Kolumne von Thomas Rausch

Notenbanken agieren am Aktienmarkt

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

erst lachten die "Experten" über die angeblich wüsten Verschwörungstheorien über den Gold- und Silbermarkt. Mittlerweile sind sie als Fakten bestätigt worden. Dann lachten die "Experten" über alle diejenigen, die eine Manipulation des Aktienmarktes vermuteten. Jetzt bestätigt eine Studie des Official Monetary and Financial Institution Forums (Omfif), einem Berater- und Researchdienstleister für Notenbanken:

"Eine Gruppe von Zentralbanken ist zu einem großen Akteur an den globalen Aktienmärkten geworden". So zitiert die Financial Times die Omfif-Studie.

Grund für die Aktienkäufe seien die niedrigen Zinsen, die die Gewinne der Notenbanken schmelzen ließen. In dem Bericht, den die Financial Times eingesehen hat, heiße es weiter, dass die Notenbanken aus 162 Ländern über insgesamt 400 öffentliche Institutionen US$29,1 Billionen. in Aktien und auch Gold investiert hätten. Größter Aktionär sei Chinas Notenbank, die ein Gesamtvermögen von US$3,9 Billionen verwalte. Die Studie weise darauf hin, dass die PBoC nun seit kurzem dazu übergegangen sei, Minderheitenbeteiligungen direkt von europäischen Unternehmen zu kaufen. Ein Grund für die chinesischen Auslandsinvestitionen sei nicht zuletzt auch eine Absicherung gegenüber dem US-Dollar, die Chinas eigene globale Finanzambitionen widerspiegle.

In Europa zählten die Notenbanken in der Schweiz und in Dänemark zu den großen Aktieninvestoren. Die Aktienquote der Schweizerische Nationalbank (SNB) betrage 15 Prozent. "Wir investieren jetzt in die Aktien von großen, mittleren und kleinen Unternehmen in den entwickelten Ländern weltweit." So Thomas Jordan, Chef der SNB. Ende letzten Jahres hatte das Aktienportfolio der Dänischen Zentralbank einen Wert von US$500 Millionen.

Insgesamt hätten öffentliche Investoren weltweit in den letzten Jahren ihre Investitionen um zuletzt US$1 Billion erhört. Allerdings weise die Studie weder aus, wie hoch die Investitionen in den Jahren zuvor waren, noch wie sich die Anteile der Zentralbanken und anderer Investoren, wie z.B. Staatsfonds oder Pensionsfonds, zueinander verhalten.

Die Studie komme aber zu dem Schluss: "Dieser Trend könnte möglicherweise zu einer Überhitzung der Vermögenspreise beitragen."

Der MSCI-Aktienindex steigt, während die Erwartungen für das Weltwirtschaftswachstum sinken. Quelle: Zerohedge.

Fazit

Die Notenbanken kaufen Aktien, weil ihre eigene Geldpolitik ihnen die Gewinne aus Zinseinnahmen verhagelt. Aber Notenbanken sind keine Investoren wie alle anderen. Wenn sich ein privater Fonds verspekuliert, verschwindet er vom Markt. Wenn sich eine Notenbank verzockt, wird das als Gefährdung des Finanzsystems selbst gewertet. Da es die Aufgabe der Notenbanken ist, die Stabilität des Finanzsystems zu garantieren (mit diesem Argument rechtfertigen sie alle ihre geldpolitischen Abenteuer), darf es folglich nicht zu einem Crash am Aktienmarkt kommen. So werden aus "Investitionen" am Aktienmarkt letztlich massive Interventionen.

Die spannende Frage für Aktionäre dürfte sein, ob die Notenbanken, die nur ein Player am Aktienmarkt sind, denn wenigstens eine Korrektur am Aktienmarkt zulassen werden oder ob sie die Blase so weit aufblasen, bis sie mit einem gewaltigen Knall explodiert. Ich persönlich halte trotz der Interventionen der Notenbanken eine Korrektur am Aktienmarkt für plausibel.

Quelle: StockCharts.com

Ihr Thomas Rausch

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.