. Mit Kursen von unter 1200 Dollar je Unze kostet es so wenig wie im Mai 2010. Der Euro könnte in den nächsten Monaten merklich schwächeln. Dann werden jene Anleger gut dastehen, die die aktuell sehr günstigen Kurse genutzt haben, um sich mit Gold einzudecken.