Energiepolitik: Ungarn will zum Gas-Umschlagplatz werden
Chris Cornelius, Chairman und CEO von CanCambria Energy (ISIN: CA13740E1079, WKN: A3EKUB), erhält in diesen Tagen vermehrt Presseanfragen. Oft dreht es sich dabei um den Börsengang: Seit dem 29. Oktober sind die Aktien durch ein Direct Listing an der TSX Venture Exchange notiert. Die Notierung an deutschen Börsenplätzen steht für die nähere Zukunft auf dem Plan.
Doch wie der CEO berichtet, fragen Medienvertreter auch immer öfter nach einer Einschätzung aus erster Hand zu einem anderen Thema: Ungarns künftiger Rolle in der europäischen Energiepolitik. Verwundern kann dies kaum, bearbeitet CanCambria mit dem Tight Gas Sandprojekt Kiskunhalas im Süden Ungarns doch einen nicht unwesentlichen Teil dieser ungarischen Energiezukunft.
Ungarn: Energiepolitik unter anderen Vorzeichen
In Ungarn ist die Energiepolitik wie in ganz Europa eines der bestimmenden Themen – allerdings unter etwas anderen Vorzeichen. In rund 80 % der Gebäude in Ungarn wird die Energieversorgung mit Erdgas betrieben. 80-85 % des Erdgases im Land werden aus Russland importiert. Obendrein entfallen 80 % der Rohölimporte auf Russland.
Trotz des Ukrainekriegs besteht seit 2021 ein Gasliefervertrag über 15 Jahre mit jährlich 4,5 Mrd. Kubikmetern, der 2023 aufgestockt wurde. Damit unterscheidet sich die ungarische Energiepolitik wesentlich von der in den vielen anderen europäischen Ländern, die eine Abkehr von russischen Energielieferungen anstreben und diese teilweise auch bereits vollzogen haben.
Die ungarische Energiepolitik folgt einer anderen Ausrichtung. Vergleichbar mit den Bestrebungen der Türkei versucht Budapest, eine neue – gewichtigere – Rolle auf den europäischen Energiemärkten einzunehmen.
Ungarn bezieht russisches Gas über die TurkStream-Pipeline, die von der südrussischen Küstenstadt Anapa durch das Schwarze Meer bis zum türkischen Ort Kıyıköy im europäischen Teil der Türkei sowie nach Bulgarien verläuft. Von dort aus gelangt das Gas auch nach Ungarn.
Die Lieferungen über TurkStream werden – da sind sich Marktteilnehmer weitgehend einig – auch weiterhin laufen. Anders die Lieferungen über die Pipeline, die von Russland durch die Ukraine in die Slowakei verläuft: Dieser Vertrag läuft zum Jahreswechsel aus.
Budapest strebt neue Rolle auf dem europäischen Energiemarkt an
TurkStream gewinnt dadurch zwangsläufig an Bedeutung. Daten des Gas Exporting Countries Forum zufolge stiegen die Gasimporte nach Europa über die TurkStream-Pipeline im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 54 %.
Dadurch gewinnt auch der ungarische Gasmarkt an Gewicht. "Da der Wettbewerb um Gas zwischen den Hubs zunimmt, ist Ungarn einzigartig gut versorgt, was die Versorgungsrisiken in der Region verringert", schrieben Analysten von S&P Global Commodity Insights in einem Bericht im August. Der Bedeutungszuwachs lässt sich auch an der wachsenden Liquidität am ungarischen MGP-Hub ablesen.
Die Nachfrage nach ungarischem Gas ist groß. Die Verbindungskapazitäten mit vielen Nachbarländern waren bereits im Sommer bis zum Jahresende ausgebucht: Die geografisch weniger günstig gelegenen Länder Mittel- und Osteuropas füllen ihre Gasspeicher.
Deshalb arbeitet Ungarn in Kooperation mit regionalen Partnern an einem Ausbau der Infrastruktur. Das wohl wichtigste Projekt in diesem Rahmen ist der "vertikale Korridor", eine Pipeline zwischen Griechenland und Bulgarien, Rumänien, Ungarn, der Slowakei, Moldawien und der Ukraine.
Das Konzept eines Energieumschlagplatzes wird durch weitere Vereinbarungen und Infrastrukturprojekte entschieden forciert.
Im August 2023 unterzeichnete das ungarische Unternehmen MVM einen Vertrag mit dem türkischen Unternehmen Botas über zusätzliche Gaslieferungen.
Auf der kroatischen Insel Krk wird die Kapazität eines schwimmenden LNG-Terminals bis 2025 fast verdoppelt. Dabei gelangen erhebliche Mengen regasifizierten Erdgases in das ungarische Gasnetz.
Darüber hinaus soll im Jahr 2027 im rumänischen Schwarzen Meer das große Unterwasser-Gasfeld "Neptun Deep" ans Netz gehen, dessen Reserven auf 100 Mrd. Kubikmeter geschätzt werden. Ungarn beabsichtigt, Gas aus diesem Feld zu beziehen.
