Erdgaspreise steigen wieder: Ungarn sucht nach Gas im eigenen Land und neuen Lieferanten

Erdgaspreise steigen wieder: Ungarn sucht nach Gas im eigenen Land und neuen Lieferanten picture alliance / Zoonar / Maksym Yemelyanov

CanCambria Energy kommt bei der Exploration des Tiefengasprojekts Kiskunhalas in Ungarn rasch voran. Im September genehmigte die ungarische Aufsichtsbehörde den technischen Betriebsplan für die Bohrungen sowie den Abschluss der geplanten Bohrungen CC-Ba-É-2 und CC-Ba-É-3 innerhalb der Ba-IX-Lizenz des Unternehmens. Dadurch können die Geologen mit den Bohrungen und der Fertigstellung der ersten beiden Erkundungsbohrungen fortfahren.

CanCambria treibt Kiskunhalas-Gasprojekt voran

Dr. Paul Clarke, Präsident und CEO von CanCambria, sieht in der Genehmigung einen "Meilenstein, um das Ba-IX-Feld auf dem Weg zu einer möglichen Kommerzialisierung voranzubringen."

Mit den Bohrungen CC-Ba-É-2 und CC-Ba-É-3 sollen mehrere Abschnitte in einem mehr als 1.000 Meter langen, mit Gas gefüllten Lagerstättenabschnitt getestet werden. Die gesammelten Daten sollen Aufschluss über das Produktionspotenzial und die Leistungsfähigkeit der Lagerstätte geben, die Ressourcenschätzungen verfeinern und die laufende Bewertung der Ba-IX-Lizenz für eine mögliche zukünftige Erschließung unterstützen.

Gasexploration ist derzeit ein gefragtes Geschäftsmodell: Die Gaspreise in Europa steigen wieder und könnten ihre über die Sommermonate vollzogene Bodenbildung abgeschlossen haben. "Die Erdgaspreise in Europa verzeichneten angesichts von Versorgungsrisiken und günstigen Wettervorhersagen den größten Tagesanstieg seit Mitte Juni", berichteten die ING-Analysten Ewa Manthey und Warren Patterson in einer Notiz vom 7. Oktober. "Die Preise bleiben angesichts der anhaltenden Risiken für die Versorgung und der Erwartung kälterer Wetterbedingungen, die die Nachfrage ankurbeln, gestützt."

Erdgaspreise am TTF steigen wieder: Abkopplung von Russland geplant

Die Wettervorhersagen deuten auf ungewöhnlich niedrige Temperaturen in den kommenden Monaten hin, wodurch sich die Auffüllung der europäischen Speicher verzögern könnte. Derzeit sind die EU-Lager zu knapp 83 % gefüllt – weniger als mit 94,4 % zum gleichen Zeitpunkt des letzten Jahres und auch weniger als der Fünfjahresdurchschnitt von 90,4 %.

Zu den Versorgungsrisiken gehört die geplante Abnabelung des Kontinents von russischen Lieferungen: Die EU plant, Öl- und Gasimporte aus Russland möglichst vollständig zu substituieren.

Am 8. Oktober einigten sich die Botschafter der EU-Länder auf einen Plan zur Einstellung der Importe bis 2028. Ein Gesetzentwurf soll den Ministern bis zum 20. Oktober vorgelegt werden. Ab Januar 2026 würden im Fall einer Umsetzung des Entwurfs die russischen Gasimporte im Rahmen neuer Verträge schrittweise eingestellt, ab Juni 2026 dann im Rahmen bestehender kurzfristiger Verträge und im Januar 2028 im Rahmen langfristiger Verträge.

Ungarn übte zwar Kritik an dem Entwurf, da es – ebenso wie unter anderem Frankreich und Belgien – noch russische Lieferungen bezieht. Das Land importiert derzeit jährlich etwa 4,5 Milliarden Kubikmeter russisches Gas im Rahmen eines langfristigen Vertrags, der bis 2036 läuft. In der Praxis kauft Ungarn sogar mehr Gas, als der Vertrag vorsieht: Im vergangenen Jahr bezog Ungarn 7,5 Milliarden Kubikmeter russisches Gas, hauptsächlich über die Turkstream-Pipeline, die über die Türkei und Serbien führt.

Die Pläne dürften jedoch in der vorliegenden oder einer leicht abgewandelten Form durch eine qualifizierte Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten angenommen werden. Danach müssen EU-Mitgliedstaaten und Parlamente über das endgültige Gesetz verhandeln.