2024 schloss Ungarn ferner ein Abkommen mit Aserbaidschan. Der staatliche ungarische Energiekonzern MVM erwarb einen 5-prozentigen Anteil am aserbaidschanischen Gasfeld Shah Deniz. Die jährliche Produktion auf dem Feld im Kaspischen Meer liegt bei rund 29 Mrd. Kubikmetern, Ungarns Anteil entspricht einer jährlichen Versorgung mit 1,5 Milliarden Kubikmetern Erdgas.
Auch eigene Rohstoffvorkommen rücken in den Blickpunkt
Neben Liefervereinbarungen mit dem Ausland und grenzüberschreitender Infrastruktur forciert Ungarn jedoch auch den Abbau von Rohstoffen im eigenen Land. Der Schwerpunkt der Erdgasförderung liegt im Süden des Landes. Die Hauptgasfelder sind Makó, Battonya und Üllés. Zur Bewältigung des 2022 ausgerufenen "Energienotstandes" soll u.a. die heimische Gasproduktion auf mindestens 70 Mrd. Kubikfuß gesteigert werden.
Mit den inzwischen höheren Weltmarktpreisen können nun viele bekannte Gasfelder in Ungarn, deren Förderung sich früher nicht lohnte, eine wirtschaftliche Produktion aufnehmen. Vor allem im südlichen Ungarn befinden sich Gebiete mit hohem unerschlossenen Öl- und Gaspotenzial.
Auf einem dieser künftigen Gasfelder arbeitet Chris Cornelius von CanCambria Energy mit seinem Team. Durch die Erschließung von Projekten wie Kiskunhalas könnte ein größerer Teil der ungarischen Gasversorgung durch eigene Produktion gedeckt werden. Dadurch entfalten die internationalen Liefernetzwerke größere Wirkung im Hinblick auf die künftige Belieferung europäischer Märkte durch Ungarn.
Projekte wie Kiskunhalas könnten Ungarn unabhängiger von Energieimporten machen
Das Kiskunhalas-Projekt von CanCambria liegt im Pannonischen Becken. In diesem etablierten Erdöl- und Erdgasgebiet sieht Ungarn einen Teil seiner Energieversorgung der Zukunft. Potenzial sehen Geologen in der Erschließung großer und tiefliegender Tight Gas-Sandsteinlagerstätten. Vor allem die tieferen Beckenfüllungen über 2.500m hinaus wurden bislang kaum exploriert.
Dies plant CanCambria zu ändern: Für 2025 ist eine 3.500m tiefe Hochdruck- und Hochtemperatur-Vertikalbohrung vorgesehen. Geplant ist für kommendes Jahr auch die Errichtung von Anlagen mit Durchflussprüfungen. 2026 soll dann die Phase von Erschließungsbohrungen zur Projekterweiterung folgen. Gefördert werden soll bei Kiskunhalas auch mittels Fracking – der Methode also, die den nordamerikanischen Gasmarkt regelrecht umwälzte.
CanCambria Energy hat für das Jahr 2023 eine unabhängige Bewertung von Contingent Resources veröffentlicht. Die Ressourcenschätzung basiert auf einer Schätzung aus vier Gassandzonen über eine Fläche von 3.000 Hektar. Die Brutto-Contingent Resources (2C) fallen mit knapp 1,1 Bio. Standardkubikfuß an Erdgas und 99,1 Mio. Barrel Erdgaskondensat umfangreich aus.
Ein Ressourcenupdate – mit dem wirtschaftlich förderbare Reserven ausgewiesen werden könnten – ist im Vorfeld des 2025er Bohrprogramms nicht vorgesehen. Die Arbeiten finden derzeit an anderer Stelle statt.
In der ersten Jahreshälfte 2024 wurden Daten aus seismischen 3D-Vermessungen gewonnen sowie eine petrophysikalische Modellierung erstellt. Derzeit werden die Daten analysiert. 2025 sollen dann u.a. Modellierungen folgen, die die Grundlage für das Bohrprogramm bilden.
Die Entscheidung von CanCambria für den Kauf von Kiskunhalas fiel 2023 – und sie fiel nicht zufällig. So "unterstützt die bestehende Pipeline-Infrastruktur mit leicht verfügbaren Abnahme- und Lagerkapazitäten in der gesamten Region nun die Erkundung, Bewertung und Erschließung", erläutert das Unternehmen.
Kiskunhalas passt in das strategische Profil des Explorers. Im Fokus stehen Projekte von höchster technischer Qualität, geringem Risiko und mit direktem Zugang zu profitablen Märkten. Chris Cornelius ist ebenso wie der Rest des Managements davon überzeugt, dass das Projekt in den nächsten 10 Jahren einen bedeutenden Beitrag zur Erdgasversorgung Ungarns und der EU leisten kann.