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Ungarn schließt mehrere Deals zur Diversifizierung der Energieversorgung ab

Die jüngsten Schritte Budapests in der Energiepolitik sprechen jedoch dafür, dass Ungarn sich in der Energiepolitik neu ausrichtet und die Bedeutung russischer Lieferungen zumindest weiter reduzieren will.

Deutlich wurde dies etwa während des Besuchs des stellvertretenden ungarischen Staatssekretärs für die Entwicklung der Ostbeziehungen, Ádám Stifter, in Turkmenistan. "Ungarn ist auf Gasimporte aus verschiedenen Ländern angewiesen, und wir sehen Turkmenistan mit großer Hoffnung. Wir erwarten, dass Turkmenistan in naher Zukunft zu einem Gaslieferanten für Europa und insbesondere für Ungarn wird", so Stifter.

Analysten sehen darin einen bemerkenswerten Shift Budapests. Natalia Milchakova von Freedom Finance Global etwa kommentierte: "Ungarn und die Slowakei sind seit langem auf russisches Öl und Gas angewiesen, aber der veränderte Tonfall Budapests deutet darauf hin, dass man die Versorgungswege diversifizieren will."

Ob es zu Lieferungen aus Turkmenistan – das über die viertgrößten nachgewiesenen Gasreserven der Welt verfügt, bislang aber primär nach China liefert – tatsächlich kommen wird, bleibt abzuwarten. So müsste turkmenisches Gas wahrscheinlich durch Aserbaidschan oder den Iran geleitet werden – oder durch die TurkStream-Pipeline, an der Gazprom beteiligt ist.

Dennoch: Die Bemühungen zur Diversifizierung sind unverkennbar. Nur wenige Tage vor dem Besuch in Turkmenistan hatte Ungarn mit dem französischen Unternehmen Engie den bisher längsten Vertrag über Flüssigerdgas (LNG) mit einer Laufzeit von zehn Jahren unterzeichnet. Ab 2028 werden dadurch 4 Milliarden Kubikmeter LNG nach Ungarn fließen. Der Vertrag läuft bis 2038.

Anfang September hatte Ungarn eine Vereinbarung mit dem britischen Energiekonzern Shell über den Kauf von 200 Millionen Kubikmetern pro Jahr ab 2026 besiegelt. Die Deals mit Shell und Envie dürften etwa 7,5 % des jährlichen Gasbedarfs Ungarns von acht Milliarden Kubikmetern decken.

Mehr Deals wie mit Envie und Shell, dazu neue Lieferanten wie Turkmenistan und die inländische Gasexploration: Dieser Mix könnte Ungarns Abhängigkeit von russischem Gas beenden und dem Land ermöglichen, die Vorgaben aus Brüssel zu erfüllen.

CanCambria sieht in Ungarn "einen der strategisch wichtigsten Energiemärkte"

CanCambria Energy jedenfalls sieht sich "in einem der strategisch wichtigsten Energiemärkte der Welt gut positioniert", wie das Unternehmen kürzlich in einem Medienbeitrag betonte. "Große Landflächen, nachgewiesene Ressourcen und ein klarer Entwicklungsweg schaffen eine überzeugende Investitionsmöglichkeit."

CanCambria war im August auf der Energieinvestmentkonferenz EnerCom vertreten – und dort nach Aussagen der Initiatoren das einzige Unternehmen, "das eine große Wachstumsstory in Europa zu erzählen hat", hieß es in einem Interviewbeitrag. "Dank starker staatlicher Unterstützung und der Anerkennung des Bedarfs an Öl und Gas in der Region ist CanCambria gut aufgestellt, um von der Energienachfrage in Europa zu profitieren."

Das Unternehmen selbst betonte in diesem Kontext die "günstigen makroökonomischen Bedingungen in Europa" (gemeint sind die hohen Gaspreise im Vergleich zu Nordamerika) und die Vorzüge des Standortes Ungarn: "Professionelle Vorschriften für die Industrie, führende Steuerbedingungen und ein hervorragender Gasmarkt."

Das durch CanCambria explorierte Projekt Kiskunhalas liegt im Pannonischen Becken und könnte für Ungarn nach Auffassung des Unternehmens ein "Gamechanger" sein. Laut einer Ressourcenbewertung aus dem Frühjahr umfasst die Lagerstätte eine bedingte Ressource von 627,4 Milliarden Kubikfuß (BCF) Erdgas und 66,5 Millionen Barrel (MMBBL) Kondensat/Flüssiggas (NGL) netto für das Unternehmen, dazu eine risikobehaftete förderbare bedingte Nettoressource von 501,9 BCF Erdgas und 53,2 MMBBL Kondensat/NGL.